Montag, 13. Mai 1918

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 13. Mai 1918Eine berechtigte Forderung der deutschen Aerzte. Unter dieser Ueberschrift heißt es in Nr. 129 der Bonner Zeitung: „Bei dieser Sachlage ist es nicht zu verstehen, warum man den Aerzten die Anerkennung als Schwerarbeiter versagt, während man sie in Gemeindepflege tätigen Diakonissinnen und Gewerbeaufsichtsbeamten zugesteht.“ Hierzu gestatte ich mir zu bemerken, daß die Gewerbeaufsichtsbeamten im hiesigen Bezirke keine Schwerarbeiterzulage erhalten und auch solche niemals verlangt haben. Im übrigen stimme ich dem Einsender bei, daß die physische Anstrengung bei geistiger Arbeit vielfach unterschätzt wird, und wünsche der Aerzten im Interesse der Bevölkerung und der Aerzte selbst viel Erfolg bei ihren Bestrebungen. Gewerberat Matthiolius.

Schützt Saat und Ernte 1918. Wer bei der Landung eines Flugzeuges auf oder in der Nähe von bestellten Feldern durch deren Betreten Flurschaden verursacht, gefährdet die für die Volksernährung erforderliche Bereitstellung von Brotgetreide und schädigt damit das Vaterland. Die Namen der Betreffenden sind von den Besitzern der Felder oder von ihren Vertretern sowie von dem Wach- und Absperrkommando festzustellen und zwecks Schadenersatzes oder Bestrafung zu melden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 13. Mai 1918Zur Fleischversorgung. Von unterrichteter Seite wird uns geschrieben: Das Kriegsernährungsamt steht, wie wir erfahren, den neuen Maßnahmen, die eine Verkürzung der wöchentlichen Fleischmenge bezwecken, fern und wünscht keine weitere Minderung unter 250 Gramm die Woche. Aber einzelne Bundesstaaten haben selbstständig bestimmte Verfügungen getroffen, die auf eine zeitweilige Kürzung der Fleischmenge hinauslaufen. Sie taten dies in der Erwägung, daß durch diese Maßnahmen in kurzer Zeit der Bevölkerung besseres Fleisch als jetzt, wo das Grünfutter erst seit kurzer Zeit wieder zur Verfügung steht, dargeboten werden könne, andererseits sprach auch die Frage der Milchversorgung mit. Binnen kurzem sollen diese Verfügungen der Bevölkerung gerade zustatten kommen. Es ist keine Rede davon, daß, wie Gerüchte behaupten, auch Pferdefleisch zur Volksernährung in Rahmen der bisherigen Fleischversorgung herangezogen werden soll. (In Bonn gelangten für diese Woche 125 Gramm auf den Kopf zur Verteilung.)

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Verkehrte Papierersparnis. Im Interesse der Papierersparnis wird jetzt vielfach eine derartig enge Zeileneinstellung der Schreibmaschinenschrift gewählt, daß das Lesen der Schriftstücke mit einer erheblichen Anstrengung für das Auge verbunden ist. Der Reichskanzler wendet sich in einem Erlasse dagegen. In seinen Ausführungen heißt es: So sehr ich alle Bestrebungen zur Ersparnis von Papier unterstütze, dürfen diese doch nicht so weit gehen, daß sie die Dienstgeschäfte erschweren. Der in dem Runderlaß des Herrn Stellvertreter des Reichskanzlers vom 22. Oktober 1917 gegebenen Anregung, die mit Maschinenschrift anzufertigenden Schreiben unter Anwendung der einmaligen Schaltung zu schreiben, wird daher nur insoweit Folge gegeben werden können, als durch die sogenannte einzeilige Schrift nicht eine Schädigung der Sehkraft des Lesers zu befürchten ist.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)