Dienstag, 22. August 1916

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 22. August 1916Die Kriegsküchen. Die Zahl der Teilnehmer an den Bonner Kriegsküchen ist infolge der Preiserhöhung von 30 auf 40 Pfg. für das Mittagessen auf über 1000 zurückgegangen; sie betrug am gestrigen ersten Tage der neuen Woche nur noch 2946. Die meisten Teilnehmer hat nach wie vor die Küche in der Sandkaule mit 995, dann folgen die im Fuhrpark mit 781, in Poppelsdorf mit 720 und in Kessenich mit 450. Der Rückgang in der Benutzung der Massenspeisung dürfte aber nur vorübergehen sein. Viele der bisherigen Teilnehmer, die nicht unbedingt auf die Kriegsküchen angewiesen sind, ist die Preiserhöhung sicherlich die äußerliche Veranlassung geworden, zur Abwechselung wieder für eine oder mehrere Wochen im eigenen Haushalt zu kochen, sie werden dann wohl wieder zur Kriegsküche zurückkehren. Die Kriegsküchen selbst scheinen ihre „Kinderkrankheiten“ jetzt wirklich überstanden zu haben. Ueber die Küche an der Sandkaule z. B. war in der letzten Woche in keiner Weise zu klagen, das Essen war an allen Tagen gut und schmackhaft, und auch von den anderen Küchen wird nichts Ungünstiges gesagt.

Die beschlagnahmten Fahrradbereifungen werden vielfach durchgeschnitten, die Schläuche auch ohne Ventile zur Sammelstelle gebracht. Solche Bereifungen werden ohne Rücksicht auf die sonstige Güte als unbrauchbar bewertet und bezahlt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 22. August 1916Beteiligung der Rentenempfänger bei den Erntearbeiten. Die Landesversicherungsanstalt „Rheinprovinz“ macht in ihren amtlichen Mitteilungen folgendes bekannt:
   
Da im Hinblick auf die augenblicklichen Arbeitsverhältnisse die Mitarbeit von Invalidenrentenempfängern bei der Einbringung der Ernte dringend wünschenswert ist, andererseits aber nicht ausgeschlossen erscheint, daß sich diese Personen vor einer Rentenentziehung hiervon abhalten lassen, so wird hiermit ausdrücklich erklärt, daß die Beteiligung an Erntearbeiten grundsätzlich nicht zu Anlaß von Rentenentziehungen genommen und etwaige Anzeigen von dritter Seite unbeachtet gelassen werden.

Die Reichsfleischkarte. Die Beratungen über die Reichsfleischkarte sind, wie wir das vor einiger Zeit schon in Aussicht stellten, nunmehr zum Abschluß gelangt, sodaß mit der Veröffentlichung der einschlägigen Bestimmungen in allernächster Zeit zu rechnen ist. Es wird ebenso, wie es jetzt vielfach bei den örtlichen Fleischkarten der Fall ist, von Monat zu Monat die Fleischmenge bestimmt werden, die sich entsprechend den vorhandenen Fleischvorräten auf ungefähr 300 Gramm pro Kopf und Woche belaufen wird. Um die Mitte jedes Monats soll die Fleischmenge bekannt gegeben werden, die für den nächsten Monat in Betracht kommt. Die Fleischkarte wird das Fleisch aller Haustiere umfassen, auch die Haushühner werden der Fleischkarte unterliegen. Frei dagegen bleiben Gänse und Enten. Lange umstritten war die Frage, wie das Wild behandelt werden sollte. Die Entscheidung ist nunmehr gefallen, daß der Fleischkarte unterliegen Rot- und Damwild, ferner Rehe und Schwarzwild, außerhalb der Karte werden verabfolgt: Hasen, Kaninchen und das jagdbare Geflügel, also Rebhühner, Wildenten und Gänse, Wasserhühner und dergleichen. In der Behandlung des Wildes wird aber voraussichtlich den Einzelstaaten eine gewisse Bewegungsfreiheit gelassen werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

      

Ein Zug Wildenten in Stärke von über 100 Stück kam am Sonntag nachmittag aus der Gegend der unteren Sie und ließ sich in der Nähe des HerselerWerthchens auf dem Rheine nieder. Es war interessant anzusehen, wie die Vögel von den Wogen des Rheines getragen, langsam rheinabwärts schwammen.

Einen ordentlichen Sonntagsbraten gedachten sich Männer aus Bonn zu holen, die in der Nacht vom Samstag auf Sonntag einem Gehöfte in Buschdorf einen Besuch abstatteten und Hühner und Kaninchen sowie außerdem Kleidungsstücke stahlen, nachdem sie einige Tage vorher das Gelände ausgekundschaftet und sich genau befragt hatten, wo Kaninchen zu „kaufen“ seien. Die Spitzbuben machten sich auf ihrer Heimreise jedoch verdächtig, wurden festgenommen und mußten nun natürlich auf den Braten verzichten.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)