Donnerstag, 21. März 1918

    

Der Dank der Vaterländischen Vereinigungen an die Bonner Bürgerschaft.
Bonner Weihnachtsgaben für die rheinischen Truppen. Von den Vaterländischen Vereinigungen in Bonn sind im ganzen 16.450 Pakete im Durchschnittswerte von je 5 Mark im Dezember 1917 an die rheinischen Truppenteile versandt worden. Nicht leicht war es diesmal, außer dem stets willkommenen Tabak und den Zigarren, die dank der liebenswürdigen Vermittlung eines unserer Mitbürger gut und wohlfeil aus Holland bezogen werden konnten, noch andere den Soldaten im Felde angenehme und nützliche Gegenstände preiswert einzukaufen. Wochenlanger Arbeit bedurfte es dann, um die große Zahl der Pakete fertig zu machen. Diese Arbeitstage waren Ehrentage für den Freiwilligen Hilfsausschuß. Die ihm dankenswerterweise zur Verfügung gestellten weiten Räume in der Dresdener Bank glichen viele Wochen hindurch einem großen Warenlager, in dem einige Dutzend fleißiger Frauenhände von früh bis abends bemüht waren, die gewaltigen Vorräte einzuteilen und in die kleinen Weihnachtspakete zu verpacken. Persönliche herzliche Wünsche wurden von opferfreudigen Spenderinnen beigefügt, so daß alle Weihnachtspakete außer ihrem praktischen Inhalt etwas von dem Leben, von der Hoffnung und von dem Dank aus der Heimat ins Feld mit sich brachten. Sorgfältig ist bei der Versendung beachtet worden, daß auch die sogenannten Alleinstehenden und Vergessenen diesmal ihr Weihnachtspaket erhalten haben. In mehr als 5000 Dankschreiben und Feldpostkarten, die von allen Fronten im Westen und im Osten sowie aus Mazedonien eingelaufen sind, haben die Empfänger zum Ausdruck gebracht, welche Freude ihnen die Weihnachtssendungen aus der Heimat gemacht haben. Die Gesamtkosten, die für diesen Teil des vierten Kriegsweihnachtens aufgewendet worden sind, betragen rund 82.400 M. Außer dem Betrag von 45.000 M. der Stadt Bonn waren freiwillige Spenden in Höhe von 8800 Mark eingegangen, der Rest von 28.900 M. konnte aus den Erträgen der Bonner Volksspende gedeckt werden. Somit war unmittelbar oder mittelbar die Bonner Bürgerschaft die Geberin. […]

Unsere Uboote und ihre Wirkung auf England. Ueber diesen Gegenstand hielt Kapitänleutnant von Bebber Dienstag abend im Bonner Bürgerverein einen sehr fesselnden Lichtbildervortrag. […] Wirkt unser Ubootkrieg in der bisherigen Weise weiter, und es ist kein Grund vorhanden, daran zu zweifeln, so wird England in kurzer Zeit den größten Teil seiner Fabriken, auch seiner Kriegsindustrie, aus Mangel an Rohstoffen stillegen müssen. Für uns gilt es, Ruhe und Vertrauen zu bewahren; der Sieg über England und damit der glorreiche deutsche Frieden sind uns sicher. – Die Zuhörer dankten mit lebhaftem Beifall für die lehrreichen und überzeugenden Ausführungen.

Ein Ei wird diese Woche noch an jeden Einwohner abgegeben.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Was ich beim Städtischen Verkauf erlauschte. Aus unserm Leserkreise wird uns geschrieben: Gestern früh war ich auf dem Markt und mußte mich auch beim städtischen Verkauf anstellen, um für meine sieben hungrigen Mäuler etwas in die Markttasche zu bekommen. Dabei hatte ich Gelegenheit, die Unterhaltung mehrerer Frauen über den russischen Frieden mit anzuhören. Die meisten von ihnen hatten offenbar die Mitteilung, daß der Friede ratifiziert sei, nicht recht spitz bekommen. Es war mir klar, daß die Zeitungen das schwere Wort „ratifiziert“ nicht umgehen konnten, weil es eben zum Sprachschatz unserer Herren Diplomaten und Völkerrechtsgelehrten gehört und sein Sinn nicht gut verdeutscht werden kann. Aber wenn man dieses Gespräch der mich umgebenden Frauen angehört hatte, mußte man eigentlich Anhänger jener Bewegung werden, die auch für Politik und Wissenschaft die rein deutsche Ausdrucksweise verlangt. Die Frauen wagten kaum, das etwas zungenbrecherische Wort „ratifiziert“ und „Ratifikation“ auszusprechen. Eine von ihnen erzählte treuherzig: „Me hann ze Huus e Fräulein wonne, dat kann französch; die hät em Lexikon nohgesehn; ävve me wesse immer noch net, wat et heesch.“ Eine andere Frau vertrat die Auffassung: „Ja, su es et immer, wenn die huh Hääre gett ze veheimlige hann, dann bruche sie su’n fremde Ausdröck.“

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Arndt-Eiche in Eisen. Für den am Donnerstag Abend 7 Uhr im Bonner Bürgerverein stattfindenden Liederabend zu Gunsten der Arndt-Eiche in Eisen sind noch Karten zu 3,30 Mark, 2,20 Mark und 1,10 Mark in der Musikalienhandlung Sulzbach zu haben. Die vaterländischen Vereinigungen Bonn empfehlen den Besuch des Liederabends besonders im Hinblick auf den vaterländischen Charakter dieser Wohltätigkeitsveranstaltung.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)