Freitag, 18. September 1914

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 18. September 1914Eine große Anzahl franz. Verwundete, ungefähr 200, wurde Mittwoch morgen von hier nach auswärtigen Lazaretten gebracht. Im Laufe des Nachmittags und Abends kamen Verwundeten-Transporte hier an, die teils den hiesigen Lazaretten überführt, teils weitergeführt wurden.

Fußballspiele zugunsten der Kriegsspende und des Roten Kreuzes! Durch die großen Kriegsereignisse in den letzten Wochen war wenig Gelegenheit geboten, dem Fußballspiel Beachtung zu schenken. Damit nun dieser schöne Sport, der die für den Dienst des Vaterlandes heranwachsende Jugend stärkt und stählt, nicht ganz in den Hintergrund gedrängt wird, hat sich der Bonner Fußball-Verein entschossen, seine Spielzeit, dem Beispiele anderer Städte folgend, wieder zu eröffnen. Um den Spielen in dieser schweren Zeit auch einen fürs Vaterland guten Zweck zu geben, hat der Vorstand beschlossen, die bei diesen Spielen erzielten Einnahmen der Kriegsspende und dem Roten Kreuz zu überweisen. Wir sind überzeugt, daß auch viele, die bisher dem schönen Fußballsport noch fern standen, sich für die gute Sache begeistern und ihr Scherflein gerne opfern, um der Not der Mitbürger zu steuern. (...) Am kommenden Sonntag findet ein Spiel gegen die 1. Mannschaft der Bonner Borussia auf dem Richard-Wagner Platz statt. Näheres wird noch bekannt gegeben. (...)

Anzeige im General-Anzeiger vom 18. September 1914Vor dem Zuzug von Arbeitern nach Lüttich wird nochmals gewarnt. Infolge starker Arbeitslosigkeit und Stillstand der Betriebe ist dortselbst eine Beschäftigung gänzlich ausgeschlossen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

 

Den Heldentod für das Vaterland starben Musketier Hermann Haupt aus Bonn, Leutnant Dr. Franz Josef Sassen aus Bonn, Reservist Mathias Heimbach und sein Bruder Josef Heimbach, Offizier-Stellvertreter aus Kessenich.

Bonner Jungens mit dem Eisernen Kreuz. Dr. Walter Gerhardt, ein Sohn des früheren Stadtverordneten Carl Gerhardt, der als Feldwebelleutnant beim 65. Infanterie-Regiment am Kriege teilgenommen hat, ist mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet worden. Die gleich Auszeichung erhielt Malermeister H. Plenter, Reserve-Unteroffizier im Reserve-Inf.-Reg. Nr. 29.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Anzeige in der Deutschen Reichszeitung vom 18. September 1914Fast in jedem Hause (ausgenommen die Aermsten) liegt zinslos, unbenutzt, tot, Silber und Gold, mehr oder weniger; Tafelbestecke, Nippsachen, Schmucksachen, Mobiliarstücke, Lieblingssachen, in Gold und Silber von hohen und höchsten Geldwerten. – Es ist heilige Pflicht, Alles und Jedes auf den Altar unseres Vaterlandes zu legen! Diese Erfüllung heiligster Pflicht, ist und wird sein in jeder Familie für immer „die höchste Zierde, der allerschönste Schmuck, auf dem das Auge Gottes und die Augen aller edlen Menschen mit Wohlgefallen ruhen! Der Rauch des Schmelzofens von diesen Liebesgaben wird wie Dank zum Himmel steigen und herabrufen auf die edlen Familien, die Geber und Entsager dieser Ueppigkeiten von Gold und Silber zur Rettung unseres gottesfürchtigen Deutschlands, ewigen Segen des Allerhöchsten für sich und ihre Nachkommen! Leben wir einfach und ohne Prunk! Essen wir Gottes Gaben mit gewöhnlichem, geringwertigem Metall, so wird die Nahrung noch gedeihlicher wirken und weit köstlicher munden, als in Silber und Gold, umgeben von eitlem Prunk, welcher auch keinen wahren, süßen Herzenserleben in die Familien auf Erden bringt, wenn kein Segen Gottes darauf ruht! Gebe Gott, daß mit Hilfe dieser Geldmittel der blutige Krieg bald zum Siege und Ende gelange! Eine alte Bonner Dame.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

 

Anzeige in der Deutschen Reichszeitung vom 18. September 1914Eure Karten und Briefe sowie Schokolade und Zigaretten habe ich bekommen und mich sehr gefreut. Wir sind sozusagen seit 14 Tagen ununterbrochen im Gefecht und furchtbarem Granatfeuer. Unser Bataillon hat sich furchtbar geschlagen. Wir sind deshalb jetzt zur Reserve des Armeekorps. (...) Heute morgen erfuhr ich, daß Walter [Dr. Walter Gerhardt, Mackes Schwager] verwundet ist. Es soll ein Fleischschuß durch die Schulter sein und harmlos. Ich freue mich für Euch alle. Es ist ziemlich sicher, daß wenigstens Walter Euch erhalten bleibt. Ich hörte immer in der Nacht das Gefecht der 65er neben unserm und hatte Sorge um ihn. (...)

Wir haben sehr viel Regen und Kälte. Ich halte aber alles gut aus. Aber wir alle hoffen, daß der Krieg bald zu Ende geht und wir heil heimkehren. Man wird ja abgehärtet gegen alles, die französischen Verwundeten hört man seit drei Tagen in der kalten Regennacht stöhnen. Verbrannte Dörfer sind unser Quartier. Es ist gut, daß Ihr vom Krieg verschont seid. In Liebe Euer August

Chokolade, Hemd, Strümpfe und Zigarren freuen mich jederzeit. Es kann viel sein.

(August Macke an seine Ehefrau, Feldpostkarte aus Sommepy[-Tahure])