Montag, 10. Dezember 1917

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 10. Dezember 1917Die vaterländische Filmvorstellung des Flottenverbandes Jungdeutschland erfreute sich eines Besuchs, der den Saal der von der Direktion bereitwilligst zur Verfügung gestellten Bonner Lichtspiele bis auf den letzten Platz füllte. Auch Ihre Königliche Hoheit Frau Prinzessin zu Schaumburg-Lippe wohnte der Veranstaltung bei. Die großartige Darstellung der Oeselfahrt, die ein glänzendes Bild der alle Schwierigkeiten überwindenden deutschen Organisationskraft bietet von der Einschiffung bis zur Landung die achtungsgebietenden Bilder von der von unseren Kriegsschiffen, Luftkreuzern und Fliegern geleiteten Transportflotte brachten Eindrücke, die die jugendliche Zuschauerschaft begeisterten. In den wundervollen Landschaftsbildern der Alpen entwickelte sich dann vor unseren Augen vom vorbereitenden Trommelfeuer bis zum Vormarsch der Gebirgsmaschinengewehrabteilungen mit ihren Saumtieren die gewaltige 12. Isonzoschlacht, und in die nicht minder erfolgreichen Kämpfe unserer Verbündeten in der Bukowina führte uns ein anderer Film, der eindrucksvoll auch die Verwüstungen des Feindes in Czernowitz zeigte, wo – ein rührendes Bild – die Einwohner aus ihren zerstörten Häusern mit Fahnen unsere Truppen begrüßten. Wie tief diese Bilder auf das meist jugendliche Publikum gewirkt hatten, das zeigte sich dann, als im Bilde Hindenburg und der Kaiser, unsere ruhmreichen Führer, vor uns traten: Stürme des Beifalls brausten durch den Saal. Die Vorführungen wurden mit vaterländischen Märschen, gespielt von der freiwillig mitwirkenden Musik des Ersatz-Bataillons 160, begleitet. Den Schiffsjungen wird von dem Ertrag der Veranstaltung eine schöne große Bücherkiste nach Kiel geschickt werden können, und die frohe Aufnahme, die diese Vorführung gefunden hat, wird den Flottenverein Jungdeutschland ermutigen, recht bald wieder eine Kriegsfilmsendung für die Bonner Jugend kommen zu lassen.

Der gestrige „kupferne Sonntag“ war vom Wetter begünstigt und brachte der Stadt Bonn einen außerordentlich regen Geschäftsverkehr. Namentlich die Landbevölkerung, die ja jetzt als besonders kaufkräftig gelten darf, kam zur Stadt, um ihre Wehnachtseinkäufe zu machen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 10. Dezember 1917

Zentrumswähler-Versammlung. Gestern fand in Vorbereitung zu der kommenden Reichstagswahl im Bürgerverein eine Versammlung von Zentrumswählern statt. Der stellv. Vorsitzende des Bonner Zentrums-Vereins, Reichstagsabgeordneter Chrysant mußte der Versammlung die Mitteilung machen, daß der Kandidat Rechtsanwalt Henry der Partei sein Mandat wieder zurückgegeben habe und infolgedessen nicht erschienen sei und nicht sprechen werde. Es handle sich um die bekannten Vorgänge, die durch Veröffentlichungen eines hiesigen Blattes und sonstige Querzüge herbeigeführt worden seien. Gegner des mit zwei Dritteln Stimmenmehrheit vom Vorstand sowohl, wie von der Vertrauensmänner-Versammlung zum Kandidaten für die Reichstagswahl berufenen Rechtsanwaltes Henry hätten sich für die Kandidatur des Justizrates Dr. Abs bemüht. Weiter noch allerhand Machenschaften der Gegner, in der auch die Prozeßsache Tinner-Henry eine Rolle spielte, aufdeckend, erklärte Redner, daß für den Vorstand und die Partei keine Veranlassung bestehe, von der Kandidatur Henrys abzugehen. Rechtsanwalt Henry sei und bleibe der rechtmäßig bestimmte, offizielle Kandidat der Bonner Zentrumspartei für die am 15. Dez. stattfindende Reichstagswahl. Er bitte alle Anwesenden im Sinne dieses Parteibeschlusses zu wirken. Der Vorstand habe auf dem Lande die nötige Agitation schon durchgeführt. Auf Anregung des Stadtv. Kalt wurde dann noch durch den Vorsitzenden bekannt gegeben, daß die „Deutsche Reichsztg.“ die Versammlungsanzeige unter nichtigen Gründen nicht aufgenommen habe. – Zum Zentrumsprogramm sprach dann im einstündigen Vortrage Reichstagsabgeordneter Kuckhoff-Köln. […] Zum Schluß bat der Vorsitzende noch um eifrige Werbung für den Kandidaten Henry, damit die Bonner Zentrums-Partei am 15. Dezember nicht zum Gespött der andern Parteien würde.

Durch eine Handtäschchenräuberin wurde gestern abend hier eine Frau von auswärts schwer geschädigt. Die Frau, die im Reservelazarett Beethovenhalle gewesen war, erkundigte sich auf der Brückenstraße bei einer Frauensperson nach dem Wege zum Bahnhof. Diese erbot sich, die fremde Frau dorthin zu begleiten und verschleppte sie auf Umwegen in eine dunkle Straße hinter der evangelischen Kirche, wo sie ihr plötzlich das Handtäschchen entriß und eiligst entlief. Auf das Hilfegeschrei der Beraubten eilten mehrere Leute der Straßenräuberin nach, konnten sie jedoch wegen der großen Dunkelheit nicht mehr finden. In dem Täschchen befanden sich 50 M. in barem Gelde.

Von der Polizei. In der Nacht zum Samstag wurden einem Anwohner in der Römerstraße ein halbes Schwein, Butter, Fett, Wein und andere Lebensmittel gestohlen. – In einem hiesigen Krankenhause wurde einem kranken Soldaten die Brieftasche mit 215 M. Inhalt gestohlen. – Eine Dame, die während eines kurzen Reiseaufenthaltes eine hiesige Kaffeewirtschaft besuchte, verlor dort ihren Gepäckschein. Ehe sie ihren Verlust bei der Gepäckausgabestelle des Bahnhofs melden konnte, war das Gepäck im Werte von 300 bis 400 Mark schon abgenommen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Ueberschreitung der Höchstpreise. 40 Gemüsebauern, Gemüsepacker und Händler, die im vorigen Sommer im Landkreise Bonn, vor allem im Vorgebirge, die Höchstpreise für Bohnen und anderes Gemüse und Obst überschritten haben, mußten sich vor der hiesigen Strafkammer verantworten. Das Gericht erkannte insgesamt auf rund 43.000 Mark Geldstrafen, zwei Angeklagte wurden zu je 4090 Mark, acht zu je 3000 Mark je einer zu 2590 Mark, 1560 und 1000 Mark verurteilt, die übrigen kamen, weil ihre Fälle milder lagen, mit geringeren Geldstrafen davon. Vier Angeklagte wurden freigesprochen, gegen einen wird später noch einmal verhandelt werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)