Dienstag, 2. April 1918

    

In der Gangolfstraße wurde vorige Nacht ein Trupp singender junger Leute von einem Polizeibeamten zur Ruhe verwiesen. Einer der Ruhestörer folgte der Ermahnung nicht, gab dem Beamten einen falschen Namen an, widersetzte sich der Aufforderung, zur Wache zu folgen, schlug dem Beamten den Helm vom Kopfe und zerriß ihm den Mantel. Als der Beamte zur Waffe greifen wollte, lief der Mann fort und gab auf der Flucht einen Revolverschuß auf den Beamten ab. Der Schuß ging fehl. Der Flüchtende wurde mit Hilfe eines anderen Polizeibeamten festgenommen. Er ist ein Invalide aus Bonn.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Wieder haben wir ein Kriegsostern hinter uns. Voll Zuversicht und froher Hoffnung konnten wir die Feiertage begehen. Gute und beste Nachrichten hatte Ludendorff uns von unseren Westarmeen beschert; gute hoffnungsfreudige Berichte kamen von unserer nun freien Ostfront. Die Natur meinte es gut; abgesehen von einer gelegentlichen Regenschauer, die uns der scheidende März bescherte, war das Osterwetter schön. Und da zogen denn zahllose Menschen aufatmend nach des Winters Plage, aufatmend besserer Tage gedenkend in Gottes schöne Frühlingswelt da draußen vor den Toren. So viel es der beschränkte Verkehr der Fernbahnen gestattete, waren der Wanderer viele in die Weite, in die Eifelberge, in den Westerwald gereist. Die Mehrzahl blieb in Bonns herrlicher Umgegend; ihre Ziele waren die Sieben Berge, der Kottenforst, das Vorgebirge, der Ennert und seine Umgegend, die Sieggegend. Dort hatte man in besseren Zeiten auf Ausflügen gut und preiswert gelebt. Das mußte man allerdings vergessen; denn in diesen Tagen war es anders; viel, viel anders, was Güte sowohl wie Preise des Gebotenen anging. Es ist Krieg, und nicht zu viel soll man verlangen, aber es scheint, wie bei anderen Dingen, so auch bei Wanderers Einkehr böse unberechtigte Gewinnsucht, mehr wie gut zu walten. Gabs nun nichts herz- und magenstärkendes an den bekannten Raststätten, so wußte man seinen Aerger angesichts der lieblichen Osternatur schon zu vergessen. Die Frühobstbäume blühten, Schlüsselblumen, Veilchen, Anemonen blühten; die Bäume und Sträucher schlugen aus und saftig grün lagen die Wiesen im Tal und Grund. Dazu am ersten Tage eine selten klare Luft, die weiteste Fernen greifbar vor das Auge setzte.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Auszeichnung. Herr Bücherrevisor Joh. Klutmann aus Bonn erhielt die Rote Kreuzmedaille 3. Klasse. Herr Klutmann ist in aufopfernder Weise als 2. Vorsitzender des Soldatenheimes tätig, er sorgt in unermüdlicher Weise seit Kriegsbeginn für eine würdige Begleitung der hier verstorbenen auswärtigen Krieger auf ihrem letzten Gange zum Friedhof durch Mitglieder der hiesigen Kriegervereine. Zu Kriegsbeginn war er über ein halbes Jahr auf dem Bezirkskommando tätig. Die vielen Bekannten und Freunde des Herr Klutmann werden mit Freuden hören, daß auch ihm nunmehr für einen Teil seiner ehrenamtlichen Tätigkeit eine verdiente Auszeichnung verliehen wurde.

Flaumacher sind meist zu Zeiten großer militärischer Erfolge an der Arbeit, um die Ruhmestaten unserer tapferen Truppen zu verkleinern. So wird in den letzten Tagen das Gerücht verbreitet, als seien tausende unserer Truppen bei einer künstlichen Ueberschwemmung in Flandern ertrunken. Es wäre wirklich an der Zeit, wenn die Verbreiter solch unsinniger Erzählungen angezeigt würden, damit sie ihre verdiente Strafe fänden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)