Montag, 25. März 1918

 

Feindlicher Fliegerangriff. Vergangene Nacht versuchten feindliche Flieger, den Stadtteil von Köln anzugreifen. Es wurden acht Bomben abgeworfen. Durch das Abwehrfeuer und die Verdunkelung gelang es, die Flieger von der inneren Stadt abzuwehren. Getroffen wurde lediglich ein in einem unbewohnten äußeren Stadtteil liegender Holzstapel, der in Brand geriet. Das Feuer wurde sofort gelöscht. Verletzt wurde niemand. Auch in Bonn wurde eine Bombe abgeworfen. Sie fiel auf freies Feld, ohne Schaden anzurichten. […]
   Trotz des feindlichen Misserfolges möge dieser Angriff eine Warnung für die Bevölkerung sein, in Zukunft die vorgeschriebenen Schutzmaßregeln genau zu beachten.

Siegesfahnen und schulfrei. Der Kaiser hat befohlen, daß am heutigen 25. März anläßlich des Sieges in der Schlacht bei Monchy – Cambrai – St. Quentin – La Fere zu flaggen und Viktoria zu schießen ist. Ferner hat der Kaiser befohlen, daß am heutigen 25. März der Unterricht in den Schulen der Monarchie ausfallen soll. Falls Anordnungen für den 25. März nicht möglich sind, soll der 26. März schulfrei sein.

Deutsche Vaterlandspartei. In der gestrigen Versammlung der Ortsgruppe Bonn und Umgebung der Deutschen Vaterlandspartei gedachte Oberlehrer Grube aus Godesberg der neuen herrlichen Erfolge unseres Heeres in Frankreich, forderte die Mitglieder der Vaterlandspartei auf, nach Möglichkeit für die achte Kriegsanleihe zu zeichnen und zu werben und brachte ein begeistert aufgenommenes Hoch auf unser Heer, seine Feldherren und den Kaiser aus. Geh. Konsistorialrat Dr. Rocholl sprach dann über Weltfriedensbund, Völkerschiedsgericht und Abrüstung. […] Die Geschichte zeigt, daß die drei Ideale noch nie verwirklicht werden konnten. […] Wenn aber Deutschland und seine Verbündeten in diesem Kriege die Oberhand behalten, dann wird es ein starkes Gegengewicht gegen alle streitsüchtigen Völker bilden, und auch unsere jetzigen Feinde werden dann infolge der Macht Deutschlands auf Jahrhunderte das Glück des Friedens genießen können. Kein anderes Land in Europa kann das Recht besser beschützen als Deutschland unter dem Regiment und Schwert eines Hohenzollernkaisers. So wollen wir einen siegreichen deutschen Frieden in erster Linie zum Heil unseres deutschen Vaterlandes, sodann zur Wohlfahrt aller mit uns verkehrenden Völker, einen Frieden zur starken und unzerstörbaren Sicherung der militärischen, politischen und wirtschaftlichen Machtstellung unseres deutschen Volkes und zur Handhabung des Rechtes. – Die Zuhörer bekundeten ihre Zustimmung durch lebhaften Beifall.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Der Eindruck des Sieges in Bonn. Seit den Augusttagen 1914, seit den schweren Schlägen, die unser Hindenburg in Ostpreußen den Russen erteilte, haben wir in Bonn bis zum gestrigen Tage keine solche gewaltige Aeußerung vaterländischer Begeisterung erlebt. Die Meldungen über die wachsenden Erfolge über Englands Heer, das trotz der Unterstützung der Franzosen und Amerikaner bis in die dritte Linie hinein geschlagen ist, haben einen Sturm der Begeisterung bei unserer Bevölkerung ausgelöst. Jeder einzelne von uns weiß heute, daß England unser Todfeind ist, und wer es noch nicht wüßte, dem können die englischen Zeitungsstimmen, die unmittelbar vor Eröffnung unserer Angriffsschlacht erschienen, darüber die letzte Aufklärung geben. Deutschland sollte zu einem Kleinstaate des Festlandes herabgedrückt werden. Die Siegesnachrichten von den Schlachtfeldern Nordfrankreichs bekunden nun aber, daß John Bull sich bitter getäuscht hat. Sieg auf Sieg heftet sich an die glorreichen deutschen Fahnen. Unsere Artillerie hat gemeinsam mit unsern sturmerprobten Truppen die nach englischer Auffassung unerschütterliche Front der Feinde durchbrochen.
   Und noch mehr steigerte sich die Befriedigung bei unserer Bevölkerung, als sie unseren Sonderausgaben am Sonntag nachmittag entnehmen konnte, daß es der deutschen Waffentechnik gelungen ist, ein Geschütz zu bauen, das auf eine Entfernung von 120 Kilometern 240 Millimeter-Geschosse mit erfolgreicher Wirkung in die Festung Paris hineinschleudert.

   Die Vorgänge, die sich beim Eintreffen der Siegesmeldungen im Laufe des gestrigen Nachmittags bis zum späten Abend vor unserer Geschäftsstelle abspielten, werden für jeden Beteiligten eine unverlöschliche Erinnerung bleiben. Unsere Schulkinder sollen die Niederlage der bösen Engländer durch einen schulfreien Tag begehen und unsere Häuser sollen allgemein Flaggenschmuck tragen. So will es unser Kaiser, der auch angeordnet hat, daß Viktoria geschossen wird. Und daß der Kaiser unseren Hindenburg durch eine Auszeichnung ehrte, wie sie vor ihm nur Marschall Blücher nach der Schlacht von Belle Alliance zuteil wurde, wird bei Groß und Klein eine wahre Herzensfreude auslösen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)