Samstag, 6. April 1918

 

Die Osterferien der Schulen sind bekanntlich mit Rücksicht auf die Werbetätigkeit für die achte Kriegsanleihe verkürzt worden, der Unterricht beginnt schon am 10. April. Die Aufnahmeprüfungen an den höheren Schulen finden deshalb bereits am kommenden Dienstag, 9. April, statt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 6. April 1918Künstler-Abend zu Gunsten des Oesterreich-Ungarischen Hilfsvereins Cöln E.V. Wie im vorigen Jahre fand auch vorgestern Abend im großen Saale des Bürgervereins ein künstlerisch vorzüglich besickter Vortragsabend zu Gunsten der vom Kriege geschädigten Bundesbrüder statt. Namhafte Künstler und Künstlerinnen spendeten mit vollen Händen ihre Gaben und überschütteten die Zuhörer mit Kunstgenüssen. […]

Der Bonner Wochenmarkt war gestern schlecht beschickt. Der Kopfsalat kostete immer noch 60 Pfg. das Stück, fand aber trotz des sehr hohen Preises flotten Absatz. Es waren rote Radieschen zu 25 Pfg. das Gebund, der erste Rhabarber und das erste Schnittlauch zu 10 Pfg. das Gebündchen zu haben. Auch auf dem Großmarkt auf dem Stiftsplatz waren in fast allen Marktprodukten nur kleine Zufuhren. Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt erfreute sich wieder eines recht regen Zuspruchs, besonders in Gemüse.

Das außerordentliche Kriegsgericht […] Zwei russische Staatsangehörige, Arbeiter auf der Plittersdorfer Aue, hatten sich wegen Verlassens ihrer Arbeitsstelle und Kontraktbruchs zu verantworten. Der erste Angeklagte hatte sich nach Beendigung seines Arbeitsverhältnisses von Plittersdorf nach dem Wintermühlenhof bei Königswinter und von dort nach Deutz begeben und die zweite Angeklagte, seine Braut veranlaßt, ihren Dienst in Plittersdorf zu verlassen. Beide Angeklagten sprachen Deutsch. Der erste von ihnen wurde zu drei Monaten und einer Woche Gefängnis und die zweite zu 30 Mark Geldstrafe verurteilt. […]

Anzeige im General-Anzeiger vom 6. April 1918Es wird grün. Plötzlich, mit Allgewalt treiben die Knospen an Baum und Strauch; ein warmer Regen, ein sonnig milder Tag wie gestern mit 22 Grad und vor unseren Augen enthüllt, breitet die Natur ihr grünes Gewand aus. Heute ist alles grün, sind die Knospen aufgesprungen, hüllten feine zarte Blättchen Gärten, Alleen und Parks in lichtes Grün. Ein außerordentlich milder Vorfrühling, der uns weder Hagelschauern noch Schneestürme und harte Frostnächte brachte, hatte schon zeitig die Vegetation stark vorgetrieben. Die ersten Frühlingstage etwas kälter, hemmten ein wenig die Entwicklung; nun aber bei solche „wächsigem“ Wetter gibt’s kein Halten mehr. Ueber Tag und Nacht ist der volle Frühling mit grünem Laub und Blumenpracht gekommen. Er ist auch in den ländlichen Fluren eingekehrt und hat dort die Winterfrucht sich schön entwickeln lassen; er hat arbeitgünstige Tage gebracht und die haben unsere Landwirte nach Kräften genützt. Selten sah das Land draußen solch vollständige Bestellung zu Anfang April, selten stand um diese Zeit in früheren Jahren draußen alles so günstig wie in diesem vierten Kriegsjahre. Das Glück, die Natur ist mit uns, auch daheim zu Lande. Bleibe es uns zur Seite, auch den Sommer über bis zum guten Herbst.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Deutscher Sprachverein. Montag, den 8. April, abends 8 Uhr, wird der Bonner Sprachverein eine Versammlung in Godesberg im Saale der Gesellschaft Erholung daselbst veranstalten, um von den vaterländischen Bestrebungen und Aufgaben des Vereins zu berichten und Teilnahme dafür zu wecken. Der Männergesangverein Harmonie wird in liebenswürdigem Entgegenkommen den Abend durch Vortrag vaterländischer Lieder umrahmen. Die bekannte Bühnenkünstlerin Frau Wittmann, deren Mann seit 3 Jahren im Felde steht, wird dichterische Gaben aus dem Schatze der deutschen Literatur spenden, und der stv. Vorsitzende Pfarrer Dr. Richter wird in kurzen Worten die bedeutsamen Beziehungen zwischen Weltkrieg und Sprachverein schildern. – Anregende Flugblätter kommen zur Verteilung; der Eintritt ist frei. Zahlreicher Besuch von Bonn und Godesberg darf um des edlen Zweckes und des geistigen Genusses willen erwartet werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)

  

Das Einigungsamt der Stadt Bonn, dessen Vorsitzenden der Beigeordnete Dr. von Gartzen und dessen stellv. Vorsitzenden die Rechtsanwälte Dr. Alex Meyer und Dr. Schneiders sind, ist ermächtigt:
    1. auf Anrufen eines Mieters über die Wirksamkeit einer nach dem 1. Juni 1917 erfolgten Kündigung des Vermieters, über die Fortsetzung des gekündigten Mietverhältnisses und ihre Dauer sowie eine Erhöhung des Mietzinses im Falle der Fortsetzung zu bestimmen,
    2. auf Anrufen eines Vermieters einen mit einem neuen Mieter abgeschlossenen Mietvertrag, dessen Erfüllung von einer Entscheidung Nr. 1 betroffen wird, mit rückwirkender Kraft aufzuheben.
   Als Schiedsstelle für Streitigkeiten über Sammelheiz- und Warmwasserversorgungsanlagen in Mieträumen nach der Bundesratsverordnung vom 2. November 1917 ist für den Stadtbezirk Bonn durch Beschluß der Stadtverordnetne-Versammlung vom 27. November 1917 das städtische Einigungsamt für Miet- und Hypotheken-Angelegenheiten bestimmt worden.
   Es wird wiederholt darauf hingewiesen, daß das neuzuerrichtende städtische Einigungsamt für Miet- und Hypothekenangelegenheiten erst am 15. ds. Mts. seine Tätigkeit aufnehmen wird. Bis zu diesem Zeitpunkte sind Mietstreitigkeiten wie bisher bei dem zuständigen Amtsgericht anzubringen.

(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)