Samstag, 17. August 1918

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. August 1918Der Fleischverkauf am heutigen Samstag kann erst nachmittags 3 Uhr beginnen, weil das Schlachtvieh verspätet eingetroffen ist und infolgedessen das Fleisch erst heute vormittag an die Metzger verteilt werden kann.
   
Ueber die fleischlosen Wochen, deren erste nächsten Montag beginnt, enthält die Bekanntmachung des Oberbürgermeisters im Anzeigenteil dieser Zeitung das Nähere.

Die Victoria regia. Man schreibt uns: Als häufiger Besucher des botanischen Gartens möchte ich die Bonner Pflanzenfreunde darauf aufmerksam machen, daß die Victoria regia blüht. Die Pflanze ist im Amazonasstrom beheimatet, ihre Blätter erreichen bis zu zwei Meter Durchmesser. Es freut einen, daß es verantwortlichen Stellen gelungen ist, die Pflanze trotz schwieriger Kriegsverhältnisse uns Naturfreunden in solch selten schöner Entwicklung darzubieten.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

In der fleischlosen Woche vom 19. bis 25. August ist auch die Abgabe von Fleisch und Fleischwaren in Gast-, Schank- und Speisewirtschaften sowie Fremdenheimen verboten. Kranke erhalten auch während der fleischlosen Wochen ihre bewilligten Fleischzulagen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Nachrichten des Lebensmittelamtes.
Zum Schutz des Brotes gegen Schimmel.

Das jetzige Brot, welches aus dem stark ausgemahlenen Mehl bereitet wird, ist, wie an dieser Stelle bereits früher bemerkt wurde, bei heißer Witterung sehr leicht verderblich. Dies kommt daher, daß das Mehl beim Verbacken mehr Wasser aufnimmt, als das frühere helle, schalenfreie Mehl. Für den höheren Feuchtigkeitsgehalt kann der Bäcker nicht verantwortlich gemacht werden. Feuchtes Brot aber schimmelt besonders leicht, wenn es nicht trocken und luftig aufbewahrt wird. Am besten hat sich, wie Versuche ergeben haben, die Aufbewahrung des Brotes bewährt, das in einem luftigen Raume auf einem Lattenrost liegt, wo es allseitig von Luft umgeben ist. An diesem Brote war auch nach 12 Tagen noch nicht die geringste Spur von Schimmel zu erkennen. [...] Vor allem empfiehlt es sich, eine längere Aufbewahrung im Hause überhaupt zu vermeiden und daher nicht den ganzen Wochenbedarf schon Anfang der Woche in den Bäckereien zu entnehmen. [...]

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Lebensmittelverkauf. Bonn“)

 Der Liebhaber als Betrüger. Ein 19jähr. Dienstmädchen aus Düren, zuletzt in Jünkerath in Stellung, war von einem Soldaten der Garnison Bonn veranlaßt worden, nach Köln überzusiedeln. Gestern wollte das Mädchen über Bonn nach Köln reisen. In Bonn vertraute es dem Soldaten seine Ersparnisse von 240 M. sowie seinen Gepäckschein an. Der Soldat hob den Koffer mit dem ganzen Habe des Mädchens ab und verschwand damit und mit dem Gelde. Die Polizei nahm sich des verlassenen Mädchens an.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)

    

Freunde einer guten Weinbowle
werden, wenn sie ihrem Gelüst frönen wollen, künftig unsere Rheindampfer meiden müssen, Die Direktion der Köln-Düsseldorfer-Dampfschiffahrt hat auf Wunsch des Stellevertretenden
   Kommandierenden Generals des 8. Armeekorps die Schiffsrestaurateure angewiesen, keine Bowleweine, Zutaten oder Bowlegefäße mehr auszugeben. Auch sollen die Restaurateure nötigenfalls durch Verweigern des Weines auf eine Einschränkung des Weingenusses hinwirken. Das Vorgehen des Generalkommandos ist auf das Schlemmen gewisser Kreise auf den Rheindampfern zurückzuführen, das besonders jetzt im Kriege aufreizend wirkt. Sie trifft das Verbot mit Recht. Leider aber auch harmlosere Reisende, die durch dieses Verbot um ein harmloses Vergnügen gebracht werden. Eine Einschränkung hätte vielleicht auch genügt. Für jede Ausschreitung wäre dann der Restaurateur verantwortlich zu machen, der dann schon darauf geachtet hätte, daß Schieber und dergleichen üble Erscheinungen sich weniger unangenehm gespreizt hätten. Die Dampferfahrt wird jetzt vieles von ihrem Reiz verlieren. Wahrscheinlich werden die Kölner, die früher schon in Königswinter anfingen, für die Folge erst hinter Wesseling ihren sentimentalen Kuntus anstimmen: Teure Heimat, sei gegrüßt. Es ist das gerade kein Unglück. Aber manche werden es hier doch vermissen.

(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)