Donnerstag, 10. August 1916

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 10. August 1916Bonner Volksspende. Man schreibt uns: Am 6. August 1915 traten die Vaterländischen Vereinigungen in Bonn mit einem Aufruf für die Bonner Volksspende an die Bürgerschaft Bonns heran. Die in diesem Aufruf ausgesprochene Hoffnung über die Gebefreudigkeit und die vaterländische Opferwilligkeit der Bonner Bürger hat sich erfüllt. Ueber 272.000 M. konnten bis zum 1. August d. J. der Bonner Kriegswohlfahrtspflege zugeführt werden. Nebenher brachte die ebenfalls von der Bonner Volksspende geleitete Kriegsgefangenenspende die Summe von 32.000 M. ein. Allen Bürgern, die sich in so uneigennütziger Weise in unserer großen, schweren Zeit durch opferwillige Tat hervorgetan, sei hiermit öffentlicher Dank gesagt. Die Vaterländischen Vereinigungen haben zur Erinnerung an das einjährige Bestehen der Volksspende ein von Künstlerhand geschaffenes Gedenkblatt herausgegeben, das in den nächsten Tagen den Mitgliedern der Volksspende durch die Einnehmer und an die Bonner Bürgerschaft im Dienstzimmer der Bonner Volksspende verkauft wird. [...] Das Gedenkblatt ist ein wirklich schöner Wandschmuck und eine wertvolle Erinnerung für Jung und Alt an den Opfergeist, der die Mitglieder der Volksspende in eiserner Zeit beseelte, und an den schweren Kampf, den unser Vaterland zu durchleben hat. Wir hoffen daher, da alle Bonner Bürger mit Freuden dieses künstlerische Gedenkblatt erwerben und auf diese Weise erneut der Bonner Kriegswohlfahrtspflege gedenken.
  
Das Gedenkblatt stellt 3 Gruppen dar. In der mittleren Hauptgruppe sieht man den Platz vor der Universität, wo nach der Mobilmachung die Studenten begeistert zu den Fahnen eilen und die Bonner Husaren als Freiwillige in ihren Reihen aufgenommen werden. Die linke Gruppe versinnbildlicht den Abschied des Landsturmmannes von Frau und Kind und die rechte den dröhnenden Kampf. Alle drei Gruppen sind in vollendeter Technik und Auffassung dargestellt. Das Gedenkblatt trägt die Widmung: „Die Bonner Volksspende ihren Mitgliedern 1916“.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 10. August 1916Leichenüberführung vom Kriegsschauplatz nach der Heimat. Dem Armeeverordnungsblatt entnehmen wir: 1. Laut Ziffer 8 des Erlasses vom 20. Januar 1915 gelten für die Ueberführung der Leichen der an übertragbaren Krankheiten oder an gemeingefährlichen Krankheiten Verstorbener die gleichen Bestimmungen wie im Frieden. Demnach ist die Beförderung von Leichen solcher Personen, die an Flecktyphus, Pocken, Cholera und Pest gestorben sind, erst zulässig, wenn mindestens ein Jahr nach dem Tode verstrichen ist. Zu den genannten Krankheiten treten noch Typhus und Ruhr hinzu. 2. Die Ausfertigung von Leichenpässen zur Beförderung der in den besetzten Gebieten gefallener oder an Krankheiten verstorbenen Militärpersonen nach Deutschland wird im Einvernehmen mit dem Minister des Inneren den Etappen-Inspektionen, im Bereich es Generalgouvernements Warschau und Belgien den Generalgouvernements übertragen. 3. Sofern die ärztlichen Bescheinigung über die Todesursache bei Leichen solcher Heeresangehörigen, die außerhalb der Lazarette verstorben sind, auf Schwierigkeiten stößt, kann die vom Arzt auszustellende Bescheinigung sich auf das Nichtbestehen gesundheitlicher Bedenken gegen die Rückführung beschränken.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Unser täglich Brot ... In der Ausgabe des Bonner General-Anzeigers vom 8. August beschreibt ein alter Bonner Bürger, wie er zum ersten Male des Mittags in einer Bonner Kriegsküche gegessen hat, wie es ihm und den anderen, die mit ihm aßen, so gut geschmeckt hat, und – was mir besonders gut gefällt – wie er, nachdem er gegessen hatte, im Stillen Gott und den Menschen für das Empfangene gedankt hat.
  
Als ich dies las, dachte ich daran, daß auch ich, wie die meisten Menschen, erst während dieses Kriegs erkannt habe, daß es unsere Pflicht ist, dem lieben Gott dafür zu danken, daß er uns in diesen bedrängnisvollen Zeiten bis jetzt noch so viel gegeben hat, daß wir bei weiser Einteilung, und wenn in christlicher Art ein Mensch dem anderen hilft, wie es ja auch dem Einsender ergangen ist, alle an jedem Tage genügend Nahrung erhalten können. Und als der Einsender, als er gesättigt war, dem lieben Gott dankte, so tat er etwas, woran viele Menschen gar nicht denken und wovon sie nur sehr selten sprechen – er hat gebetet –wenn es vielleicht auch nicht so geschah, wie es sein soll. Es ist wohl noch in vielen Familien üblich, daß des Mittags vor uns nach dem Essen gebetet wird, aber man sieht es nur noch selten, daß jemand, wenn er in Gesellschaft von anderen, die er nicht kennt, speist, vor und nach dem Essen betet, und zwar so, daß er sich dabei nicht scheut, es so zu tun, daß es die anderen sehen. Und so sei darauf hingewiesen, daß es für uns alle sehr segensreich sein wird, wenn wir diese schöne alte Sitte wieder aufleben lassen. Also scheuen wir uns nicht, auch beim Speisen in der Kriegsküche, vor und nach dem Essen zu beten, indem wir dabei die Hände falten, und eifern wir unsere Angehörigen und Bekannten dazu an, dies auch zu tun. Eifern wir überhaupt unseren Nebenmenschen dazu an, ihre religiösen Pflichten so zu erfüllen, wie man es uns allen in der Jugend gelehrt hat. Das ist dasjenige, das uns einzig und allein am ehesten den Frieden bringen kann. Auch einer von der alten Schule.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

    

Die Ferienspiele für Knaben und Mädchen der Volksschulen haben am Montag begonnen. Unter Führung von Lehrern und Lehrerinnen ziehen die Kinder jeden Morgen auf den Venusberg. Dort erhalten sie Frühstück, Brot mit Mus, dann wird einige Stunden gespielt und gegen Mittag werden die Kinder wieder zur Stadt geleitet.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)