Internetprojekt Erster Weltkrieg in Bonn

 

Am 1. August 2014 startet die Bonner Geschichtswerkstatt ihr Internetprojekt zum Ersten Weltkrieg. Für jeden Tag, den der Krieg dauerte, werden dann exakt 100 Jahre danach lokale Nachrichten aus Bonner Zeitungen, z. T. ergänzt durch Bekanntmachungen und Werbeanzeigen, Auszüge aus Briefen und Tagebüchern, ins Netz gestellt. Auf diese Weise entsteht ein sich ständig erweiterndes Kalendarium, das Einblicke in den Bonner Alltag während des Großen Krieges gibt und zeigt, welche Auswirkungen das Kriegsgeschehen auf das tägliche Leben hatte.

Als Erstes veröffentlichen wir die von uns ausgewählten Pressemeldungen vom Juli 1914, die die Stimmung in Bonn am Vorabend des Krieges widerspiegeln. Das tödliche Attentat auf den österreichischen Thronfolger und seine Frau in Sarajewo am 28. Juni 1914, also wenige Tage vor Beginn unseres Kalendariums, hat zunächst keinen Einfluss auf den Alltag der Bonnerinnen und Bonner. Das Leben geht wie gewohnt weiter: Die sommerliche Hitze hat eingesetzt, man bereitet sich auf die Sommerferien vor, allerorten werden Sommerfeste gefeiert, Konzerte veranstaltet. In der Lokalpresse empört man sich darüber, dass das Städtische Gymnasium kein Hitzefrei gibt (15. Juli), weist darauf hin, dass das „Abkochen im Walde“ strafbar ist (17. Juli), beklagt „die Belästigungen der Nachbarschaft durch Musikautomaten und Orchesterkonzerte“ (25. Juli) und lobt, „daß der Hygiene des täglichen Lebens ... immer mehr Beachtung geschenkt wird“ (26. Juli). Der heutige Leser weiß: Nur wenig später machen eben jene Gymnasiasten eine „Notreifeprüfung“, werden die Wälder Nordfrankreichs von einer Feuerwalze zerstört, ist der Schlachtenlärm unerträglich und Hygiene für die Soldaten im Schützengraben ein Fremdwort.

Erst Ende Juli wird mit dem österreichischen Ultimatum an Serbien der Bonner Bevölkerung bewusst, dass der Ausbruch eines Krieges unmittelbar bevorsteht, der sich zu einem gesamteuropäischen Konflikt mit deutscher Beteiligung ausweiten kann. Die Reaktionen auf die Kriegsgefahr fallen unterschiedlich aus. Besorgten Stimmen  wie z.B. im Volksmund steht die Kriegsbegeisterung der Bonner studentischen Korporationen entgegen. Die Bonner Presse heizt mit Extrablättern und spekulativen Berichten die gespannte Stimmung in der Stadt an.  Nachdem der Krieg zwischen Österreich-Ungarn und Serbien erklärt ist und die anderen Mächte mit der Mobilmachung beginnen, bestimmen die drohende Kriegsgefahr, der überschäumende Patriotismus, die beginnenden Einschränkungen im täglichen Leben zunehmend auch die lokale Berichterstattung.