Donnerstag, 24. Januar 1918

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 24. Januar 1918Universität. Das soeben erschienene Verzeichnis der Vorlesungen an der Universität Bonn und der landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf für das Sommerhalbjahr 1918 kündigt für die Universität 432 Vorlesungen und Uebungen an, in der katholisch-theologischen Fakultät 28, in der evangelisch-theologischen 25, in der juristischen 46, in der medizinischen 107, in der philosophischen Fakultät 217, 6 über Künste und Fertigkeiten und 3 technische Vorlesungen. […] – An der landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf kündigen 23 Dozenten insgesamt 78 Vorlesungen an.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

Godesberg, 23. Jan. Der am 11. Januar veröffentlichte Aufruf des Bürgermeisters Zander zur Gründung eines gemeinnützigen Bauvereins, der für die wenigerbemittelte Bevölkerung die notwendige Anzahl Kleinwohnungen schaffen soll, hat in der Bürgerschaft sofort freudigen Widerhall gefunden. Vom ersten Tage an liefen auf dem Bürgermeisteramte Zeichnungen ein, so daß nach fünf Tagen schon 61.000 Mark zur Verfügung standen. Diese Summe hat sich bis heute auf 151.000 M. erhöht. Der Finanz- und der Wohnungsausschuß des Gemeinderats wollen eine Beteiligung der Gemeinde mit 30- bis 50.000 M. vorschlagen. Der Bauverein selbst soll Anfang Februar gegründet werden. Es ist sehr erwünscht, daß die gute Sache bis zum 1. Februar noch durch weitere Zeichnungen gefördert wird. Es braucht zunächst nur ein Viertel des Zeichnungsbetrages eingezahlt zu werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Rheinland und Nachbargebiete“)

   

Schluß der „weißen Woche“. Die „weiße Woche“ ist zu Ende und hat ein so schönes Ergebnis gebracht, daß alle Voraussagen der Schwarzseher widerlegt und die kühnsten Erwartungen weit übertroffen worden sind. Die Hauswirtschaftliche Kriegshilfe fühlt daher das Bedürfnis, allen, die zu dem reichen Erfolg beigetragen haben, den wärmsten herzlichsten Dank auszusprechen, sowohl den unermüdlichen Sammlerinnen in Sturm und Regen, als auch den freundlichen Gebern großer und kleiner Gaben, die alle gleich willkommen waren. Es ist ein schönes Zeichen für den Gemeinsinn und die Gebefreudigkeit unserer lieben Stadt Bonn, daß in der jetzigen Zeit eine derartige Sammlung in solchem Umfang gelingen konnte. Fast kein Haus hat versagt, auch dort, wo die Sammlerinnen mit leeren Händen fortgingen, mögen besondere Umstände obgewaltet haben. Nicht nur in den wohlhabenderen Stadtteilen, sondern auch in den weniger begüterten Vierteln wurde mit Freude und Eifer gespendet, und so kann viel Not gelindert werden. Dem schwergeprüften Säugling, dessen Notschrei über papiernen Windelersatz aus einer Redaktionsstube bis an unser Ohr drang, können wir tröstend zurufen: „Ihr Bonner Säuglinge seit jetzt vor aller Not gesichert: ihr werdet in Zukunft so weich und warm gewickelt und gebettet sein, daß ihr euren Eintritt in unsere liebe Vaterstadt nicht zu bereuen habt.“

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Neues aus Altem. Der große Saal der Lese faßte kaum die Zahl der Frauen, die dem Rufe der „Hauswirtschaftlichen Kriegshilfe“ gefolgt waren, um zu hören und zu sehen, was Fräulein Düben aus Köln ihnen zu sagen und zeigen hatte. „Neues aus Altem“ hieß ihr Vortrag und was sie im Anschluß an ihre klaren Worte, die zunächst vom Reinigen, Auseinandertrennen und Färben der alten Sachen handelten, vorführte, erregte das größte Interesse der Anwesenden. Da sah man Kleider aus Tüchern, Sofabezügen, Vorhängen, Kindersachen aus alten Kleidern und Stoffresten; geflickte Strümpfe, Mäntel und Kleider aus Herrenanzügen und alles machte den Eindruck der größten Sauberkeit und Ordentlichkeit. Die Vorführung hat gezeigt, wie die Not erfinderisch macht, hat manche gute Anregung gegeben und wird dazu helfen, weiter durchhalten zu können, auch wenn die Stoffe noch knapper werden und die Zuteilung noch geringer.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)