Sonntag, 1. September 1918

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 1. September 1918Die Ortskohlenstelle hat zur ordnungsgemäßen Abwickelung der Kohlenversorgung, ähnlich wie auch beim Lebensmittelamt für bestimmte Lebensmittel seit längerer Zeit der Fall ist, vom 1. Oktober ab die Kundenliste vorgeschrieben. Die Verbraucher haben sich nach den heute veröffentlichten Bekanntmachungen bis zum 14. September bei einem Brennstoffhändler in die Kundenliste eintragen zu lassen. Voraussetzung der Eintragung ist, daß sie sich im Besitze eines Ausweises zum Bezuge von Brennstoffen (Kohlenkarte, Bezugsschein usw.), die von der Ortskohlenstelle auf Antrag ausgestellt werden, befinden. Auf Grund der Zuteilung des Reichskommissars für die Kohlenverteilung wird die Brennstoffversorgung der Stadt Bonn im nächsten Winter äußerst beschränkt sein. Der Zweck der Einführung der Kundenliste ist, die geringen Brennstoffmengen, welche der Stadt Bonn zugeteilt sind, möglichst gleichmäßig auf die Bezugsberechtigten zu verteilen. Nicht bezugsberechtigt und deshalb nicht eintragungsberechtigt in die Kundenlisten sind diejenigen Haushaltungen, welche einen Vorrat an Brennstoffen besitzen, insbesondere diejenigen, welche Briketts im Wege des Landabsatzes bezogen haben. Um in dieser Hinsicht eine genaue Uebersicht zu erhalten, wird vom 9. September ab durch die Angestellten und Beauftragten der Ortkohlenstelle eine Prüfung in allen denjenigen Haushaltungen stattfinden, welche nicht der Ortkohlenstelle das Vorhandensein von Vorräten bereits gemeldet haben oder bis zum 7. September melden.

Zwei russische Kriegsgefangene, darunter ein Offizier, wurden in der Nacht zum gestrigen Samstag auf der Rheinbrücke angehalten und festgenommen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Was Staatssekretär v. Hintze sagt. Lic. Weber in Bonn hatte im Namen der Evang. Arbeitervereine an Staatssekretär v. Hintze ein Schreiben gerichtet und darin die Bitte ausgesprochen, die leitenden Staatsmänner möchten doch mehr als bisher in der Oeffentlichkeit kraftvoll und entschieden gegen unsere Feinde auftreten, weil davon die Stimmung breiter Schichten unseres Volkes abhängig sei. Darauf hat er folgende Antwort bekommen: „Euer Hochwürden bestätige ich dankend den Eingang Ihres gefl. Schreibens vom 19. d. Mts. Sie haben sehr recht: wir müssen alles tun, um die Stimmung unseres Volkes zu heben. Dabei darf uns die Kirche nicht im Stich lassen; von der Kanzel herab müßte die Zuversicht auf eine siegreiche Beendigung des Krieges gestärkt werden. Ich bin glücklich, in diesem großen Ziele auf Ihre Mitarbeit rechnen zu können. Hintze.“

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Vom Vorgebirge wird uns geschrieben: Zur Zeit durchziehen Vertreter von Delikatessengeschäften, Hotels usw. unsere Ortschaften und suchen feines Tafelobst aufzukaufen. Sie bieten für auserlesene Ware ganz unsinnige Preise, Preise von 2,50 Mark bis 3 Mark pro Pfund werden gerne von ihnen bezahlt. Daß dieselben infolge solcher Preise nicht leer ausgehen und die Vorgebirgler sich dadurch zur verbotenen Ausfuhr verleiten lassen, ist leicht verständlich.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)