Freitag, 7. Juni 1918

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 7. Juni 1918Verhaltensmaßregeln bei Fliegergefahr.
Von militärischer Seite ist erneut darauf hingewiesen worden, daß die Verdunkelungsmaßnahmen in der Stadt, namentlich die der Privathäuser, vielfach noch immer nicht genügend durchgeführt sind. Die Abdunkelung soll dem feindlichen Flieger das Zurechtfinden erschweren und damit unmöglich machen, sein Ziel zu erreichen. Tatsächlich haben bereits mehrfach feindliche Flieger durch die im Westen völlig durchgeführte Verdunkelung sich derart verirrt, daß sie innerhalb unserer Linien landeten. Andererseits sind vielfach Bomben auf militärisch und wirtschaftlich ganz bedeutungslose Stellen abgeworfen worden, nur weil diese hell erleuchtet waren. Die Verdunkelung vermindert also auch die Gefahr für den Einzelnen selbst. Besonders zu beachten ist, daß beim Ertönen der Alarmsirenen, überhaupt während des Alarmzustandes kein Licht gemacht wird, bevor die Abblendung völlig durchgeführt ist. Als genügende Abdunkelung wird bei Privathäusern, Wirtschaften, Läden, Geschäftsräumen, Krankenhäusern, sämtlichen Verwaltungsgebäuden der Behörden folgendes angesehen:
    Vorhandene Fensterläden sind grundsätzlich und zwar völlig zu schließen. Wo dunkle Vorhänge vorhanden sind, müssen sie vollständig geschlossen werden, sodaß kein Spalt mehr Licht hindurch läßt. Wo nur helle Vorhänge vorhanden sind, ist außerdem Einzelabblendung der Lichtquellen erforderlich. Wo Vorhänge und Läden nicht vorhanden sind, ist abzublenden durch mit Pappdeckel oder dichten Papier bespannte Holzrahmen. Tischdecken, Bilder und dergl., durch geeignete Einzelabblendung der Lampe oder durch derartig angebrachte lichtundurchlässige Schirme, daß deren Schlagschatten die Raumöffnungen (Türen und Fenster) verdeckt.
   Beim Ertönen der Alarmsirenen, die den Beginn des Alarmzustandes ankündigen, soll die Bevölkerung in Ruhe Straßen und Plätze verlassen und in die nächstgelegenen Häuser eintreten und dort Deckung aufsuchen.
  
Die Haustüren sind offen zu halten, und Schutz suchenden Personen ist Einlaß zu gewähren. Möglichste Verteilung der Personen innerhalb der Gebäude ist erforderlich.
  
Der sicherste Schutz gegen die Wirkung von Fliegerbomben ist die Deckung hinter starken Mauern.
  
Im Freien befindliche Personen suchen Schutz hinter Räumen, Erdhaufen, in Mulden, Gräben und dergleichen. Fahrzeuge aller Art sowie Straßenbahnen halten, der Strom in den Fahrleitungen wird abgestellt.
   Von dem vaterländischen Sinn der Bevölkerung wird erwartet, daß zum Vorteile der Allgemeinheit die Unbequemlichkeiten, die mit der Abblendung verbunden sind, ohne Widerstreben ertragen werden.  

Im Soldatenheim wurden vergangenen Sonntag die Feldgrauen herzlich begrüßt und mit den neusten Erfolgen in Frankreich bekannt gemacht. Herr Ortsiefer und Herr Boß trugen verschiedene Lieder und Märsche mit Zither- und Gitarrebegleitung vor und fanden reichen Beifall. Der Zauberkünstler „Artusa“ leistete mit seinen geheimnisvollen Künsten Vorzügliches. Herr Fritz Koep erfreute, wie immer, durch seine guten Vorträge. Den Schluß bildete ein Theaterstück „Tünnes als Schumacher und Rentner“, das flott gespielt und sehr beifällig aufgenommen wurde.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

   

