Dienstag, 11. Dezember 1917

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 11. Dezember 1917Die Rheinische Goldankaufwoche brachte der hiesigen Goldankaufstelle (Münsterplatz 1/3) in den beiden Sonntagsstunden und gestern einen ziemlich regen Verkehr. Es wurde außer Gold- auch viel Juwelenschmuck abgeliefert, doch fehlen dabei die größeren Stücke von hohem Wert, die bei den mannigfachen Gelegenheiten noch immer getragen werden. Das Werben von Haus zu Haus hat gestern begonnen, sein Erfolg wird sich hoffentlich in den nächsten Tagen zeigen.

Der Bonner Aerzte-Verein in Bonn hat in seiner Sitzung vom 6. Dezember beschlossen, eine den Zeitverhältnissen angemessene Erhöhung der Honorare eintreten zu lassen, wie es an anderen Orten schon geschehen ist.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Zur Kohlenversorgung in Bonn. Mit Eintritt der kälteren Jahreszeit hat sich in drastischer Weise erwiesen, daß die Kohlenversorgung der Stadt Bonn völlig ungenügend und die Verteilungsart durchaus unzweckmäßig ist. Viele Familien können oft wochenlang nicht waschen und auch am Zimmer- und Küchenbrand mangelt es oft derart, daß die Hausfrauen an manchen Tagen überhaupt über kein Brennmaterial verfügen. Die Schriftleitung unseres Blattes wird fortgesetzt mit Zuschriften bestürmt, die bittere Klagen über diese Zustände darstellen. Wir möchten den Herrn Verteilungskommissar bitten, die Bonner Kohlenverhältnisse sich einmal näher anzusehen und empfehlen ihm die nachstehende Zuschrift einer Hausfrau, die ihm ein Bild der Sachlage gibt:

Verehrter General-Anzeiger!
   Im vergangenen Sommer sandte ich Ihnen einmal eine Aufstellung über das, was die Stadt Bonn ihre „Kohlenversorgung“ nennt. Sie waren so liebenswürdig, damals meine Ausführungen in Ihrem Blatt zu veröffentlichen. Geholfen hat das zwar gar nichts. Trotzdem hege ich die Hoffnung, daß eine gleichartige Aufstellung über die „Winterversorgung“, ebenfalls bei Ihnen abgedruckt, endlich Veranlassung geben würde, die verantwortliche Stelle von der Unzulänglichkeit der verabfolgten Kohlenmenge zu überzeugen und sie zu veranlassen, andere Verfügungen zu treffen.
   Es gibt im Winter monatlich vier Kohlenkarten, wovon jede zum Bezug von 1 Zentner Kohlen oder 1¼ Zentner Briketts berechtigt. Bleiben wir bei den Briketts, da dieselben so ziemlich allgemein das Heizmaterial des Küchenherdes darstellen, auch in den Waschküchenöfen ihren Zweck erfüllen. Man bekommt also für 30 Tage 5 Zentner Briketts, das sind gut 450 Stück, also pro Tag 15 Briketts. Damit muß gekocht werden – in der brotarmen Zeit morgens, mittags und abends zum mindesten eine Suppe oder ein Gemüse mit Kartoffeln. Auch muß die Küche als einziger Raum, den die Familie beheizen kann, warm gehalten werden, da alle Arbeiten der Hausfrau und die Schularbeiten der Kinder darin erledigt werden müssen. Die Hausfrau muß aber on diesen 15 Briketts noch etwas zu ersparen suchen, denn sie muß ihre Wäsche kochen – bei dem schlechten Seifenersatz möglichst zweimal – und muß diese Wäsche auch, wenigstens zum größten Teil, bügeln. Wer ist verantwortlich für die unserer Kohlenversorgung zugrunde gelegte Annahme, daß die gegebene Menge zu all diesem genüge?
   Wäre die Lage nun so, wie sie z. B. bei der Brotversorgung ist, so müßte jede Beschwerde schweigen. Wir wissen, jeder bekommt so viel Brot, als ihm zugestanden werden kann. Die Umstände, unter denen eine Person mehr Brot erhält als die Allgemeinheit, sind von jedem als maßgebend anerkannt, und niemand verlangt mehr Brot, weil jeder weiß, es ist einfach nicht mehr da. Das Vorhandene ist gerecht verteilt. Aber bei der Bonner Kohlenverteilung hapert es mit der Gerechtigkeit, und zwar in zwei sehr bösen Punkten. Erstens bekommt jede Familie, mag sie nun zwei oder neun Köpfe stark sein, dieselbe Kohlenmenge. Und zweitens bekommt die Hausfrau, welchen einen Gasherd besitzt und darauf kocht, genau so viel Kohlen wie die andere, welche auf diese Annehmlichkeit verzichten muß.
   Ist es nötig, noch deutlicher zu beweisen, daß unsere Kohlenversorgung auf falschem Wege ist und baldigst umkehren muß, wenn die Volksstimmung nicht noch mehr erregt werden soll?

