Dienstag, 7. Mai 1918

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 7. Mai 1918Hofprädikat. Dem Hofbüchsenmacher Philipp Reeb (Münsterplatz neben der Post) wurde am gestrigen Geburtstage des Deutschen Kronprinzen der Titel „Hofbüchsenmacher Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen“ verliehen. Herr Philipp Reeb ist bereits Hofbüchsenmacher mehrerer Höfe.

Das Pfadfinderkorps Bonn hielt am letzten Sonntag mit der rot-weiß-goldenen Jugendkompagnie des Pädagogium Godesberg zwischen Pech und Godesberg ein großes Geländespiel ab. Schon um 10½ Uhr rückte das Korps in Stärke von etwa 100 Mann durch den Kottenforst nach Pech, wo es dank dem Entgegenkommen der Behörden verpflegt wurde. Nach kurzer Rast nahmen die 3. und die 4. Kompagnie eine Vorpostenstellung am Sonnenberg ein. Ein Signalkorps und Stafetten hielten das Hauptquartier, das die Höhen von Pech besetzt hielt, dauernd auf dem Laufenden. Etwa gegen 3 Uhr wurde der Feind in Stärke von 200 Mann gemeldet, der in vorzüglich geleitetem Anmarsch heranrückte. Nach kurzem Gefecht zogen sich die Bonner Vortruppen auf die Hauptstellung zurück und bildeten hier ausgeschwärmt eine dichte Verteidigungslinie des Ortes Pech, die den hart auf dem Fuße folgenden Feind wirksam zurückwies. Das Geländespiel wurde hier nach gegenseitiger Vereinbarung infolge der vorgerückten Zeit abgebrochen. Mit klingendem Spiel marschierten beide Abteilungen bis nach Godesberg, wo die Gegner in Freundschaft und Eintracht schieden. Dieses Spiel übertraf das vor 14 Tagen mit den Korps Köln und Siegburg geführte an ereignisvollen und lehrreichen Zwischenfällen ganz bedeutend.

