Donnerstag, 18. Oktober 1917

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 18. Oktober 1917Universität und kriegsbeschädigte Studierende. Die Universitätsbehörden haben, um Unfällen vorzubeugen, angeordnet, daß an den Ein- und Ausgängen zu den verschiedenen Seminaren und sonstigen Universitätsräumen Handgeländer angebracht werden, die besonders den bein- und fußbeschädigten Studierenden als Halt und Stütze dienen können. Die Anordnung ist im Interesse unserer kriegsbeschädigten Studierenden sehr zu begrüßen. Das Vorgehen der Universität eifert hoffentlich andere Behörden zur Nachahmung an, die auch viel von Kriegsbeschädigten besucht werden.

Im Soldatenheim an der Josephstraße hielt letzten Sonntag Herr Hauptmann Dieckmann den zahlreichen Besuchern den fesselnden Vortrag: „Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an“. Vor und nach dem Vortrage wurden wieder zahlreiche gute gesangliche und fröhliche Unterhaltungen geboten, zum Schluß auch mehrere lustige Einakter.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 18. Oktober 1917Schützengrabendienst der deutschen Frau! Anmeldung zur freiwilligen Arbeit in der Pulverfabrik Troisdorf werden in der Hilfsdienstmeldestelle, Abtlg. Frauenmeldestelle und Fürsorgevermittlung, Friedrichsplatz 1 (Sparkassengebäude) von 9-1 Uhr und von 4-6 Uhr entgegengenommen.

Der Segen der Hamsterfahrten. Der Köln. Stadtanzeiger schreibt: Wo sind die Zeiten hin, in denen das Eifelland den Rheinländern der Inbegriff der Armut war? Ein Kölner Dienstmädchen, eine bislang in schlichte, buntgemusterte Wolle und in Kattun gefasste Perle aus der Eifel, an deren schlichten Sinn alle Modeverführungen der Großstadt abgeprallt waren, fuhr, begleitet von den Segenswünschen der Herrschaft, auf Erholungsurlaub in ihr Heimatdorf. Das war vor 14 Tagen, als sie Abschied nahm; als sie wiederkam, rauschte sie in Seide. Und die Begründung? Im Dorfe sei kein einziges Mädchen mehr ohne ein seidenes Kleid, in der Kirche rausche es Sonntags von Seide. Ja, der Krieg, die Hamsterfahrten und die Bezugsscheinfreiheit erleichtern auch im fernsten Eifeldorf den Siegeszug der Seide.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

      

Planmäßig verlaufen. Oefters meldet der Tagesbericht, eine bestimmte Operation sei planmäßig verlaufen. Was das heißt, erfahren wir dann mehrere Tage drauf in einem schwerwiegenden Ergebnis. Wir hören, daß auch die jetzige große Geldschlacht im allgemeinen planmäßig verlaufe, erfahren von glänzenden Zeichnungen, glänzend durch ihre Größe, glänzend durch den vaterländischen Sinn auch kleinster Zeichner, die ihr Letztes zusammenholen, um in diesen entscheidenden Tagen und Stunden nicht zu fehlen. Wird dem so scheinbar planmäßigen Verlaufe der Geldschlacht auch der planmäßige Sieg, ein Riesensieg, wie wir ihn wünschen müssen, folgen? Noch eine offene Frage. Die Spannung derer ist auf das höchste gewachsen, die selbst schon ihre Pflicht taten, ob wohl alle, die es versichert, wie sie gehandelt, ob das Endergebnis gesichert. Da wollt Ihr gleichgültig und noch immer abweisend bleiben, auf die es jetzt ankommt? Denkt, wie viel Werbearbeit, von Zeichnern zu der Erfüllung ihrer Zeichnungspflicht übernommen, nur durch Eure Schuld notwendig wurde, wie viel Ihr aber womöglich auch durch Euer schlechtes Beispiel bei denen geschadet, die um Euer Säumen wissen! Noch könnt Ihr durch Zeichnung das Schuldkonto abtragen, noch durch umso eifrigere Werbung den Schaden Eures Beispiels wettmachen. Noch, noch wenige Stunden! Ihr könnt, Ihr müsst!
   
Die Kriegsanleihen führen uns immer höher hinauf bis zum Gipfel, dem Sieg und Frieden winkt. Sechs Bergspitzen sind erreicht, die siebte soll noch größere Höhe, größere Aussicht auf – einen ehrenvollen Frieden bringen. Ihr Rheinländer kennt sieben Berge, habt sie besonders lieb. Denkt, wie Ihr auf den Oelberg ginget, um den Sonnenaufgang zu bewundern, so soll auch möglichste Höhe der siebten Kriegsanleihe zum Anblick der aufgehenden Friedenssonne führen! Wer will nicht dabei sein, um sie zu schauen? Wer wagt es, ohne den Ausweis der Kriegsanleihenzeichnung, soweit immer sie ihm möglich, Anspruch auf Mitgenuß zu haben?
Felix Joseph Klein, Bonn.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)