Dienstag, 20. August 1918

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 20. August 1918Eine „Jung-Flieger-Abteilung“ ist in Bonn gegründet worden. Zum Führer und Flugleiter ist von der Bundesleitung des Deutschen Fliegerbundes Herr Jos. Rüken jun. ernannt worden. Die Abteilung bezweckt Belehrung der Jugend in eigenen Lehrkursen und Ausbildung von geeigneten Jungfliegern in Fliegerfachschulen. Schon vor der eigentlichen Gründung der Abteilung fanden des öfteren Besichtigungen von Flugplätzen usw. statt. Durch Modell- und Gleitflugsport soll das Interesse der männlichen Jugend zur Fliegerei geweckt werden. Die Abteilung verfügt über drei Maschinen; denn nicht nur unsere Fliegerwaffe, der Stolz jedes vaterländisch denkenden Deutschen, sondern auch der friedliche Luftverkehr bedarf in Zukunft eines jederzeit bereiten Nachwuchses. Der Abteilung kann jeder männliche Deutsche im Alter von mindestens 15 Jahren beitreten. Schriftliche Eingaben mit Alters- und Berufsangabe sind persönlich an den Abteilungsführer, Herrn Josef Rüken jun., Bonn, Schillerstraße 7, zu richten, worauf die Eintrittsbedingungen zugesandt werden. Vor dem Kriege war Fliegen ein Sport. In unserm Vaterlande fast noch weniger als das. Der Kampf um den Bestand des Reiches und unseres Volkstums hat uns gezwungen, dem Gegner auch in der Luft zu begegnen. Unter übermenschlichen Anstrengungen, unter den größten Opfern an Gesundheit und Leben haben wir die Vorherrschaft in der Luft errungen. Es gilt, sie festzuhalten! Darum möge jeder Fluginteressierte an der Sicherung des Erbes, das uns von den Helden der Luft übertragen ist, mitarbeiten und der Abteilung beitreten.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

Godesberg, 19. Aug. Die Bürgermeisterei Godesberg beabsichtigt, ein „Eisernes Buch“ zur Ehrung ihrer Kriegsteilnehmer anzulegen. Es soll die Namen und Geschicke ihrer Ausmarschierten für alle Zeiten festhalten.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Rheinland und Nachbargebiete“)

   

An die Adresse des Herrn Beigeordneten Piehl sind zahlreiche Zuschriften aus den Kreisen der Bonner Hausfrauen in den jüngsten Wochen an den Bonner General-Anzeiger gerichtet worden. Es handelte sich hierbei um den außerordentlich hohen Preis der Frühkartoffeln, der den festgesetzten Höchstpreis bei weitem übersteigt. Wir haben diesen Zuschriften keinen Raum gegeben, weil es uns bekannt ist, daß die Stadtverwaltung nur unter außerordentlichen Aufwendungen überhaupt Kartoffeln hereinbringen konnte. Inzwischen nähern wir uns aber dem Ende des Monats August, und es wird doch allmählich Zeit, daß unsere Landwirte davon abstehen, die Frühkartoffeln zu dem außerordentlich hohen Preis von 15, 16 und 17 Pfg. im Großkauf an die Städte abzulassen. Der Preis von 20 Pfg., den die Stadt Bonn erhebt, ist im Hinblick auf den Gewichtsverlust bei der Beförderung nach hier und Lagerung an sich durchaus begründet, aber die Bürgerschaft des Mittelstandes und der Arbeiterschaft, die sich namentlich in der fleischlosen Woche fast vollständig auf das Kartoffelmenu einrichten muß, ist 20 Pfg. ein Preis, der mit dem Haushaltungsbudget nicht in Einklang zu bringen ist. „Mer kann et och üvverdrieve,“ sagt einmal der Bestevader zum Hännesche, als der junge Mann sämtliche Potentaten des Erdballs noch nach Feierabend umbringen wollte. Unsere Landwirte mögen sich an ihre vaterländische Brust schlagen und die Hausfrauen aus ihrer verzweifelten Lage befreien.

Eine Menge Diebstähle, im ganzen 21 Stück, waren im vorigen Winter in Godesberg und Umgegend verübt worden, die sämtlich einem Verwundeten von dort zur Last gelegt wurden. Gestern konnten nur vier Diebstähle aufgeklärt werden. Die Schuld des Angeklagten wurde nicht erwiesen, wohl wurde festgestellt, daß er eine Menge gestohlener Sachen in Godesberg bei seiner Schwester versteckt hatte, von denen der Angeklagte behauptete, daß er sie von anderen Soldaten erhalten habe. Der Staatsanwalt beantragte, den Angeklagten, der zur Genesungskompagnie Dietz gehörte, zu einer Gefängnisstrafe von vier Jahren zu verurteilen. Das Gericht vertagte die Urteilverkündung.

Einziehung auch der Kupfermünzen? Es verlautet, daß die Reichsbank demnächst auch die Einziehung der Kupfermünzen anordnen werde.

Einen „kostbaren Fund“ machte heute morgen in der Frühe ein alter Bonner auf seinem gewohnten Rundgang durch den Hofgarten. In der Nähe des Simrockdenkmals fand er – drei Zigarren, ausgewachsene Exemplare mit Bauchbinde. An allen Dreien war zwar das Zugblatt aufgesprungen, für die „Pief“ waren sie aber noch gut zu verwerten. Besser jedenfalls, wie „Im Wald und auf der Heide“, meinte der glückliche Finder.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Die Freiw. Sanitätskolonne vom Roten Kreuz Bonn hielt Sonntag für ihre Mitglieder und deren Angehörige einen gemütlichen Abend im Kath. Gesellenhause ab, der bei ernsten und heiteren Darbietungen, zu welch letzterem namentlich der bestens bekannte Herr Koep beitrug, recht angeregt verlief.

Diebstähle. In der Nacht zum Sonntag sind aus der städtischen Milchküche am Schlachthof fünf Treibriemen im Werte von 2.000 Mark und einige Büchsen Milch, aus einem Betriebe in der Weststraße fünf Treibriemen im Werte von 1½ tausend Mark, aus einem Hause an der Weststraße zwei Gänse und ein Huhn gestohlen worden. In einem Hause der Wenzelgasse wurden in der vergangenen Nacht Diebe verscheucht, bevor sie etwas entwenden konnten.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)