Mittwoch, 3. Juli 1918

    

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 3. Juli 1918Ein Fliegeralarm wurde gestern Vormittag gegen 11 Uhr zum erstenmal durch die neuen Sirenen verkündet. Die Sirenen ertönen laut und unangenehm genug, so daß ihr Warnungszeichen in der ganzen Stadt vernehmbar sein dürfte. Ein Angriff erfolgte nicht, auch nicht in Köln. Nach kurzer Zeit war der Alarm beendet.

Das Bonner Licht- und Luftbad wurde im Monat Juni von 489 Personen besucht.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

   

Fliegeralarm. Gestern mittag erfolgte hier um 11 ¼ Uhr kurze Zeit Fliegeralarm. Die Sirene auf dem Münster ertönte zum erstenmal. Ihr Schall war weithin vernehmbar. Wie man uns berichtet, wurde von vielen Personen, die sich auf den Straßen befanden, der Warnruf nicht befolgt. Auch von solchen Personen nicht, die im Hinblick auf ihre berufliche Stellung und Aufgabe mit gutem Beispiel vorangehen sollten. Die Badegäste der städtischen Badeanstalt versuchten vergeblich im Königshof Unterkunft. Der Bitte, ihnen die Garagen zu öffnen, wurde nicht entsprochen. Auch in Köln erfolgte um die gleiche Zeit Fliegeralarm.
  
Angriffe fanden in Bonn und Köln nicht statt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Zur Abgabe von Zivilanzügen. Zur Zeit im Urlaub, lese ich auch in Ihrer Zeitung die schon einige Male erschienenen Artikel, betreffend Abgabe von Zivilanzügen und finde es auch sehr angebracht, daß auf diese Weise den minder bemittelten Leuten zu der doch nicht zu entbehrenden Kleidung geholfen wird.
   Bedauerlich ist jedoch, daß die Aufrufe anscheinend nicht den gewünschten Erfolg haben und gerade bei dem sogenannten besseren Publikum, denn dieses kommt doch bei der Abgabe zweifellos allein in Frage, so ungehört verhallen.
   Nun aber die gestrige Anzeige! –
   Daß auch die im Heeresdienste befindlichen Personen einen Anzug abgeben sollen, wird uns Feldgrauen doch etwas auf unsere durch den Krieg schon ohnehin stark mitgenommenen Nerven fallen und nicht dazu beitragen, unseren Opfermut, der ja doch so oft gerühmt wird, zu vermehren. Wir ertragen viel und haben schon viel ertragen, aber die Sorge um die Zukunft plagt uns auch schon genügend, da die Spargroschen, die wir vor dem Kriege gemacht haben, schon größtenteils durch die Familie aufgebraucht sind, wenigstens bei uns „Gemeinen“. Jetzt auch noch den Anzug abgeben! Nein, es ist wirklich zu viel, wo doch die Mutter vielleicht noch vom ältesten Anzug vom Vater dem Jungen einen „Neuen“ machen muß. Auch ist doch kaum die Möglichkeit vorhanden, für den Preis, den wir bei der Abgabe erhalten, in den ersten 5 – 10 Jahren nach dem Friedensschluß einen neuen Anzug zu bekommen.
   Also, liebe Bürger Bonns, greift noch einmal in den Kleiderschrank und gebt die alten Abzüge ab, denn die Motten kommen schließlich hinein und getragen werden diese von Euch doch nicht mehr. Bedenkt ferner, wenn wir nicht so treue Wacht im Westen gehalten hätten, müßte vielleicht mancher flüchten mit nur einem einzigen Anzug am Leibe.
   Sorgt bitte dafür, daß uns wenigstens der Anzug noch bleibt, solange wir noch am Leben sind, unseres Dankes seid gewiß. Im Sinne der meisten Kämpfer an der Front. Ein Urlauber.
  
(Wir haben vorstehenden Zeilen Raum gegeben, obwohl sie in einem Punkte wohl von einer mißverständlichen Auffassung ausgehen. Es sollen doch sicher nur solche Heeresangehörige Anzüge abgeben, die hierzu imstande sind, und daß es solchen Personen – beispielsweise Offiziere der Reserve – im Heere gibt, steht außer Frage. Die Schriftleit.)

Die Notlage der Kriegerfrauen! Bezugnehmend auf den in der Ausgabe Nr. 10099 Ihres Blattes vom 1. Juli d. J. erschienenen Artikel, betreffend „Die Notlage der Beamtenschaft“, erlaube ich mir einige Worte der Erwiderung. – Die Notlage der Staats- und städtischen Beamten wird auch von den Kriegerfrauen erkannt. Sämtliche Gründe, die die Beamtenschaft zu ihrer Notlage aufzählt, sind auch für unsere Kriegerfrauen in viel größerem Maße fühlbar. Dazu kommt aber noch der Umstand, daß wohl die meisten Frauen ein bedeutend geringeres Einkommen haben, als die Beamten. Letztere erfreuen sich noch vieler Vergünstigungen, die eine Kriegerfrau kaum erhoffen kann. Unsere Frauen opfern dem Vaterlande ihre Männer und Söhne, wogegen ein beträchtlicher Teil der Beamtenschaft noch kein „Feldgrau“ am Leibe getragen hat. Und wenn diese Soldat werden mußten, so sind derer viele, die es nur kurze Zeit waren. Dazu kommt noch der Vorteil, daß, wenn auch Soldat, sie ihr Gehalt weiterbeziehen. – Es wäre dringend erwünscht, wenn man in erster Linie den Kriegerfrauen tatkräftige Hilfe angedeihen ließ. E. Bl., ein Urlauber.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

   

Die Stadtverordneten haben in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen, zwei weitere Fürsorgerinnen anzustellen, eine für die Kriegerwitwen- und Waisenfürsorge und die andere für die Kranken- und Kinderpflege.

Wichtig für die Landleute In der heutigen Zeit der Wollknappheit und des großen Mangels an Arbeitszeit werden unsere Landbewohner mit Freuden eine Einrichtung begrüßen, die die Firma H. Gentrup, Bonn, Bonngasse 10/12, getroffen hat. Sie hat eine Strumpf-Ausbesserungs-Einrichtung getroffen, in der nach gesetzlich geschütztem Verfahren bei bestmöglicher Verwendung des alten Materials Strümpfe unter fachkundiger Leitung zum Preis von Mark 1,30 für das Paar ausgebessert werden.

Aus dem Landkreise Bonn. Höchstpreisüberschreitungen. Eine zeitgemäße und beachtenswerte Mahnung erläßt der Vorsitzende des hiesigen Kreises: Von allen Seiten laufen wieder Klagen gegen Ueberschreitung der Höchstpreise ein – leider vielfach ohne Unterschrift, so daß es für ein Strafverfahren an dem erforderlichen Beweismaterial mangelt. Die bisherigen Strafen scheinen demnach ihre Wirkung verfehlt zu haben. Ich habe Anordnung getroffen, daß eine schärfere Ueberwachung des wucherischen Treibens stattfindet und erbitte mir dazu die Unterstützung der Kreise, denen das Wohl der Allgemeinheit am Herzen liegt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)