Donnerstag, 17. Januar 1918

    

Die Vertreterversammlung der Bonner Studentenschaft sendet uns folgende Erklärung zur Veröffentlichung:
   
Vor kurzem sind in mehreren Fällen von einem kleinen Kreise Heidelberger Studierender unter Führung eines gewissen Ernst Toller Aufrufe in der Presse erschienen, die zu irrigen Ansichten über den in der Deutschen Studentenschaft herrschenden Geist Anlaß geben könnten. Dieselben setzen sich einmal für den Professor W. Förster in München ein, das andere Mal nehmen sie Stellung gegen die „Deutsche Vaterlandspartei“.
   Nachdem bereits der Ausschuß der Heidelberger Studentenschaft in einer besonderen Erklärung gegen die kleine Gruppe um Herrn Toller Stellung genommen hat, möchten wir als zuständige Vertretung der gesamten Bonner Studentenschaft auch unsrerseits nicht verfehlen,, diesen Bestrebungen entgegenzutreten und unseren Standpunkt demgegenüber klar stellen. Wir sind dabei der festen Ueberzeugung, mit unseren im Felde stehenden Kommilitonen eins zu sein.
   Wir Bonner Studenten erklären, in keiner Weise von jenen Umtrieben berührt zu sein, und verwerfen diese Bestrebungen in ihrer ganzen Grundrichtung. Wir wollen mit allen Kräften solchen unpatriotischen Kundgebungen gewisser Gruppen entgegenarbeiten und deutsch-nationalen Geist in jeder Weise heben. Dabei berufen wir uns auf das zu allen Zeiten vaterländische Verhalten unserer Studentenschaft, auf die von uns ins Leben gerufenen Bismarcks-Huldigungsfeiern und unsere führende Stellung dabei, nicht zuletzt auf die von unseren Kommilitonen gebrachten großen Blutopfer während des Weltkrieges.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Zionistische Vereinigung Bonn. Wie wir hören, veranstaltet die Zionistische Vereinigung in Bonn am Sonntag einen Vortragsabend, in dem Herr Dr. Fritz Löwenstein – Berlin über das Thema „Judenfrage und Weltpolitik“ sprechen wird. Er wird hierbei die von Berlin und Konstantinopel zustimmend behandelten Pläne zur Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina und die Ostjudenfrage als genauer Kenner des einschlägigen Stoffes behandeln.

Fürsorge für unsere Jugend. Man schreibt uns: Das massenhafte Eindringen der Frauen in die Geschoß- und Munitionsfabriken, Eisen-, Straßenbahn-Dienste, das Fehlen der festen Hand des Vaters hat vielfach die Bande der Familie gelockert. Da galt es, der Gewalt der Verhältnisse ein Gegengewicht zu bieten durch Fürsorge für die, die zu schützen unsere Pflicht ist, für unsere Jugend. Die schon in Friedenszeiten unter Leitung des Stadtschulrates Dr. Baedorf wohl ausgebaute Jugend-Wohlfahrtspflege unserer Stadt hat sich in diesen schweren Zeiten besonders hoch entwickelt und sorgt für Bewahranstalten, Kinderhorte, Kinderspeisungen, Tagesheime. Bestehen doch in unserer Stadt allein nahezu 20 Horte. Zur Durchführung dieser fürsorgerischen Maßnahmen ist die freiwillige Mitarbeit zahlreicher Frauen unerläßlich. Nicht vergeblich erging in Bonn der Ruf nach dieser Mitarbeit in der Fürsorge für die heranwachsende Jugend. Eine stattliche Anzahl von Hortleiterinnen versammelte sich Dienstag dieser Woche im Gesangsaal des Städt. Lyzeums. Herr Oberbürgermeister Spiritus sprach in begeisternden Worten über Notwendigkeit der Jugendfürsorge und sagte Dank für die lange treue Mitarbeit, die ein unvergeßliches Ruhmesblatt in der Kriegsgeschichte der Stadt Bonn bleiben werde. Dann überreichte er jeder der eingeladenen Damen eine Ehrennadel und Herrn Schulrat Dr. Baedorf eine Ehrenurkunde.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Holz für die Flugzeugindustrie. In Anbetracht des großen Bedarfs an Flugzeughölzern ist es im vaterländischen Interesse dringend notwendig, der Flugzeugindustrie möglichst große Mengen Flugzeughölzer zuzuführen. Gewünscht werden: Kiefern, Linde, Ahorn, Ulme, Rotbuche, Fichte, Birke und Erle. Merkblätter, bezüglich der an die Fluhhölzer gestellten Ansprüche können von der Forstabteilung der Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz in Bonn, Endenicher Allee 60, bezogen werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)