Donnerstag, 13. Dezember 1917

  

„Gedanken eines Frontoffiziers“ lautete der Vortrag, den der bayrische Leutnant Mehlhemmer Dienstag abend im Bonner Bürgerverein hielt. Der Redner sagte in gemütvoller süddeutscher Mundart den Zuhörern, was der Soldat an der Front von den Volksgenossen in der Heimat unbedingt erwarten müsse, weil der endgültige Sieg auch mit von dem Verhalten der Heimat abhängig sei. Die Friedenssehnsucht dürfte auf keinen Fall zur Verzagtheit führen. […] Die Friedensaussichten sind zurzeit zwar günstig, wir dürfen sie aber noch nicht überschätzen und die Gegner unterschätzen. Heldenmut und Heldengeist müssen sich auch im Innern des Landes noch immer betätigen, damit unsere Soldaten an der Front gestärkt werden. Wir müssen siegen, denn es wäre bitter, wenn wir nach all den großen Erfolgen nur deshalb Frieden schließen müßten, weil die Daheimgebliebenen die Forderungen der Zeit nicht verstehen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Zur Kohlenversorgung in Bonn. Es wäre erwünscht, daß die Frage der Kohlenversorgung, die in Bonn recht „brenzelig“ geworden ist, am morgigen Freitag im Stadtverordnetenkollegium zu einer Aussprache führte, damit die minderbegüterte Bürgerschaft, die keine Vorräte im Keller hat, erfährt, inwieweit ihr durch die Stadtverwaltung geholfen werden kann. […]
   Da Bonn, wie wir hören, schon jetzt die Menge an Kohlen und Briketts zugewiesen erhielt, die dem Friedensbedarf eines ganzen Jahres entspricht, so kann man es verstehen, daß der Reichskohlenkommissar uns nicht das Quantum gewähren kann, das von der Bürgerschaft angefordert wird. Als wir uns nach der Ursache des riesig gesteigerten Kohlen- und Brikettbedarf erkundigten, erhielten wir die Auskunft, daß nach bestimmter Annahme zahlreiche Bonner Familien sich auf mehrere Jahre mit Hausbrand eingedeckt haben und außerdem würden manche von diesen Familien noch die städtischen Zuweisungskarten benutzen. Die Kohlenzuweisung in Bonn ist nach der Einfuhr in Friedenszeiten berechnet. Die Knappheit in Bonn kann also sehr wohl auf das Hamstern zahlreicher Familien zurückgeführt werden. Hiergegen einzuschreiten, wenn diese Auffassung in größerem Umfang zutrifft, ist eine Pflicht unserer Stadtverwaltung gegenüber dem benachteiligten Teile der Bürgerschaft. Es sei die Bitte ausgesprochen, daß Herr Beig. Bottler, dem die Kohlenverteilung in Bonn untersteht, in öffentlicher Stadtratsitzung ein klares Bild der Sachlage gibt, damit mit etwaigen Schiefheiten in der öffentlichen Beurteilung der Situation aufgeräumt und der Weg zur möglichsten Abhülfe der Kalamität gewiesen wird.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Vorbildlich. Ein armes Dienstmädchen am Münsterplatz hat sein einziges Schmuckstück, einen goldenen Ring, der Werberin für die Goldankaufstelle zugesagt, es hat nicht die vielen bequeme Ausrede gekannt, die „reichen Leute“ möchten erst heran. Wer will sich da noch beschämen lassen?

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)