Fliegeralarm. Die Stadt Bonn wurde gestern früh - wie in einem Teil unserer Auflage bereits gestern gemeldet – um 8¾ Uhr alarmiert. Der Alarm dauerte bis kurz nach 9 Uhr. Die Stadt Köln wurde um 8 Uhr 30 Minuten alarmiert, weil nach eingegangenen Meldungen feindliche Flieger im Anmarsch waren. Ein Angriff ist nicht erfolgt. Dagegen wurde Koblenz angegriffen. Es wird uns hierüber aus Koblenz, 6. Juni, folgende amtliche Darstellung gegeben: Heute, 8 Uhr 24 Minuten vormittags, griffen etwa zehn feindlicher Flieger die Stadt Koblenz an. Es wurden 15 Bomben abgeworfen, die nur geringen Sachschaden verursachten. Außer zwei leichtverwundeten Militärpersonen sind Verwundete oder Tote nicht zu beklagen. Infolge des wirksamen Inkrafttretens der Flugabwehr fielen keine Bomben in das Innere der Stadt. Das Verhalten der Bevölkerung war sachgemäß. Um 8 Uhr 50 Minuten war die Gefahr vorbei.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Den Erfolgen der deutschen Streitkräfte zu Wasser und zu Lande und den Ergebnissen der deutschen Kriegsanleihen, die sich so glatt und glänzend vollzogen haben, haben unsere Feinde nichts Aehnliches an die Seite zu stellen. Und wenn England den Krieg, wie es nun deutlich voraussieht, zu Lande verliert, will es, gestützt auf seine Flotte, den Wirtschaftskrieg fortsetzen. Nun unsere Uboote werden es belehren, daß es auch damit auf Granit beißen wird. Immerhin werden wir gerade England, wie es nun einmal ist, nicht unterschätzen. Worauf kommt es ihm gegenüber für uns an, daß wir auch nach dem Kriege gegen diesen rücksichtslosen Feind in voller Rüstung dastehen. Diesen Schutz aber kann nur der auf Jahre hinaus sicher gestellte und billige Bezug von Rohstoffen dem deutschen Volke gewähren. Denn sie sind das Nötigste zum Wiederaufbau seines Wirtschaftslebens. Der deutsche Sieg und der deutsche Frieden muß die für uns günstigen Bedingungen erwirken. Daneben tut noch ein Anderes ebenso not: Daß das deutsche Volk für seine heimkehrenden Vaterlandsverteidiger aus einer nie verlöschenden Dankesschuld alles bereit stellt, damit sie ihre frühere Tätigkeit in vollem Umfange, soweit es überhaupt möglich ist, wieder annehmen können. Betrübend genug, das Hunderttausende nicht wiederkehren können. [...]
   Aber das deutsche Volk muß sich seines Wertes und seiner Kraft bewußt, es muß hellsichtig und hellhörig werden, damit es sich unnötige Umwege und Rückschläge auf seinem Werdegang erspart. So muß es sich auch bei Zeiten über seine Lage und über das, was ihm in einem Wirtschaftskriege mit England drohen kann, klar sein; es muß sich sagen, daß nicht nur der Wille zum Sieg auf dem Schlachtfeld, sondern daß gleichfalls der Wille zum Aufstieg, der Wille sich nach dem Siege auch wirtschaftlich durchzusetzen, die selbstverständliche Losung für das ganze deutsche Volk nur sein darf. Sonst wäre der Kampf gegen England erfolglos gewesen. Hinter den deutschen Kaufmann, den deutschen Handwerker, den deutschen Bauer, den deutschen Industriellen, hinter den deutschen Kopfarbeiter so gut wie den deutschen Handarbeiter muß es sich jetzt schon stellen. Dazu will und soll die Ludendorff-Spende mithelfen. Das gewaltige Reserve- und Heimatheer des gesamten deutschen Volkes muß sich an ihr beteiligen: Mit Herz und Hand für’s Vaterland. Kalte staatliche Hilfe tut’s nicht allein. Das deutsche Volk muß die Großtat als Gemeinsache ansehen, seinen Beschützern zu danken. Hindenburgs Wort: „Wir schaffen’s“ sei auch hierin, wie in Allem Deutschlands Stichwort. [...] Deutsches Volk, spende mit vollen Händen! Gib freudigen Herzens! Jammre nicht, es sei zu viel des Sammelns. Denke vielmehr immer und immer wieder daran, was aus Deinem Vermögen geworden wäre, wenn der Feind in unser Land gebrochen wäre, wenn der lebendige Wall unseres unvergleichlichen Heers nicht Stand gehalten, wenn seine Unwiderstehlichkeit nicht im Osten das ungeheuerste Heer in Stücke geschlagen und im Westen die entsetzlichen Ausgeburten einer Hölle so und so oft ausgehalten hätte. Denke bei der Ludendorff-Spende voll unauslöschlichem, tief-innerlichstem Danke derer, die nun auch an dem Wiederaufbau unseres Wirtschaftslebens mit arbeiten wollen. Damit zeige, daß Du Deine Lage voll begreifst, daß Du Dich in den Augen der Gegner nicht zu Tode gesiegt hast, sondern daß Du nach dem deutschen Siege und Frieden mit Ehren in alle Zukunft weiter zu bestehen den festen Willen und die Kraft hast. Wirf alles Kleinliche von Dir ab und zeige Dich würdig der großen Zeit.
R. F. Günther.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)