Samstag, 5. September 1914

 Die deutschen Truppen haben Reims und Amiens erobert, ein militärischer Erfolg, der von den Bonner Zeitungen bejubelt wird.

 

Der Zweigverein Bonn des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins hat an den stellvertretenden Vorsitzenden des Aufsichtsrats der A.G. Grand Hotel Royal eine Eingabe gerichtet, den Namen des Gasthofes zu ändern. Wir können wegen Raummangel den Wortlaut dieser Eingabe erst morgen veröffentlichen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten")

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 5. September 1914In der gestrigen Stadtverordnetensitzung wurde nach einer Ansprache unseres Oberbürgermeisters einstimmig beschlossen, eine Sammlung für Kriegshilfe in der Stadt zu veranstalten, um die Not in den Familien der zum Heer Einberufenen und sonstigen Bürger, die an den Folgen des Krieges leiden, zu lindern. (…) Der für die geheime Sitzung vorgesehene Punkt der Tagesordnung: Theaterbetrieb für den kommenden Winter wurde in öffentlicher Sitzung verhandelt. Es entspann sich eine sehr lebhafte Aussprache namentlich darüber, ob der Theaterbetrieb in diesem Winter eröffnet werden solle oder nicht. Der Oberbürgermeister war in einer längeren Ansprache gegen eine Eröffnung der Spielzeit und begründete dies damit, indem er auf den Ernst und die Not der Zeit und auch auf die finanzielle Lage der Stadt hinwies. Hierbei trat der Verwaltungschef mit Nachdruck der Aeußerung des Herrn Oskar Simon entgegen, daß in der jetzigen Zeit in Bonn frivole Unterhaltung aufgesucht [werde]. Ein Vertagungsantrag wurde abgelehnt und schließlich die Vorlage der Theaterkommission angenommen, die eine Eröffnung des Spielbetriebs auf beschränkte Zeit vorsieht.

Stadttheater-Konzert zum Besten der im Felde stehenden Bonner Bürger und deren Angehörigen. Da fast alle Plätze des Stadttheaters zum Konzert am Sonntag, 6. September, ausverkauft sind, so soll heute Samstag, den 5. September, eine öffentliche Generalprobe zu volkstümlichen Preisen stattfinden, um allen Bürgern Gelegenheit zu geben, ihr Scherflein zu dem schönen Zwecke beizutragen. Es kommen alle Konzertnummern zum Vortrag mit Ausnahme der Klaviervorträge von Frau Elly Ney-van Hoogstraten.

 Die Verlustliste Nr. 19 wird soeben veröffentlicht. Aus Bonn und Umgegend sind keine Namen darin aufgeführt.

 Patriotische Festspiele. Ab Samstag, 5. Sept., finden im Varieté Sonne täglich patriotische Festspiele mit Reklamationen statt. Die erste Vorstellung ist zugunsten des Roten Kreuzes.

Die Freiwillige Krankenträger-Kolonne sucht noch eine Anzahl Radfahrer zur Benachrichtigung der Träger. Geeignete Persönlichkeiten (keine Schüler) werden gebeten, sich in den nächsten Tagen, vormittags zwischen 10 und 12 Uhr oder nachmittags zwischen 5 und 7 Uhr am Eilgüterbahnhof zu melden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Anzeige in der Deutschen Reichszeitung vom 5. September 1914Hilfstätigkeit. Von den im Laufe des Monats August in der Lese, der Hauptsammelstelle des Vaterländischen Frauen-Vereins Stadtkreis Bonn, eingegangenen zum größten Teil von Arbeitslosen gegen Entgelt verarbeiteten Wäschestücken usw., und aus dem Lager des Vaterländischen Frauen-Vereins in der Maargasse sind bis heute folgenden Lazaretten: Garnisonslazarett, Santa Clara, Beethovenhalle, Leoninum, St. Josefs-Hospital, Genesungsheim, Ohrenklinik, Chirurgische Klinik, Friedrich-Wilhelm-Stift, Franziskus-Hospital, Albertinum, Frauen-Klinik, Medizinische Klinik, Vereins-Lazarett Glück Auf, Verbandsstelle am Güterbahnhof und an der Weststraße, im Ganzen 886 Bettücher, 248 Deckbezüge, 364 Kissenbezüge, 400 Handtücher, 542 Hemden, 112 Paar Pantoffeln, 70 Bettschuhe, 419 Paar Socken, 365 Taschentücher, 45 Krankenanzüge, viele Operationstücher, Mitellen usw. überwiesen worden. Außerdem konnte den Lazaretten eine größere Menge von Bedarfsgegenständen wie Seife, Seifenlappen, Schreibpapier, Postkarten, Zigarren, Kissen usw. zur Verfügung gestellt werden. Die Nachfrage nach all diesen Dingen ist andauernd stark, namentlich jetzt, wo eine recht erhebliche Anzahl Verwundeter in den Lazaretten untergebracht worden ist. Der Vaterländische Frauenverein wird es daher mit Freuden begrüßen, wenn seiner Hauptsammelstelle auch weiterhin Wäsche und Gebrauchsgegenstände aller Art zufließen. Bei dem bewährten Opfersinne Bonner Bürgerschaft ist daran ja wohl nicht zu zweifeln.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)