Dienstag, 24. November 1914

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 24. November 1914Weihnachtsliebesgaben. Wir machen auf den Aufruf an die „Deutschen Frauen und Männer“ des Herrn Oberbürgermeister aufmerksam und hoffen, daß viele Bonner Frauen und Männer viel und gut geben, damit auch unsere tapferen Krieger, die in diesem Jahre Weihnachten im Felde verleben müssen, wissen, daß wir Zurückbleibenden stets ihrer gedenken. Gebt reichlich und gut.

Vaterländische Reden und Vorträge. Mittwoch abend 8¼ Uhr Herr Professor Dr. Ritschl in der Aula des Städtischen Gymnasiums über den „Krieg und das Christentum“.

Lichtbilder-Vortrag der Ortsgruppen des Deutschen Wehrvereins. Am Samstag, den 28. November, abends 8 Uhr wird Herr Redaktör Dr. phil Klutmann im Bonner Bürgerverein einen Vortrag halten: „Auf den Spuren der Marschlinie durch die Argonnen“. Wir verweisen auf die heutige Anzeige.

Ein Appell an die Landwirte. Die Landwirtschaftskammer für das Großherzogtum Hessen hat die Landwirte aufgefordert, möglichst alle für Verkaufszwecke verfügbaren Kartoffeln sofort zum Markt zu bringen und abzugeben. Die Landwirtschaft wolle und müsse zeigen, daß sie mit der Stadtbevölkerung einig bleiben wolle. – Vielleicht erläßt auch unsere rheinische Landwirtschaftskammer einmal eine ähnliche Kundgebung.

Die Ausfuhr von Eiern aus dem Festungsbereich Köln wird durch eine Verfügung des Guvernörs wieder erlaubt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 24. November 1914Höchstpreise für Speisekartoffeln festgesetzt. Aus Berlin, 23. Nov., meldet uns das Wolff-Bureau amtlich: Der Bundesrat hat in seiner heutigen Sitzung Höchstpreise für Speisekartoffeln festgelegt: die Preise gelten für den Kartoffelproduzenten. (...) Die Höchstpreise sind für Speisekartoffeln der besten Sorten (...) in West- und Süddeutschland 3,05 Mk. für den Zentner. (...) Die Festsetzung von Höchstpreisen für Futter- und Fabrikkartoffeln ist in Vorbereitung. Die Verordnung über die Höchstpreise für Speisekartoffeln tritt am 26. November 1914 in Kraft.

Die Verbandstation am Güterbahnhof soll verlegt werde und zwar in den Eisenbahngarten an der Quantiusstraße, wo mit dem Barackenbau bereits begonnen worden ist.

Die Einsender von Feldpostbriefen bitten wir, uns möglichst nur Abschriften des Originals unter Weglassung familiärer Angaben zu senden.
    Von Gedichten, die man uns einsendet, behalte man stets eine Abschrift zurück, damit sich die Rückfrage nach nicht gedruckten Manuskripten erübrigt.
   Ebenso verfahre man bei Sprechsaal-Artikeln.

Liebesgaben für die 160er. Die Bonner Kriegsfreiwilligen des 1. und 3. Bataillons, Inf.-Regt. Nr. 160, bitten auch ihrer zu gedenken, da bisher alle Liebesgaben dem 2. Bataillon zugute gekommen seien.

Anzeige im General-Anzeiger vom 24. November 1914Bonner Wehrbund. Das herrliche frostklare Wetter hatte am Sonntag nachmittag zahlreiche Spaziergänger auf den Exerzierplatz hinaufgelockt, um den frischen Exerzierübungen des Bonner Wehrbundes zuzuschauen. Auf den verschiedensten Teilen des Platzes sah man die einzelnen Abteilungen des Wehrbundes ihre Formationen entfalten und wieder zusammenziehen, bis eine Vereinigung der sämtlichen Abteilungen zur vollen Stärke einer Kompagnie zu Uebungen der Bewegung in größerer Masse führte. In einer feurigen Ansprache erinnerte dann Herr Professor Brinkmann an die ergreifende Episode aus dem Kriege 1870/71, bei der die Fahne der 61er unter so ehrenvollen Umständen verloren ging. Bei beginnender Dämmerung wurde noch eine Gelände-Uebung gemacht, die unter Verlust einiger Patrouillen für die siegreiche Partei mit einer vom Gegner nicht bemerkten Beschleichung und Erstürmung Ippendorfs endigte. Gegen 7 Uhr zogen die einzelnen Abteilungen des Wehrbundes mit frohem, frischem Gesang wieder in die Stadt ein.

