Donnerstag, 4. April 1918

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 4. April 1918Der Haushaltsplan der Stadt Bonn für das Haushaltsjahr 1918 ist im Entwurf fertiggestellt und wird nächste Woche von den Stadtverordneten beraten werden. Er liegt bis nächsten Mittwoch auf dem städtischen Finanzamt, Rathausgasse 26, Zimmer 10, zur Einsicht aller Einwohner offen. Im neuen Haushaltsplan ergibt sich ein durch Steuern aufzubringender Betrag von 4.589.600 M. gegen 3.737.100 M. im Vorjahre, also 802.500 M. mehr. Dieser Mehrbetrag kann mit den bisherigen Steuersätzen nicht aufgebracht werden, es mußte daher Steuererhöhung vorgesehen werden. Da eine Erhöhung der Realsteuern sich nicht empfiehlt, soll die Gemeindeeinkommensteuer um 10 auf 150 v. H. der staatlichen Steuersätze erhöht werden. Hierdurch wird es möglich, den Mehrbedarf, soweit er nicht durch das Mehraufkommen an direkten und indirekten Steuern gedeckt werden kann, aufzubringen.
   In den einzelnen Steuern wird ausgeführt: […]
   9. Biersteuer. Das Aufkommen an Biersteuer läßt ständig nach. Dieser Rückgang ist auf die den Brauereien auferlegten Einschränkungen und darauf zurückzuführen, daß vorwiegend leichtes Bier hergestellt wird, das nur mit 30 Pfg. für das Hektoliter zu besteuern ist. Die für 1918 zu erwartende Einnahme an Biersteuer kann daher nur mit 15.000 Mark angenommen werden, 20.000 Mark weniger wie im Vorjahre.
   10. Lustbarkeitssteuer. Die stattfindenden Veranstaltungen werden überaus stark besucht. Während im Kalenderjahr 1913 (dem letzten vor dem Kriege) die Besucherzahl der Kinos und dergleichen Veranstaltungen rund 410.000 betrug, stieg sie im Jahre 1917 auf rund 845.000. Das Aufkommen an Lustbarkeitssteuer konnte daher mit 200.000 Mark angenommen weden, 85.000 Mark mehr wie im Vorjahre. […]

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 4. April 1918Anzeige im General-Anzeiger vom 4. April 1918Eine „Beratungsstelle für Kriegsanleihen“ ist in den Räumen des Verkehrsamtes, Poststraße 27, eingerichtet. Sie gewährt für alle die Kriegsanleihen betreffenden Angelegenheiten unentgeltlich Auskunft und Hülfe.

Kartoffelanbau. Förster a. D. Esser- Friesdorf schreibt uns: Der Gras- bezw. Heuertrag auf der Hofgartenwiese und dem Wiesenstreifen der Poppeldorfer Allee ist ein kaum nennenswerter, weil der dort angebaute Zierrasen Grassorten aufweist, die sich für die Futterproduktion wenig eignen. An genannten Flächen fehlt es an Sonne nicht, nach tiefem Umspaten und Kalidüngung noch in diesem Jahre einen guten Kartoffelertrag zu bringen. Als Rapsfeld würde die Fläche in nächsten Jahre in der Blüte zugleich recht malerisch zwischen den herrlichen Baum-Reihen und –Gruppen wirken. Eine Erneuerung des jetzt verkommenen früheren Kunstrasens kann und muß später doch durch Umspaten geschehen. Um so praktischer und wünschenswerter erscheint daher jetzt landwirtschaftliche Produktion auf den fraglichen ziemlich großen Flächen. Gibt die Universität die Flächen zu den angegebenen Zwecken jetzt frei, dann spart sie neben dem Ertrag zugleich Geld für die spätere neue Kunstrasenanlage.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)