Wir wissen nicht, ob in anderen Städten ähnliche Zustände herrschen. Jedenfalls glauben wir aber sagen zu dürfen, daß die Einsenderin durchaus das Richtige ausspricht, daß die Bonner Kohlenversorgung zwingend und unabweislich einer alsbaldigen Aenderung bedarf.

Zentrumswählerversammlung. Man schreibt uns: Nach dem Bericht über die Versammlung vom 9. Dez. (Nr. 9905) machte der Vorsitzende, Herr Reichstagsabg. Chrysant, die Mitteilung, daß „Rechtsanwalt Henry der Partei sein Mandat (als Kandidat für die Reichstagswahl am 15. Dez.) wieder zurückgegeben habe“. Dieser Satz könnte dahin mißverstanden werden, als habe Herr Henry seine Kandidatur zurückgezogen. Dies ist nicht der Fall. Herr H. hat unter Hinweis auf seine militärischen Verhältnisse, welche ihm das persönliche Eingreifen in einen Wahlkampf erschweren, und auf die Einigkeit in seiner Partei, die ihm „gerade in diesen schweren Zeiten besonders am Herzen liege“, brieflich erklärt, er „werde keinerlei Schritte mehr für seine Wahl unternehmen und gebe dem Vorstand der Partei die volle Freiheit der Entschließung zurück“. Die Erklärung des Vorsitzenden, daß für den Vorstand keine Veranlassung bestehe, von der Kandidatur Henry abzugehen, ist bereits aus Ihrem Bericht bekannt. Ich erlaube mir nur noch hinzuzufügen: Der Vorsitzende hat die Versammlung in aller Form befragt, ob Jemand nicht einverstanden sei, und nicht ein einziger hat dagegen gestimmt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Zur Reichstagswahl. In der öffentlichen Zentrumsversammlung vom 9. Dezember verlas der stellvertretende Vorsitzende Herr Chrysant, M. d. R., einen Brief des Herrn Rechtsanwalts Henry, durch welchen dieser mitteilte, daß er seine Kandidatur für die Reichstagswahl zurückziehe.
   Durch diesen dankenswerten Entschluß ist die Einigkeit in unserer Partei wieder hergestellt.
   An die Stelle von Herrn Rechtsanwalt Henry tritt also der von dem Bonner Zentrumsvorstand an 2. Stelle genannte Herr Justizrat Dr. Abs. Derselbe hat erklärt, daß wenn er gewählt wird, er die Wahl annimmt und daß er der Zentrumsfraktion beitreten wird. Letztere Erklärung erübrigte sich eigentlich insofern, als hierüber niemals ein Zweifel bestand, da Dr. Abs lange Jahre der Vorsitzende des Zentrumsvereins des Wahlkreises Bonn-Rheinbach war.
   Dadurch, daß Herr Justizrat Dr. Abs erklärt, daß er die Wahl annehme und Herr Rechtsanwalt Henry, daß er davon zurücktrete, sind die Wahlverhältnisse geklärt, so daß nicht zur Freude der Gegner ein innerer Wahlkampf in der Zentrumspartei stattfindet, wofür diese Herrn Henry Dank schuldet. […]

(Deutsche Reichs-Zeitung)

Weihnachtseinkäufe. Ein starker Verkehr entwickelte sich am verflossenen Samstag (Feiertag) und Sonntag in den hiesigen Kaufläden. Besonders waren es die Geschäfte, welche Weihnachtsartikel verkaufen, welche von Kauflustigen außerordentlich stark besucht waren.

Zentrumswähler-Versammlung. Der Bonner General-Anzeiger berichtet: Bonn, 10. Dezember. Gestern fand [...] [wortwörtliche Wiedergabe des GA-Artikels vom Vortage]

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)