Anzeige im General-Anzeiger vom 7. Mai 1918Preiswerte und zweckmäßige Holzsandalen. Die Reichstelle für Schuhversorgung schreibt uns: Die warmen Tage des Sommers werden weitere Kreise veranlassen, neben anderem Kriegsschuhwerk besonders auch zu Holzsandalen zu greifen. Leider wurden bislang noch viele Arten von Sandalen in den Verkehr gebracht, die höchst unzweckmäßig und zum Teil auch übermäßig teuer waren. Um das Publikum vor derartigem Schuhwerk zu schützen, die Verarbeitung preiswerter, der Gesundheit zuträglicher Holzsandalen zu fördern und einer Verschwendung wertvoller Rohstoffe vorzubeugen, hat jetzt die Reichsstelle für Schuhversorgung ihre bereits angekündigte Bekanntmachung erlassen, die den Verkehr mit allen Holzschuhen und Holzsandalen regelt, ausgenommen jenes Schuhwerk, das schon den Anordnungen des Ueberwachungsausschusses der Schuhindustrie unterworfen ist, und die sogenannten Klumpen, bezüglich deren besondere Bestimmungen vorbehalten sind. Danach dürfen vom 5. Mai d. J. an nur solche Holzschuhe und Holzsandalen vom Hersteller vertrieben werden, deren Muster zuvor von der Reichsstelle für Schuhversorgung genehmigt sind; der Verkauf darf nur stattfinden zu Preisen, die von der Reichsstelle für Schuhversorgung festgesetzt sind und die den Schuhen oder Stiefeln aufgestempelt werden müssen. [...] Holzschuhe und Holzsandalen, die aus dem Ausland eingeführt werden, sind ebenso wie inländische Erzeugnisse der Genehmigung und Preisfestsetzung durch die Reichsstelle für Schuhversorgung unterworfen. Nach Durchführung dieser Neuregelung wird die Bevölkerung mit größerem Vertrauen als bisher Holzschuhe und Holzsandalen kaufen können.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Briefverkehr mit dem Auslande. Eine Bestimmung, die nicht allgemein bekannt ist und der daher vielfach nicht Rechnung getragen wird, betrifft die Versendung von Briefen nach dem Auslande. Diese sind offen aufzuliefern und müssen deutlich geschrieben sein. Sie dürfen nur mäßigen Umfang haben. Die Verwendung gefütterter Umschläge ist unstatthaft. Briefe, welche diesen Anforderungen nicht entsprechen, können von der Beförderung ausgeschlossen werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 7. Mai 1918Die 100. Fahrt des Vereinslazarettzuges K 1 in Bonn.
wurde am Sonntag mittag im Festsaal der Universität durch eine schlichte Feier begangen. Zu ihr hatten sich die Besatzung des Zuges, die Spitzen der Behörden sowie zahlreiche Ehrengäste eingefunden. Nach einem Musikvortrag der Bonner Militärkapelle richtete der Rektor der Universität, Geheimrat Marx, als Vorsitzender des Stiftungsausschusses eine Ansprache an die Festversammlung. Zunächst teilte er mit daß Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Viktoria zu Preußen zu ihrem lebhaften Bedauern verhindert sei, an der Feier teilzunehmen, da sie zu der Trauerfeier nach Bückeburg reisen mußte; dann führte er aus: Die große Zahl der Ehrengäste, die Vertreter hoher und höchster Behörden, die Einräumung der Plätze des Lehrkörpers an die Besatzung, der reiche Pflanzen- und Blumenschmuck, alles sei ein äußeres Zeichen für die tief dankbare Gesinnung, die man für die Besatzung hege. Es folgte ein kurzer Ueberblick über die Geschichte des Lazarettzuges. Insgesamt hat K 1 24.878 Verwundete, darunter sechs verwundete Krankenschwestern, zur Heimat befördert. Offiziere waren es 676 deutsche und 15 feindliche; über 500 feindliche Mannschaften. Bei der 100. Fahrt wurden 10 Offiziere und 305 Mann befördert. Tausende von verwundeten Kriegern haben oft in Zuschriften in herzerfreuender Weise ihrer Dankbarkeit und treuen Gedenkens Ausdruck gegeben. Ueber 25.000 Briefe und Postkarten hat der Geschäftsführer der Besatzung zustellen können. Die anfängliche Opferfreudigkeit sei trotz der großen Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Besatzung erhalten geblieben. Ihr einträgliches Zusammenleben habe die Erledigung der Aufgaben bestens gefördert. Das eigene Gewissen sei wohl die sicherste Anerkennung treuerfüllter Pflicht. Als äußeres Zeichen seiner Wertschätzung, seiner Anerkennung und seines Glückwunsches werde der Stiftungsausschuß den einzelnen Mitgliedern der Besatzung ein Gedenkblatt überreichen, eine überaus kunstvolle Schöpfung des Bonner Künstlers Karl Menser, der Liebe und Glaube hineingelegt habe. Das Gedenkblatt trägt folgende Worte: „Zur Festfeier der 100. Ausfahrt des Vereinslazarettzuges K 1 Bonn unter Geleit besterprobter Führer und besterprobter Gefolgschaft widmet dieses Blatt als Wahrzeichen und Urkunde warmer Anerkennung und aufrichtiges Dankes für hilfsbereiten Dienst bei Tag und bei Nacht, für segensreiches Wirken am Festtag und am Alltag, für mutige Pflichterfüllung in guten wie in bösen Tagen der Besatzung zum bleibenden Gedächtnis an getane Arbeit für König und Vaterland in großer und schwerer Zeit der Stiftungsausschuß.
Gegeben am Tage des Falles von Armentieres im vierten Jahre des großen Krieges in der Königlich preußischen rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn. Der Rektor der Universität Marx.“
Oberbürgermeister Spiritus betonte in einer Ansprache die dankbare Gesinnung vieler Tausender, die im Lazarettzug liebevolle Pflege gefunden haben, und zeigte, wie gerade durch die Lazarettzüge eine höchst ideale Verbindung zwischen Heer und Heimat hergestellt werde. Durch den Bonner Lazarettzug werde der Name unserer Stadt stets mit hinausgetragen zur Front und in zahlreiche Städte der Heimat. Die Bonner Bürgerschaft gedenke mit berechtigtem Stolze an das, was durch den Lazarettzug geschaffen worden sei. In treuer Fürsorge für unsere verwundeten Krieger seien Volk und Fürst verbunden. Mit diesem Gedanken leitete Redner zu einem begeisterten Kaiserhoch über. Den Schluß der Feier bildete ein Musikvortrag der Militärkapelle.

Anzeige in der Bonner Zeitung vom 7. Mai 1918Zur Gasversorgung in Bonn. Unsere Leser werden sich wahrscheinlich gestern gefragt haben, warum unsere Montag-Ausgabe so wenig neuere Nachrichten enthielt. Schuld daran ist lediglich die schlechte Beschaffenheit unseres Gases! Der Gasdruck ist oft so gering, daß von unseren fünf Setzmaschinen nur zwei oder drei in Betrieb genommen werden können. Bei dieser Gelegenheit sei uns gestattet, auch im Namen der Allgemeinheit auf die Uebelstände in der Gasversorgung hinzuweisen. Das Gas ist minderwertig, und man braucht entschieden mehr Gas wie früher, um den gleichen Zweck zu erreichen. Nun soll aber gespart werden. Geschieht dies nicht, kommt der Strafpreis. Den Kochherd aber kann kein Mensch mit monatlich drei Zentners Brikett oder noch weniger Kohlen stochen. Zudem ist unsere Einwohnerschaft jetzt ganz allein auf warme Nahrung angewiesen, da die schönen Zeiten der kalten Küche leider vorüber sind. Die Herren, welche den Strafpreis geschaffen haben, mögen sich doch einmal der lohnenden Mühe unterziehen und der Bevölkerung sagen, wie sie das machen soll. Der Strafpreis wird sonst, zumal im Sommer, zu bösen Unzuträglichkeiten führen. Ist denn keine Stelle da, welche auf das Unhaltbare dieser Zustände an maßgeblicher Stelle hinweisen kann. Jede Verordnung muß doch vernünftiger Weise auch durchgeführt werden können; andernfalls muß der ausführende Teil darauf hinweisen, damit sie geändert wird. Dringende Abhülfe tut hier not.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)