Dienstag, 13. November 1917

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 13. November 1917Für unsere rheinischen Krieger regen sich in den Räumen des Freiwilligen Hilfsausschusses für die Truppen (im Gebäude der Rheinisch-Westfälischen Diskontogesellschaft) wieder viele fleißige Hände: rund 18.000 Weihnachtspakete sind für sie anzufertigen. Die ständigen Helferinnen des Hilfsausschusses sind tagaus tagein damit beschäftigt, ihnen leisten Schwestern des hiesigen Vaterländischen Frauenvereins und Schülerinnen des Lyzeums willkommene Hilfe. Es soll ja auch alles nicht nur geschäftsmäßig verpackt, sondern möglichst geschmackvoll und sinnig hergerichtet werden, damit schon die Aufmachung den Empfängern von der Liebe und Dankbarkeit redet, die man in der Heimat für sie empfindet. Es werden fünf verschiedene Arten, natürlich alle gleichwertig, angefertigt; in jedes kommen ein Stück Lebkuchen mit einem Weihnachtsgruß der Bonner Vaterländischen Vereinigungen darauf, eine Pfeife mit Tabak, Zigarren oder Zigaretten, außerdem werden noch die verschiedensten Gegenstände zum Gebrauch und zur Unterhaltung in den Paketen verteilt: Lieder- und andere Bücher, Messer, Hosenträger, Bürsten, Spielkarten, Spiele, Musikinstrumente usw. Jedem Paket wird ferner ein vom Oberbürgermeister Spiritus unterzeichneter Gruß und eine Postkarte mit der Aufschrift des Freiwilligen Hilfsausschusses beigelegt. Sämtliche Pakete müssen bis 1. Dezember nach Koblenz gesandt sein, von dort werden sie zusammen mit den aus anderen Städten und Orten eingehenden an die rheinischen Regimenter der verschiedenen Fronten abgeschickt werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 13. November 1917Anzeige im General-Anzeiger vom 13. November 1917Godesberg, 12. Nov. Die nächtlichen Einbrüche und Diebstähle mehren sich gegenwärtig in geradezu beängstigender Weise. In der Deutschherrenstraße im Ortsteile Muffendorf wurde kürzlich einer Kriegerfrau der ganze Bestand von Haustieren im verschlossenen Stalle abgeschlachtet und gestohlen, bestehend aus zwei wertvollen prämierten Saanenziegen und einem Volk Hühner. Bei der Begehung der Tat benutzten die Spitzbuben zur Dämpfung ihrer Fußtritte Teppiche, die sie vorher aus einem Nachbarhause entwendet hatten. Ein am Morgen herbeigeholter Polizeihund vermochte nicht die Täter zu ermitteln. Der Kriegerfrau ist ein Schaden von 8 – 900 Mark zugefügt worden. – In die Lessingstraße hatte sich am Freitag nachmittag mit Eintritt der Dunkelheit ein Dieb in ein Wohnhaus eingeschlichen und einen Herrenpaletot nebst Regenschirm gestohlen. Auffallenderweise wurde der wertvolle Paletot vom Dieb nachher verschmäht und in einen Garten an der Römerstraße geworfen, so daß der Eigentümer ihn wieder erhielt. Die gefüllte Zigarrentasche aus dem Ueberrock und ein Paar neue Lederhandschuhe, sowie den Regenschirm hatte der Dieb jedoch zurückbehalten.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

  

Flieger-Alarm. Es wird noch einmal darauf hingewiesen, daß am Mittwoch, den 14. ds. Mts., morgens 10.30 Uhr, ein Probe-Alarm für den Fall von „Luftgefahr“ auf die Dauer von 10 Minuten stattfinden wird. Das Garnisonkommando wird die Alarmierung veranlassen, damit die Bevölkerung an einem Ernstfall gewöhnt wird und sich noch einmal überlegen kann, welche Maßnahmen in solchem Ernstfalle zu treffen sind. Die Warnungssignale werden in erster Linie durch das Sirenensignal auf der Umformerstation des städtischen Elektrizitätswerkes am Mülheimer Platz und dann durch die Dampfpfeifen der Bonner Aktion-Brauerei, der Firma Wessel, Aktionsgesellschaft Wessels Wandplattenfabrik, Soennecken, Brühlerstraße, Streck, Römerstraße, und Miesen, Dottendorferstraße gegeben. Es ist für den Probe-Alarm genau so wie im Ernstfall folgendes zu beachten:
   1. Straßen und Plätze sofort verlassen und in Häusern Schutz suchen. Dabei sei darauf hingewiesen, daß für den Probe-Alarm kein Zwang für die Hausbesitzer besteht, Schutzsuchenden Einlaß in ihre Häuser zu gewähren. Letzteres ist nur im Ernstfall vorgeschrieben.
   2. In Gebäuden obere Stockwerke nach Möglichkeit verlassen, Aufenthalt in der Nähe der Fenster gefährlich, daher Schutz hinter Pfeilern und massiven Wänden suchen.
   3. Größere Ansammlungen in einzelnen Räumen sind zu vermeiden.
   4. Straßenbahn halten, Fahrgäste und Personal aussteigen und Häuser aufsuchen.
   5. Gasleitung in Häusern und einzelnen Wohnungen abstellen.
[…]
   Es sei auch darauf hingewiesen, daß im Ernstfalle nur bis Abends 8 Uhr alarmiert wird. Von dieser Tageszeit ab und während der ganzen Nacht findet eine Alarmierung nicht mehr statt.
   Um die Schulkinder an den Ernstfall zu gewöhnen, wird auch in sämtlichen Schulen am Mittwoch während des Probe-Alarms ein sogenannter Ernstfall vorgetäuscht werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)