Sonntag, 9. Juni 1918

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 9. Juni 1918„Pazifismus, Papsttum und Evangelium“. Unter diesem Titel ist im Saemann-Verlag, Berlin W. 35, eine von Pfarrer Kremers in Bonn verfaßte, 43 Großoktavseiten starke Schrift zum Preise von 1 M. erschienen. Pfarrer Kremers, der vor einiger Zeit über dieselbe Aufgabe auch in Bonn einen Vortrag gehalten hat, führt in der vorliegenden Schrift noch ausführlicher den Nachweis, daß das Ideal des ewigen Friedens ein von Jesus abgelehnter Wahn ist, daß der Pazifismus nicht den Frieden schafft, und daß der zuverlässigste Hort des europäischen Friedens ein siegreiches „militaristisches“ Deutschland ist. Die pazifistischen Schritte des Papsttums werden in ihrer Art und Wirksamkeit sorgfältig geprüft, wobei der Verfasser zu wohlbegründeten Zweifeln an der päpstlichen Neutralität gelangt. Die von hohem sittlichen Ernst getragenen und von vaterländischer Gesinnung erfüllten Ausführungen des Verfassers verdienen, als ein wertvoller Beitrag zur Aufklärung der Geister, die weiteste Verbreitung.

Brennesselsammlung. Die Presse hat wiederholt darauf hingewiesen, daß die Brennesseln der Beschlagnahme unterliegen und daß das Füttern oder Nichtanmelden der Brennesseln mit schweren Strafen bedroht ist. In den nächsten Tagen wird die Ernte der Brennesseln durch Schüler unter Führung der Lehrer beginnen. Die Eigentümer der Grundstücke, auf denen Brennesseln wachsen, werden gebeten, das Betreten der Grundstücke und das Abernten der Brennnesseln zu gestatten; die aufsichtführenden Lehrer werden darauf achten, daß keine Beschädigungen der Anbauflächen vorkommen. Falls jemand nicht geneigt ist, die Aberntung durch die Schüler vornehmen zu lassen, muß er umgehend die Schulverwaltung davon in Kenntnis setzen, die Nesseln selber ernten, trocknen, bei der Sammelstelle anmelden und am Schlachthof im guten Zustand abliefern. Bei dem großen Mangel an Webstoffen und der Reichhaltigkeit der Brennessel an vorzüglichen Bastfasern darf von der Einsicht und der Vaterlandsliebe unsere Mitbürger erwartet werden, daß der an sich unangenehmen, wenig lohnenden Arbeit der Brennesselsammlung keine Schwierigkeiten bereitet werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

   

Bezugsscheine nebst ärztlichem Attest für – Schwimmanzüge. Lieber „General“: Mein ältestes Töchterchen geht seit einiger Zeit schwimmen. Es bekommt ihm dies ausgezeichnet. Nur meinem Brotvorrat nicht. Mein jüngstes Töchterchen, dem das Rheinwasser zunächst zu schmutzig zum Baden schien, weil doch die vielen Rheindampfer allerlei menschliche Einrichtungen haben, ist nun von der Begeisterung der Großen so angesteckt, daß sie auch gerne in die Reihe der „Rheintöchter“ aufgenommen sein möchte. Folge: Bedürfnis für einen Schwimmanzug. In den Geschäften liegen sie in den verlockendsten Farben. Aber man bedauert, keine davon verkaufen zu können, es müßte denn sein, daß man einen Bezugsschein beibrächte. Also zunächst in die geheiligten Räume unseres Nahrungsmittel- etc etc Diktators. Antwort der bedienenden Fee an der Stätte, über der sich der Anfangsbuchstabe meines eheweiblichen Namens befindet: Bedaure, Sie müssen zunächst ein ärztliches Attest darüber beibringen, daß das Kind so krank ist, daß es der Rheinbäder zu seiner Wiedergesundung bedarf. Nun steht die kleine Maus da, der kein Arzt ehrlich bescheinigen kann, daß sie so krank sei, daß sie usw, und kann nicht in die feuchten Fluten hinab. Daß man „oben“, ich meine in Berlin, immer „klug und weise“, wie jener Bürgermeister in „Zar und Zimmermann“, glaube ich nicht. Meine Kleine bekommt doch einen Schwimmanzug. Gut Naß!

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Kriegshilfe. Kommerzienrat Soennecken erhöhte den Beitrag zur Unterstützung der Familien seiner im Felde stehenden Angestellten und Arbeiter auf 250.000 Mark.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)