Mittwoch, 9. Januar 1918

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 9. Januar 1918„Weiße Woche“. In der Woche zwischen dem 12. und 21. Januar veranstaltet die hauswirtschaftliche Kriegshilfe (Nationaler Frauendienst) eine Haussammlung von weißer und bunter Wäsche für Säuglings- und Wöchnerinnenfürsorge. Es bedarf wohl keiner Erklärung, wie groß die Not und wie dringend nötig die Sammlung ist. Die Sammlerinnen, die von Haus zu Haus gehen, sind mit einem gestempelten Ausweis versehen und bitten um freundliche Aufnahme und Bereitstellung der Wäschegegenstände. Alles wird dankbar angenommen. […]

15 Gemüsebauern aus dem Landkreise Bonn hatten sich vorgestern wieder vor der hiesigen Strafkammer zu verantworten, weil sie im vorigen Sommer die Höchstpreise, insbesondere für grüne Bohnen, überschritten hatten. Das Gericht erkannte gegen sie auf insgesamt 86.710 Mark Geldstrafe. Eine Landwirtsfrau aus Duisdorf, die sechs Zentner Bohnen über Höchstpreis verkauft hatte, wurde zu 15.000 M. Geldstrafe verurteilt. […]

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

 

Die Benagelung der Schuhe durch Angestellte des städtischen Bekleidungsamtes in den Volksschulen hat sich sehr bewährt. Aus diesem Grunde beabsichtigt der Lebensmittel-Ausschuß eine erneute Nachprüfung des Schuhwerks aller Volksschulkinder vorzunehmen und wird bei der Stadtverordneten-Versammlung hierfür einen Betrag von 10.000 Mark anfordern. Die Nachprüfung des Schuhwerks geht in der Weise vor sich, daß während der Schulzeit die Schuhmacher des städtischen Bekleidungsamtes, unter Leitung des Herrn Albeck in den einzelnen Klassen sämtliches Schuhwerk der Schüler nachsehen und dort, wo es notwendig ist, sofort die erforderlichen Ausbesserungen vornehmen. Das ist eine umfangreiche und mühselige Arbeit, die sich jedoch in heutiger Zeit, wo der Mangel an Schuhwerk so außerordentlich ist, aufs beste bewährt. Zukünftig soll allerdings ein geringer Prozentsatz (etwa 5 Prozent) der tatsächlich entstehenden Kosten von den Schülern eingezogen werden. Für Bedürftige sorgt nach wie vor die Stadt unentgeltlich. Ebenso plant man auch die höheren Schulen in den Bereich dieser systematischen Schuhausbesserung einzubeziehen.
   Die Petroleumversorgung ist wiederum etwas schlechter geworden und denjenigen, die auf die Belieferung mit Petroleum angewiesen sind, kann nicht dringend genug zur Sparsamkeit geraten werden.
   Das städtische Lebensmittelamt hat einen vorzüglichen Petroleumsparbrenner eingekauft, der als Nachtlampe Verwendung finden kann. Der Brenner besteht aus einem Glasröhrchen, einem entsprechenden Docht und kann auf jede Medizinflasche überhaupt auf jede Flasche, in der Petroleum ist, aufgesetzt werden. Diese Brenner werden in der Kleinverkaufsstelle, Franziskanerstraße 1, zum Preise von 10 Pfennig abgegeben und verbrennen in 10 Stunden etwa nur für 1 Pfennig Petroleum.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes.“)

    

Der Kampf um den Frieden und um das neue Preußen ist von der sozialdemokratischen Partei energisch aufgenommen worden. Um den Frieden kämpft die Partei von jeher. […] Der sozialdemokratische Abgeordnete Hänisch, der sich am Sonntag nachmittag im Volkshause in mehrstündiger Rede über diese Kämpfe verbreitete, ist ein maßvoller Politiker, dem auch Gegner ruhig zuhören können. Kein Widerspruch wurde laut, und am Schlusse meldete sich auch trotz wiederholter Aufforderung kein Gegner zum Wort, trotzdem freie Aussprache zugesagt war. Dabei war die Rede reich an berechtigte Ausfälle gegen die Gegner. […] Eine im Sinne des Verständigungsfriedens und des Eintretens für ein neues besseres Wahlrecht gehaltene Entschließung wurde von der gut besuchten Versammlung ohne Widerspruch angenommen.

(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)