Donnerstag, 1. August 1918

  

Beschlagnahme von Benzol. Am 1. August tritt eine Bekanntmachung über Beschlagnahme, Bestandserhebung und Höchstpreise für Leichtöl, Rohbenzol, Toluol, Benzin und sonstigen benzolhaltigen Körpern in Kraft. Der Wortlaut der Bekanntmachung, die eine größere Anzahl der für die betroffenen Kreise wichtiger Einzelbestimmungen enthält, ist bei den Bürgermeister- und Landratsämtern und Polizeibehörden einzusehen.

„Groß-Bonn“. Das Varieté-Unternehmen Vergnügungspalast Groß-Bonn (Direktion Willy Adtorf) hat, so wird uns geschrieben, für die erste Augusthälfte ein ganz besonders gewähltes Programm zusammengestellt, das alles bisher in Bonn auf diesem Gebiete Geleistete übertreffen wird. Jede einzelne Nummer ist ein Schlager. Die auftretenden Künstler sind an den größten Theatern des In- und Auslandes tätig gewesen. Trotz der großen Unkosten, die durch die neue Spiel- und Vortragsreihe verursacht werden, sind die Eintrittspreise nicht erhöht worden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

In Ihrem heutigen Blatt wird vom Gouvernement Köln aus gewünscht, kein Papier und dergl. in den Mülleimer zu werfen, was ja sehr schön ist, aber wohl kaum ganz vermieden werden kann. Wie wäre es aber, wenn auch hohe Strafen ausgesetzt würden, wenn immer noch Gemüseabfälle in den Mülleimer getan werden, die doch für die Viehernährung so notwendig sind?

(Bonner Zeitung, Rubrik „Eingesandt“)

    

Fliegeralarm. Gestern Morgen kurz nach 9 Uhr wurde durch unsere Alarmvorrichtungen das Herannahen feindlicher Flieger gemeldet. Zum ersten Mal trat die neue Art der Warnung in Tätigkeit. Das Heulen der Sirenen und die kurz darauf abgefeuerten Signalschüsse zeigten die Gefahr an. Erst kurz vor 10 Uhr konnte das Schlußzeichen gegeben werden. Trotz aller Bekanntmachungen, die das Publikum auf diese Neueinrichtung aufmerksam gemacht haben, konnte man doch noch vielfach Leute beobachten, die während der Fliegergefahr unbekümmert ihres Weges gingen. Vor dem Hauptbahnhof sah man einen Hülfsschutzmann in gemütlichem Gespräch mit mehreren Mitgliedern der Gesellschaft „Gut Fleiß“. Bis jetzt liegen noch keine Meldungen vor, wohin sich die feindlichen Flugzeuge gewandt haben.

Verbrüht. Vor einigen Tagen fiel das fünfjährige Söhnchen eines Kaufmanns am Friedrichsplatz in einem unbewachten Augenblick in eine Badewanne mit heißem Wasser. Der Knabe verbrannte sich so schwer, daß er jetzt im St. Johannishospital, wohin man ihn sofort gebracht hatte, seinen Verletzungen erlegen ist.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Behebung der Transportschwierigkeiten im Heimatgebiet. Die Kriegsamtsstelle in Koblenz eist darauf hin, daß zur Behebung der Transportschwierigkeiten im Heimatgebiet, insbesondere auch zur Verbesserung der Bahngüter-An- und Abfuhr, die Heeresverwaltung vom kommenden Herbst ab und in verstärktem Umfange etwa ab Dezember Dampflastzüge, d. h. Dampfstraßenzugmaschinen mit Anhängern zur Verfügung stellt. Voraussetzung ist dabei, daß die Beförderungszwecke im dringenden Allgemeinheitsinteresse liegen; weiter ist für die Gestellung der Dampflastzüge Vorbedingung, daß die Möglichkeit genügender Ausnutzung gegeben ist. Es müssen also nicht nur entsprechende Fördermengen und geeignete Verkehrsstraßen vorhanden, sondern es muß auch für ausreichendes Ladepersonal, geeignete Betriebsaufsicht usw. vorgesorgt sein. Zur Ersparung von Lastkraftwagen und Gespannen ist dieses in den meisten Bezirken neuartige Zugmittel besonders geeignet. Der Dampfzugmaschinenbetrieb empfiehlt sich namentlich in solchen Arbeitsbezirken, in denen das Heizmaterial selbst gewonnen wird. Außer Steinkohle ist auch Braunkohle und Torf verwendbar. Etwaige Anträge auf Zuweisung von Lastzugmaschinen sind an die Verkehrsabteilung der Kriegsamtsstelle Koblenz einzureichen, die auch über die Kosten des Betriebes und die bisherigen Erfahrungen mit diesem Transportmittel bereitwilligst Auskunft erteilt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)