Samstag, 9. März 1918

    

Fleisch. Am heutigen Samstag werden in den Metzgergeschäften Rind- und Kalbfleisch zu 2,20 M., Leberwurst zu 1,60 M. und Blutwurst zu 1,20 M. das Pfund verausgabt. Die für jede Person zur Verteilung kommende Menge Fleisch einschließlich Wurst beträgt bis auf weiteres 250 Gramm. Kinder unter 6 Jahren erhalten 125 Gramm.
   Fett. Auf die Abschnitte Butter und Fett der Speisefettkarte werden in der kommenden Woche je 80 Gramm Margarine verausgabt. Der Preis für die Margarine beträgt 2 M. für das Pfund. […]
   Gelbfleischige Erdkohlrabis. Für die Zeit vom 14. bis 19. März werden auf Warenkarte Nr. 8 10 Pfund gelbfleischige Erdkohlrabis in den städtischen Kartoffelverkaufsstellen auf dem Wochenmarkt, dem Friedrichplatz und der Moltkestraße 1, ausgegeben. […]
   Kaffee-Ersatz darf bekanntlich noch bis zum 16. März frei abgegeben werden. Das Lebensmittelamt hat aber auch noch für die nächste Woche die Abgabe gegen Warenkarte beibehalten, um allen Einwohnern die zugeteilte Menge zu sichern. Daneben ist den Geschäften eine weitere Menge überwiesen worden, die dem Lebensmittelamt zur Verfügung stand. Von diesem Vorrat wird den Einwohnern eine größere Menge abgegeben, damit sie sich einen kleinen Bestand schaffen können. Nach dem 16. März tritt die Rationierung ein. […]

(Bonner Zeitung, Rubrik „Nachrichten des Lebensmittelamts der Stadt Bonn.“)

Gegen das Rauchen der Jugendlichen hat der Oberpräsident der Rheinprovinz eine Verordnung erlassen. Es heißt darin: Personen unter 16 Jahren ist es verboten, 1. Tabak, Tabakpfeifen, Zigarren, Zigaretten und Zigarettenpapier zu kaufen oder sich sonst entgeltlich zu verschaffen, 2. auf öffentlichen Wegen, Plätzen und Anlagen sowie in öffentlichen Verkehrsmitteln und in öffentlichen Räumen zu rauchen. Es ist verboten, an Personen unter 16 Jahren die bezeichneten Gegenstände zu verkaufen oder im Gewerbetriebe abzugeben. Jeder, unter dessen Gewalt eine noch nicht 16 Jahre alte Person steht, die seiner Ansicht untergeben ist, und zu seiner Hausgenossenschaft gehört, ist verpflichtet, sie von einer Uebertretung des Verbots abzuhalten. Zuwiderhandlungen gegen diese Polizeiverordnung werden mit Geldstrafe bis zu 60 M., im Unvermögensfalle mit entsprechender Haft, bestraft.

  (Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Der Bonner Wochenmarkt war gestern etwas besser beschickt als anfangs dieser Woche. An Gemüse war vorwiegend Krauskohl vorhanden, vereinzelt auch Sprutengemüse, Wirsing, Rosenkohl und Spinat, Zwiebeln aber keine. Weiße Rüben, Rettiche, Karotten, Möhren, Knoblauch, Sellerie, Breitlauch, Schwarzwurzeln und Feldsalat waren wieder reichlich zu haben, ebenfalls Chikoree zu 65 Pfg. das Pfund, vereinzelt auch Kettensalat zu 30 Pfg. die Portion. Der Verkauf war im allgemeinen recht flott, besonders in Gemüse.
   Auch auf dem Großmarkt auf dem Stiftsplatz waren die Zufuhren in fast allen Marktprodukten bedeutend besser als am letzten Hauptmarkttage. An Gemüse war hauptsächlich Krauskohl vorhanden, Kleinzeug war wieder reichlich zu haben, Zwiebeln aber keine. Der Verkauf war auch hier sehr flott und der Markt schon früh wieder geräumt.
   Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt hatte wieder recht regen Zuspruch, besonders in Aepfeln und Gemüse. Die Zufuhren waren im allgemeinen wieder befriedigend, besonders in Gemüse und Kleinzeug. Fische waren gestern nicht zu haben. Verkauft wurden rote und gelbe Möhren, Erdkohlrabien, Karotten, weiße Rüben, Kohlrabien, Krauskohl, Weißkohl, Sellerie zu 75 Pfg., Aepfel zu 82 Pfg., fremde Zwiebeln zu 50 Pfg. und Chikoree zu 60 Pfg. das Pfund.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Ein verwerflicher Unfug. Mehr noch als in anderen Jahren wird diesmal der traurige Unfug des Abreißens alles ersten Frühlingsgrüns, besonders der Kätzchen, beobachtet. Alt und Jung wetteifert dabei, in den noch günstigsten Fällen aus dem Wunsch, einen Schmuck für das Heim zu haben, oft aber auch zu krassen Erwerbszwecken oder gar aus einfacher Zerstörungswut. Der traurige Anblick der zerstörten und zerrissenen Sträucher schändet unsere heimatliche Flur. Besonders aber spielt in dieser Zeit auch der Schaden für unsere Volksernährung eine Rolle, der hierdurch hervorgerufen wird. Die Kätzchen, die jetzt noch in Knospen abgerissen werden, würden zu einer Zeit aufblühen, in der die Bienen ihren ersten Flug unternehmen. Sie finden in dieser Zeit als einzige Nahrung den Blütenstand der Weidenkätzchen. Er ist deshalb von weit größerer Bedeutung, als man meistens annimmt. Das gleiche gilt von den Baumblüten, Feld- und Wiesenblumen, worauf jetzt schon hingewiesen sei. K. W. B.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)

     

Theaterbesucher sind jetzt in allen Städten zahlreicher als in Friedenszeiten. Stundenlang warten sie schon vor der Theaterkasse. Die Leute sind ja jetzt gewohnt zu warten. Bei der ersten Carmenaufführung dieser Spielzeit in Köln haben sie sich schon um 1 Uhr in der Nacht hingestellt vor der Kasse, die andern Morgens um zehn Uhr geöffnet wurde. Eintrittskarten zu einer Opervorstellung sind nur noch unter großer Mühe erhältlich. Auch in Bonn. Die Theaterleitung in Aachen nützt diese Hochkonjunktur für die städtische Kriegsfürsorge aus: für jeden Platz werden Zuschläge erhoben von fünf bis dreißig Pfennig. Die Einrichtung sollte auch anderwärts nachgeahmt werden. Auch unserer städtischen Kriegsfürsorge könnte eine derartige „Nebeneinnahme“ nicht schaden. Oder läßt sich das hier nicht durchführen? Allerdings ist der Schluß der diesjährigen Spielzeit nahe. Der Versuch könnte aber doch auch hier gemacht werden.

(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)