Samstag, 21. September 1918

   

Am gestrigen Geburtstage der Kronprinzessin trugen die öffentlichen Gebäude Fahnenschmuck.

Die Kreissparkasse Bonn zeichnete auf die neunte Kriegsanleihe neun Millionen Mark, ihre Zeichnungen auf alle Kriegsanleihen betragen damit zusammen 50 Millionen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Grober Unfug. Aus unserem Leserkreis werden wir gebeten, an die Polizei die Anfrage zu richten, ob ihr von dem Handel mit Niespulver, Stinkbomben und Knallplättchen bekannt sei, durch welchen eine gewisse Bonner Jugend in den Stand gesetzt wird, auf den Straßen, in den Eingängen der Kinos usw. ihren Unfug damit zu treiben.

Drei Diebe hatten in Bonn Hühner und einen Hahn, Weizen und Hafer sowie Kartoffeln gestohlen. An der Strafkammer waren sie größtenteils geständig, nur behaupteten sie sämtlich, geisteskrank zu sein. Nach dem Gutachten des Herrn Oberarztes der hiesigen Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt sind alle drei als vermindert zurechnungsfähig, jedoch nicht als geisteskrank anzusehen. Sie wurden zu Gefängnisstrafen von einem Jahr, einem Jahr und sechs Monaten und sechs Monaten verurteilt. Auch wurden vier und je zwei Monate der erlittenen Untersuchungshaft als verbüßt auf die Strafen angerechnet.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   Pilzverkauf auf dem Markt. Dem Wunsch der Hausfrau (im Gen.-Anz. Vom 17.), den Pilzverkauf unter strenge Aufsicht zu stellen, wird seit Einrichtung der Pilzbestimmungsstelle entsprochen. Sowohl der Leiter dieser Stelle als auch der aufsichtführende Polizeibeamte, der mit den marktgängigen Pilzen durchaus vertraut ist, halten scharfe Musterung. Es ist aber ganz unmöglich, den Inhalt jedes einzelnen Korbes mit derselben Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit zu prüfen, wie dies in der Pilzbestimmungsstelle geschieht. Im übrigen liegt die Beratungsstelle nur wenige Minuten vom Markte entfernt: hier kann eine eingehende Prüfung erfolgen. Gegen faule und vermoderte Pilze muß sicher jeder selbst schützen: hierzu bedarf es keiner Pilzkunde.
   Die Preise machen nicht die Verkäufer, sondern die Käufer, die sie zahlen. Wer Nahrungsmittel, die uns kostenlos im Walde in reicher Menge zur Verfügung stehen, so hoch wertet, mag jene phantastischen Preise anlegen. P.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

  

In Beuel hat sich bezüglich der Kartoffelbelieferung ein eigentümlicher Gebrauch eingebürgert. Leider sind wir auf die Kartoffelnahrung so sehr angewiesen, daß auch die regelmäßige Abgabe von 7 Pfund nicht genügt. Recht unangenehm ist es nun, wenn manche Familien auch diese 7 Pfund pro Kopf und Woche nicht einmal erhalten können. Die Kartoffeln werden in Beuel meist in zwei Raten ausgegeben, einige Pfund anfangs und den Rest Ende der Woche. Ist nun gegen diese ratenweise Verteilung an sich nichts einzuwenden, so ist es aber doch recht unangenehm, wenn der Rest, wie das mehrmals vorgekommen ist, überhaupt nicht zu erhalten ist. So mußten am vergangenen Samstag wieder mehrere Familien von einem Geschäft zum anderen laufen und konnten keine Kartoffeln haben. Wenn man nun in der einen Woche nicht in der Lage ist, die zukommenden Kartoffeln zu geben, so müßten diese doch in der nächsten Woche geliefert werden, dies geschieht aber nicht; die Abgabe von Kartoffeln auf Marken der vergangenen Woche wird von den Geschäften gemäß ihrer Instruktion von der Gemeinde stets abgelehnt. Hoffentlich genügt dieser Hinweis, daß solche Schmälerung des Kartoffelquantums nicht wieder vorkommt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)