Sonntag, 9. Dezember 1917

    

„Das Eisen dünkt mich,
Ist weit mehr als Gold zu preisen;
Ohn’ Eisen kommt nicht Gold,
Gold bleibt auch nicht ohn’ Eisen.“
                                      Friedrich von Logan.

Anzeige im General-Anzeiger vom 9. Dezember 1917Die rheinische Goldankaufwoche unter dem Ehrenschutz des Herrn Frhrn. v. Rheinbaben beginnt am heutigen Sonntag. Die staatlichen und geistlichen Behörden haben ihre Teilnahme zugesagt. In der Stadt haben sich Ehrenausschüsse gebildet, Damen und Herren werden von Haus zu Haus die Gewissen zu schärfen suchen. Ueberall muß die Erkenntnis durchdringen: während Deutschland um sein Dasein kämpft, viele darben, noch mehr trauern, die Reichsbank aber dringendst alles Gold braucht, um Nahrung und Rohstoffe im neutralen Auslande zu kaufen, die wachsende Zahl der Banknoten zu decken und dadurch ihren und unseren Kredit im In- und Ausland zu heben, die letzten Hoffnungen der Feinde auf unseren wirtschaftlichen Zusammenbruch zu zerstören und damit den Friedensschluß zu beschleunigen, in einer solchen eisernen Zeit eitel Goldtand zu tragen ist unwürdig. Das Rheinland insbesondere darf sich nicht länger von den ärmeren Landesteilen beschämen lassen. Es ist durch den Heldenmut unserer Heere vor dem Schrecken eines feindlichen Einbruchs bewahrt geblieben, es muß dafür einen kleinen Bruchteil des Dankes jetzt endlich voll abtragen und die Goldrüstung des Reiches stärken. Unser Bonn wird sicherlich danach streben, unter den rheinischen Städten nicht an Opferwilligkeit zurückzubleiben. Einwände, denen man hier und da noch begegnet, daß die Reichbank den Goldwarenherstellern noch Gold gibt, daß ererbter Schmuck in den Familien bleiben müsse, daß die Preise für Edelsteine noch weiter steigen, sind haltlos. Es wird schon seit fast einem Jahr kein Gold mehr an die Goldwarenhersteller von der Reichsbank abgegeben. Die Vorfahren, die vor hundert Jahren ihre letzten Wertsachen Preußen schenkten, würden das Zurückhalten und gar das Tragen von Goldsachen als Undankbarkeit und als Verstoß gegen die Familienehre schelten. Und endlich zahlt das neutrale Ausland aus unseren hohen Preisen für Lebensmittel gegenwärtig noch gewaltige Preise für Edelsteine, allein schon morgen und sicherlich bei den ersten Anzeichen des Friedens würde das aufhören. Und vor allem: was wäre aus Gold und Edelsteinen geworden, wenn die Franzosen das Kriegsgewitter an den Rhein zu uns gebracht hätten! Darum wollen wir in dieser Woche immer denken: alles Gold der Reichbank!

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Die Treibriemendiebstähle nehmen kein Ende. In der Nacht zum Freitag wurden aus einer Schreinerei an der Endenicher Straße sieben wertvolle Treibriemen gestohlen. Da kein Ersatz vorhanden ist, mußte der ganze Betrieb vorläufig eingestellt werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)