Sonntag, 20. Januar 1918

   

Flieger-Alarm.
Ein Probealarm für den Fall von „Luftgefahr“ findet erneut am Mittwoch, 23. Januar, vormittags 10.30 Uhr, auf die Dauer von 10 Minuten statt. Es handelt sich wieder um eine vorbeugende Maßnahme, um die Signale usw. auszuproben und der Bevölkerung Gelegenheit zu geben, sich mit den Alarmsignalen vertraut zu machen. Das Garnisonskommando wird die Alarmierung veranlassen.
    Die Warnungssignale werden in erster Linie durch das Sirenensignal auf der Umformerstation des städtischen Elektrizitätswerkes am Mühlheimer Platz, durch die Dampfpfeifen der Bonner Aktien-Brauerei, der Firma L. Wessel, der Wessels Wandplattenfabrik, der Firma Soennecken (Feld), der Holzhandlung Wilh. Streck und der Wagenfabrik Miesen sowie durch eine Anzahl Hornisten der hiesigen Truppenteile abgegeben, und ferner werden Kirchenglocken 5 Minuten lang Sturm läuten. [...]

Zum Besten des Vereins „Jugendhort“ (früher Mädchenhort) wird Herr Geheimrat Clemen am 28. Januar, abends 7½ Uhr, einen Lichtbildervortrag in der Lese halten. Herr Geheimrat Clemen, der seit Kriegsbeginn von der Obersten Heeresleitung mit der Feststellung des Zustandes der Baudenkmäler an den verschiedensten Kriegsschauplätzen in Ost und West betraut ist und die Westfront in allen Abschnitten der großen Kämpfe besucht hat, wird in seinem Vortrag in der Lese n vielen, vorwiegend aus jüngster Zeit stammenden Aufnahmen – zum Teil auch Fliegeraufnahmen – den Anteil darlegen, den die Franzosen und Engländer an den großen Zerstörungen auf dem westlichen Kriegsschauplatz haben.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Die schwere eiserne Turmspitze der Remigiuskirche wurde anfangs dieser Woche durch den Sturm aus der Verankerung gerissen; sie blieb glücklicherweise am Turm hängen. Dachdecker errichteten rund um den Turm ein Gerüst und holten am Samstag früh das gefahrdrohende Eisenstück herunter.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Eil- und Telegrammbestellung. Zu Beginn des Winterhalbjahres mußte infolge der erheblichen Einschränkung der Straßenbeleuchtung die Nachtbestellung der Eilsendungen und Telegramme eingeschränkt werden, sie fällt jetzt in die Zeit von 9 Uhr abends bis 7 Uhr morgens aus. Eilsendungen jedoch mit dem Vermerk „auch nachts“, sowie Telegramme, die den Vermerk „nachts“ tragen, oder bei denen zu erkennen ist, daß sie wirklich dringender Natur sind, werden auch während der Sperrzeit zugestellt.

Die Erfassung sämtlicher Abfallstoffe ist dringend geboten. Bezüglich der Metallgegenstände war den Beisitzern monatelang Gelegenheit gegeben, diese freiwillig gegen hohe Uebernahmepreise abzuliefern. Um den Entschluß zur freiwilligen Ablieferung zu erleichtern, wird noch für jedes Kilogramm eine Prämie von einer Mark gezahlt. Durch letzteres sind bereits erhebliche Mengen der beschlagnahmten Gegenstände bei der Sammelstelle abgeliefert worden. Größere Mengen befinden sich aber noch im Besitze der Bewohner Bonns. Die Ablieferung hat erheblich nachgelassen, was wohl darauf zurückzuführen ist, daß die bei der Beschlagnahme gesetzte Frist wiederholt verlängert wurde und man glaubt, die Enteignung würde nicht folgen. Technische Schwierigkeiten sind die Ursache, die einer früheren Veröffentlichung der Enteignungsverfügung bisher entgegenstanden. Die Enteignung der Einrichtungsgegenstände wird bestimmt und noch in diesem Monat kommen.
  
Es liegt daher im eigensten Interesse der Besitzer, ihre Einrichtungsgegenstände aus Kupfer und Kupferlegierungen möglichst schnell zur Sammelstelle zu schaffen, um sich die höhere Entschädigung und Prämie noch zu sichern.
   Liefert recht bald ab, denn hierdurch dient man nicht allein sich selbst, sondern vor allem der Wehrkraft des Vaterlandes.
   Auch die Abfallstoffe jeder Art, die noch im Hause in dunklen Ecken lagern und nur hinderlich sind, sucht heraus und bringt sie schnell zur Sammelstelle Stockenstraße 3.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)