Ein echter deutscher Junge. Man schreibt uns aus Godesberg: Am Donnerstag nachmittag beobachtete ich auf dem Bonner Bahnhof eine älteren Herrn, der eifrig auf einen jungen Pfadfinder einsprach. Unwillkürlich lauschte ich dem Gespräch und dabei hörte ich, wie der Herr sich beim dem Jungen bedankt. Allem Anschein nach hatte dieser das Gepäck des alten Herrn zur Bahn gebracht. Für diese Gefälligkeit überreichte der Herr dem jugendlichen Pfadfinder eine Tüte Anzeige im General-Anzeiger vom 24. November 1914Bonbons mit dem Bemerken, er solle sie sich gut schmecken lassen. Militärisch grüßend schob der Junge mit verlegenem Lächeln die Bonbons in ein Körbchen mit Liebesgaben, die für die durchfahrenden Soldaten bestimmt waren. Ein Paketchen Kakes, das der Herr ihm nunmehr reichte, um diese aber für sich zu behalten, wanderte ebenfalls in der Körbchen. „Aber das müssen Sie doch für sich behalten“, bemerkte der Herr. Doch treuherzig erwiderte der Junge: „Die Soldaten essen es auch gern.“ Er grüßt darauf militärisch und läuft zu dem einfahrenden Zug, um den Soldaten seine Liebesgaben auszuteilen. Das uneigennützige Handeln des Jungen rief bei den Zeugen des Vorfalles sichtliche Freude hervor.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 24. November 1914Kathol. Verein Bonn, e.V. Mit einer gut gelungenen partiotischen Abendunterhaltung haben wir im Kriegsjahr 1914 unser 51. Stiftungsfest recht zeitentsprechend gefeiert. Das feierliche Hochamt in der Stiftskirche, sowie die Generalversammlung erfreuten sich auch eines guten Besuches. Unter anderem wurde beschlossen, unseren Kleinen die Nikolausfreude auch in diesem Jahre nicht entgehen zu lassen. Gestern abend ½9 Uhr erfreute Herr Bürovorsteher Schnitzler uns durch einen sehr interessanten und belehrenden Vortrag: „Der Krieg und das Völkerrecht“.

Weihnachtspakete für unsere Truppen. Wir machen noch einmal darauf aufmerksam, daß in der Zeit vom 23. bis 30. November Weihnachtspakete für alle im Felde stehenden Heeresangehörigen, d.h. für alle zum Kriegsdienst eingezogenen Personen mit Ausnahme der sich in festen Standorten in der Heimat befindlichen, abgesandt werden können. Vermag der Absender das Armee-Reserve- oder Landwehr-Korps oder die Armee, denen der Paketempfänger angehört, nicht anzugeben, so kann das Paket bei der Post ohne solchen Zusatz ausgeliefert werden. Das Paketdepot wird dann durch die Post nachgetragen. Dies gilt insbesondere auch für mit Namen bezeichnete Verbände, für Kavalleriedivisionen und Landsturmformationen. An die in festen Standorten stehenden Truppen sind die Pakete jederzeit nach den allgemeinen Postvorschriften zulässig.

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 24. November 1914Einen Aufruf zur Spendung von Weihnachtspaketen für unsere Krieger erläßt Oberbürgermeister Spiritus im Anzeigenteil dieser Nummer. Wir empfehlen den Aufruf besonderer Beachtung.

Auf St. Josef auf der Höhe hatten die dort untergebrachten Verwundeten einen recht gemütlichen Sonntag. Es ist den Veranstaltern der Abendunterhaltung gelungen, den, das Geschick des Krieges betroffenen Landsleuten einige stimmungsvolle Stunden zu bieten. Nicht nur, daß viele Verwundete der Veranstaltung beiwohnten, es hatten sich auch die Jungens von der Höhe und viele Freunde und Anhänger der guten Sache eingefunden. Ein reiches, 18 Nummern starkes Programm bot sehr viel des Guten. Die Gesangsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr ist sehr gut geschult, sie sang ihre Chöre mit prächtigem Stimmaterial wohlabgerundet und schön. Das Trompeterkorps der Freiw. Feuerwehr sorgte für eine ausgezeichnete Stimmung. Von den Solovorträgen erwähnen wir die ernsten und ergötzlichen Rezitationen des Herrn Spielleiters Ferchland und die ansprechenden Tenorsolis des Herrn Müller. Die Herren Klütsch und Wierling ließen humoristische Vorträge vom Stapel, welche sehr dazu beitrugen, die Gemütlichkeit zu heben. Es ist beabsichtigt, noch öfters derartige Veranstaltungen zu arrangieren.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)