Donnerstag, 16. Juli 1914

 

Pünktlich vor dem Beginn des Julimonates ist diesmal wieder ein Hitzesommer über Deutschland und den größten Teil Europas gekommen, der in mancher Hinsicht an die große Wärme- und Dürreperiode des Jahres 1911 erinnert. ...

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten")

Die Hundstage haben gestern ihren Anfang genommen. Allgemein nennt man die Tage vom 15. Juli bis 15. August die Hundstage. Sie führen ihren Namen daher, daß mit ihrem Beginn der Hundstern oder der Sirius die Stelle des Horizonts einnimmt, an dem die Sonne aufgeht. Die Hundstage zeichnen sich meistenteils durch reichliche Gewitterneigungen aus. Hypokrates, der griechische Arzt, will außerdem festgestellt haben, daß in diesen Tagen die größte Anzahl Gallenkrankheiten des ganzen Jahres zu verzeichnen sind. Ob der Mann Recht hat, mag dahingestellt bleiben.

Redet man im Gegensatz zu der „Hundekälte“ nunmehr von einer hundsmäßigen oder einer Bullenhitze, so mag dem von der Hitze betroffenen Mitteleuropäer angeraten werden, sich nicht allzusehr über die Hitze zu beklagen. Schließlich ist der Sommer ja dafür da. Am besten nimmt man die Sache von der humoristischen Seite, und da hat man ja bei seinen lieben Mitmenschen Gelegenheit genug, Beobachten über die Wirkungen der Hitze auf das jeweilige Temperament anzustellen. ...

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Aus der Frauenwelt.

Im Saale der Frau Witwe Tönnes fand die erste Versammlung der Mitglieder des Katholischen Frauenbundes im Bezirk Poppelsdorf statt. Der Zweigverein Bonn hat sich im letzten Jahre namentlich infolge der Volkspropaganda ungeahnt schnell ausgebreitet. Er wuchs in dieser kurzen Zeit von etwa 500 auf 1500 Mitglieder, hat also 1000 neue Mitglieder gewonnen. Dieses Wachstum beweist mehr als alles andere die Zugkraft der Idee eines Zusammenschlusses aller katholischen Frauen zum Zwecke einer gründlichen Einführung in alle Aufgaben der Gegenwart, die ja auch das Leben der Frau mannigfach beeinflußt und verändert. Eben dieser Schulung dienen die Veranstaltungen des K. F. B. , sowohl die großen gemeinsamen Versammlungen als auch die Vorträge innerhalb der einzelnen Bezirke, deren der Bonner Zweigverein 6, bezw. 7 eingerichtet hat.

In der 1. Bezirksversammlung in Poppelsdorf sprach Frl. Oberlehrerin Weber aus Köln über „Frauenarbeiten und Frauenziele“. Die Rednerin legte dar, daß eine Schulung der Frauen für die Pflichten und Aufgaben der Gegenwart heute dringend notwendig sei. Die Erscheinungen der Zeit reichen mit 1000 Fäden hinein in den Wirkungskreis der Frau. Steigerung der Preise für die Lebensmittel, Versicherungen, Wahlen, Steuerzettel etc. etc. stellen sie immer wieder vor die Fragen: „Warum? Wozu?“ Die denkende Frau verlangt Aufklärung in all diesen Dingen. Wenn wir sie ihr nicht geben, so wird sie ihr von anderer Seite zuteil; denn eben diese Fragen geben der Sozialdemokratie willkommenen Anlaß, ihre verhetzenden und verbitternden Ideen auch in unsere Frauenwelt hineinzutragen, und ihr den Frieden, der doch das Glück der Familie einzig begründet, zu rauben. Wenn wir sehen, wie Scharen unserer Mitschwestern dieser Partei anheimfallen, dann ist es unsere heilige Pflicht, zuzugreifen und nicht zu zögern, damit uns nicht das niederschmetternde Wort „Zu spät!“ entgegenschallt, das so oft unser bestes Wollen zunichte macht. Es ist leichter, 100 Menschen für das Gute gewinnen und begeistern, als nur einen Verlorenen zurückführen. Zum Schlusse ermahnte die Rednerin zum Beitritt und zur Mitarbeit im K. F. B. Ihre Wort fanden bei den Anwesenden volles Verständnis und bereitwillige Aufnahme. Der schöne Erfolg des Abends gibt allen den Ausblick auf eine weitere Entfaltung des Bezirks, der nun schon auf 146 Mitglieder angewachsen ist. Anmeldungen zum Beitritt in den Katholischen Frauenbund werden stets gerne entgegengenommen in der „Stellenvermittlung des K. F. B.“, Martinstraße 3.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Vorabendausgabe, Rubrik „Vereins-Nachrichten“)