Donnerstag, 7. März 1918

   

Für ein freies Flandern warb Dienstag abend vor einer großen Zuhörerschaft Dr. René de Clercq, der im Kampfe für das Recht seines Volkes und gegen die vlamenfeindliche belgische Regierung auch in Deutschland bekannt gewordene bedeutende vlämische Dichter. In vlämischer Sprache, die den Zuhörern sofort die Stammesverwandtschaft der Vlamen mit den Deutschen bekundete, dankte er zunächst für die herzliche Aufnahme in Bonn, dabei an die nahen Beziehungen des Rheinlandes und auch Bonns zu Flandern erinnernd; sei doch Beethoven einer flandrischen Familie entsprossen. […] Der Dichter sagte schließlich: Das vlämische Volk wird seine Selbständigkeit wieder bekommen, und das haben wir Ihnen zu verdanken. Begeisterter Beifall ward ihm bei den vorgetragenen Dichtungen und am Schluß zu Teil. – Zu Beginn der Versammlung warb Professor Dr. Cremer für den Eintritt in die Deutsch-vlämische Gesellschaft, die, wie in vielen anderen rheinischen Städten, nun auch in Bonn eine Ortsgruppe erhalten solle. […]

Vereinslazarettzug K. 1. Bonn. Der Bonner Lazarettzug hat die Verwundeten von der 92. Fahrt nach Frankfurt a. M., Offenbach und Fulda gebracht. […] An Liebesgaben sind ganz besonders erwünscht Zigarren und Zigaretten, Kognak, Weiß- und Rotwein. Solche Sachen sind abzugeben Bahnhofstraße 40, woselbst Quittung erteilt wird.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Städt. Straßenbahnen. – Wenn auch die Fahrpreiserhöhung der städt. Straßenbahn berechtigt ist, so möchte ich doch hier die Herren Stadtverordneten im Namen vieler Kriegsbeschädigten bitten, diese, soweit sie durch ihre Verletzung am Gehen behindert und auf die Benutzung der Straßenbahnen angewiesen sind, von dem Aufschlag auszuschließen. Es ist keine unbillige Forderung, wenn entlassene Krieger, die amputiert, bein- oder fußverletzt sind, bitten, ihnen diese Vergünstigung zuteil werden zu lassen, im Gegenteil hat hier die Stadt Gelegenheit, den so oft in Worten ausgesprochenen Dank an Vaterlandsverteidigern in die Tat umzusetzen. Finanzielle Bedenken können bei dieser Maßnahme bei der geringen Anzahl solcher Kriegsbeschädigten nicht in Betracht kommen, und bringt doch andererseits den entlassenen Kriegern zweifellos eine willkommene Entlastung ihrer schon an und für sich gering bemessenen Rente. Ein Amputierter im Namen seiner kriegsbeschädigten Kameraden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

   

Aus unserem Leserkreise sind Wünsche laut geworden, wir möchten wieder ein Abendblatt herausgeben. Leider sind diese Wünsche mit Rücksicht auf die Papierknappheit unerfüllbar. Die Beförderung der D. R.-Z. würde auch wegen der Verkehrsschwierigkeiten auf Hindernisse stoßen, wenn die Ausgabe am Abend geschähe.

Bringt auch Euer Silber zur Ankaufstelle. Es dürfte noch nicht allgemein bekannt sein, daß die hiesige Goldankaufstelle auch Silber (Münzen und Gegenstände) gegen Bezahlung entgegennimmt. Für ein Gramm Silber werden 13 Pfg. vergütet. Wer kein Silber abliefert unterstützt ebenfalls die Finanzkraft des Reiches und tut ein vaterländisches Werk.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)