Sonntag, 4. August 1918

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 4. August 1918Universitätsfeier. Unsere Bonner Hochschule feierte gestern – zum 100. Male – den Geburtstag ihres Stifters, des Königs Friedrich Wilhelm III, mit dem üblichen Festakt in der mit der Bronzebüste Friedrich Wilhelms sowie Blumen und Pflanzen geschmückten Aula. Der Festredner, Geheimrat Elter, erneuerte für die Universität das Gelöbnis, daß sie in guten wie bösen Tagen alle Kräfte einsetzen werde, als Pflanzstätte der Wissenschaft im edlen Wetteifer mit älteren Schwesteruniversitäten zu wirken, gedachte mit warmen Worten der gefallenen Kommilitonen, und erwähnte, daß er zu dieser Jahrhundertfeier nicht den naheliegenden Rückblick und Ausblick geben könne, da beschlossen worden sei, das hundertjährige Jubiläum erst im nächsten Jahre zu feiern. [...]

Königliches Gymnasium. Am Donnerstag hielt der Leiter der deutschen Quickbornbewegung, Herr Dr. Strehler aus Neiße, den Schülern der mittleren und oberen Klassen einen Vortrag. Er zeigte, wie erschreckend hoch die Alkoholnot in unserem Vaterlande ist, und legte dar, daß man ihr nur steuern kann, wenn man die Axt an die Wurzel des Uebels legt und die herrschende Trinksitte durchbricht. Zu dem Zwecke muß ein wesentlicher Bestandteil unseres Volkes für die Abstinenz gewonnen werden. Und besonders auch die heranwachsende Jugend hat die Aufgabe, an der Gesundung unseres Volkes mitzuarbeiten. Die Quickborngruppen, seit 1903 gegründet, umfassen zurzeit etwa 7000 Schüler und Schülerinnen. Diese finden in der Abstinenz eine wirksame Stütze der Willensbildung und lernen die wahren Freuden jeder bildenden Tätigkeit, nicht zuletzt auch des Wanderns genieße. [...]
    Am Freitag fand nach der 4. Unterrichtsstunde in der Aula eine Schlussfeier statt. Nach dem Vortrag eines einstimmigen Chores und eindrucksvoller Gedichte hielt Herr Direktor Dr. Genniges eine Ansprache, in der er ein Rückblick auf die gewaltigen Leistungen unseres Volkes in den vier verflossenen Kriegsjahren warf. Freilich haben die großen Erfolge, die wir bereits errungen, schwere Opfer gekostet. Eine große Anzahl von Schülern der Anstalt ist auf dem Felde der Ehre gefallen. Auch das Lehrerkollegium hat durch den Heldentod des Mittelschullehrers Guido Fischer einen schweren Verlust erlitten. Der Direktor entwarf ein lebensvolles Bild des Dahingeschiedenen, indem er dessen hervorragende berufliche Leistungen wie auch seine ungewöhnliche soldatische Tüchtigkeit in helles Licht rückte. Der Geist, der ihn beseelte, ist uns eine Mahnung, unsere Pflicht an unserem Posten zu erfüllen und tapfer auszuharren bis zur Friedensfeier. [...]

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Abenteuerliche Gerüchte. In der letzten Zeit tauchen wieder abenteuerliche Gerüchte der verschiedensten Art auf, die zum Teil schon den Stempel der Unwahrheit auf der Stirn tragen, trotzdem aber geeignet sind, die Bevölkerung in erheblichem Maße zu beunruhigen. Leider scheinen sich an der Verbreitung der Gerüchte auch Persönlichkeiten zu beteiligen, von deren Verständnis eher eine Beruhigung als eine Beunruhigung ihrer weniger urteilsfähigen Nachbarn erwartet werden sollte. Die lange Kriegszeit hätte wohl allmählich lehren können, was von derartigen sinnlosen Gerüchten zu halten ist. Umso schärfer müssen diese gewissenlosen Schwätzereien verurteilt werden. Diejenigen, die sich nicht durch ihre eigene Vernunft und ihr eigenes Verantwortungsgefühl von der Verbreitung falscher Gerüchte abhalten lassen, werden nachdrücklich auf die Verordnung des Gouverneurs der Festung Köln vom 3. Dezember 1914 hingewiesen, wonach die böswillige oder auch nur fahrlässige Verbreitung unwahrer Kriegsnachrichten unter strenge Freiheitsstrafe gestellt ist. Es ist in den jetzigen Zeiten Pflicht eines jeden, derartige gewissenlose Schwätzer den amtlichen Stellen zur Anzeige zu bringen, damit sie zur strengsten Verantwortung gezogen werden können.

Eine billige Sommerfrische kann man sich durch den Besuch des am Abhange des Venusberges gelegenen Licht- und Lustbades verschaffen. Jung und Alt tummelt sich in leichter Bekleidung unter schattigen Bäumen, liest Romane oder beschäftigt sich literarisch. Schon nach wenigen Tagen merkt man, daß Jugendfrische und Lebensfreude wieder in den abgespannten Körper einziehen; man fühlt sich wie neugeboren und freut sich darüber, für kurze Zeit aus den Alltagssorgen herausgekommen zu sein. Natürlich muß Frau Sonne heiter lächeln, wenn’s einem draußen im Dottenhof recht behaglich sein soll.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Wohltätigkeits-Vorstellung zum Besten der Ludendorff-Spende. Auf ausdrücklichen Wunsch der Städt. Behörde findet durch das Bonner Soldatenheim eine nochmalige Wiederholung des Märchens „Das Bonner Brückenmännchen“ im Saale des Bonner Bürgervereins statt und zwar am Mittwoch den 7. August, nachm. 4½ Uhr. Der Reinerlös ist zum Besten der Ludendorfspende bestimmt.

Schließung eines Geschäftes. Die Schließung des Geschäftes des Bäckermeisters Josef Heimbach, Bergstr. 78, ist von Montag, den 5. bis einschließlich Samstag den 31. August des Jahres angeordnet worden, weil er Brot auf noch nicht gültige Brotmarken verabfolgt hat.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)