Donnerstag, 4. Oktober 1917

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 4. Oktober 1917Universität. Bei der gestrigen Immatrikulation, der ersten im größeren Kreise, ermahnte der neue Rektor, Geheimrat Marx, die erschienenen Studenten und Studentinnen eindringlich zu treuester Pflichterfüllung. Die Mehrzahl der akademischen Bürger sei abwesend, um das Vaterland und damit unsere schöne Provinz und unsere Universität zu schützen, daher müßten die anwesenden Studierenden doppelt eifrig ihre Pflicht erfüllen. Es sei eine irrtümliche Auffassung, zu glauben, daß wegen der bestehenden Schwierigkeiten der wissenschaftliche Betrieb nachlassen dürfe, das Gegenteil sei richtig. Es sei heute nicht allein Not am Mann, auch an der Frau, auch die Studentinnen sollten sich, sobald sie dazu imstande seien, in den Hilfsdienst oder einen bürgerlichen Dienst stellen.

Feindliche Flieger. Amtlich wird gemeldet: Feindliche Flieger überflogen in der Nacht zum Mittwoch zwischen 11 und 12 Uhr das Gebiet der Festung Köln. Bomben wurden nicht abgeworfen; die Abwehr trat in Tätigkeit.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 4. Oktober 1917Die Viehzählung in Bonn am 1. September hat, mit der Zählung vom 1. Juni verglichen, im allgemeinen günstige Zahlen ergeben. Der Bestand an Rindvieh, Pferden und Schweinen ist im wesentlichen auf der Höhe vom 1. Juni geblieben, die Zahl der Schweine ist sogar noch um rund 200 auf 1620 gestiegen. Weiter haben die Ziegen und das Federvieh, vor allem die Hühner erfreulich zugenommen. Ziegen sind jetzt 1776 im Stadtbezirk Bonn vorhanden, Hühner rund 11.000, 2500 mehr als am 1. Juni. Auch die Kaninchenzucht hat sich auf der alten Höhe erhalten. Die Gesamtzahl der Kaninchen betrug am 1. September rund 10.000.

In Stadt und Land muß jeder Deutsche die Notwendigkeit einsehen, sein Geld dem Staate zu leihen. Seinem Vaterlande, das deutsche Krieger ihm erhalten haben, für das deutsche Helden kämpfen und bluten. Sollen sie nur allein die ganze Schwere des Krieges tragen müssen? Müssen nicht vielmehr alle, die sich Deutsche nennen, einen Teil der Verantwortlichkeit tragen? Unsere Soldaten schützen uns Daheimgebliebene, wir müssen – so wunderlich es klingen mag – sie schützen. Sie müssen zu ihrem schweren Kampfe gut gerüstet sein. Sie brauchen Waffen und Munition. An uns ist es, sie ihnen zu verschaffen. Es wird ja nicht viel von uns verlangt, nicht einmal ein Opfer. Wir sollen ja nichts schenken, wir sollen ja nur unser Geld leihen, es dem Staate leihen, dessen Bürger wir sind. Es wird und darf kein Deutscher zögern, sein Geld dem Staate anzuvertrauen und auf die Kriegsanleihe zu zeichnen.

Anzeige im General-Anzeiger vom 4. Oktober 1917(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Mütter schützt Euern Säugling. Eine Mutter ist stolz, daß sie selber stillt. Jetzt aber wird ihrem Säugling das Brot entzogen. Wovon stillt eine Mutter? Kommt eine stillende Mutter nicht zu den Schwerarbeitern? Von dem was vorgeschrieben wird, kann man davon stillen? Kommt uns stillenden Frauen nicht das Doppelte zu? Wodurch kommt Tuberkulose? Es wäre besser, wenn die Warenkarte für den Säugling entzogen würde anstatt des Brotes. Eine stillende Mutter.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

      

Die Metropol-Theater-Lichtspiele zeigen gegenwärtig die weltberühmte Künstlerin Mady Christians in ihren ersten Film: Die Krone von Kerkyra oder Liebe und Haß einer Königstochter. Das Theater besitzt, was besonders erwähnt sei, das alleinige Erstaufführungsrecht für die Mady Christians-Serie. Außerdem weist der Spielplan den ersten Film mit Maria von Usta, betitelt Botti’s Schicksal auf, sowie das kostbare Lustspiel Das Wunderkind.

Die Lichtspiele bringen z. Zt. den ersten Film der Hella Moja-Serien 1917-18: „Der Fremde“, eine seltsame Geschichte aus Tibet in einem Vorspiel und 4 Akten von Paul Otto, ferner auf allgemeinen Wunsch nochmalige Wiederholung von „Die Lieblingsfrau des Maharadscha“ sowie aus der Lustspiel-Serie: Liebe und Bitterwasser und Meister Don Juan.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)