Montag, 17. September 1917

     

Nachschub-Ueberwachungsstelle. In letzter Zeit sind die Nachschub- und Abschubgüter sowie die militärischen Lagerstellen im Heimatgebiet in der abgefeimtesten Art und Weise beraubt und der Staat dadurch erheblich geschädigt worden. Um diesem gemeinen Unwesen eine Schranke zu setzen, sind an verschiedenen Orten des Deutschen Reiches polizeiliche Nachschub-Ueberwachungsstellen eingerichtet worden zu dem Zweck, die Täter solcher strafbaren Handlungen zu ermitteln und sie den zuständigen Gerichten zur Aburteilung zu überliefern. Eine solche Stelle befindet sich auch in Köln, Kattenbug 5/7. Diese Stelle würde wesentlich in ihrer Arbeit unterstützt werden, wenn die rechtlich denkende Bevölkerung alle zu ihrer Kenntnis gelangenden Beraubungen mitteilt; schon das allgemeine Interesse verlangt dies. Auch auf begründete Verdachtsmomente würde sie aufmerksam zu machen sein. Wer Beraubungen von Bahn- und Postsendungen aufdeckt oder sogar vereitelt, stärkt die Kampfkraft unseres Heeres und erweist dem Vaterlande dadurch einen wertvollen Dienst. […]

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Kein Salzmangel. In letzter Zeit sind wieder viele Haushaltungen ohne jeden Grund übergegangen, sich überreichliche Salzvorräte zuzulegen. Solche Salzhamstereien sind gänzlich überflüssig. Wie früher, so kann auch jetzt wieder nur betont werden, daß ein Mangel an Salz in Deutschland nicht eintreten wird. Privathaushaltungen mögen daher im allgemeinen Interesse die Anhäufung von Salzvorräten unterlassen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

      

Der Uebergang vom alten zum neuen Wirtschaftsjahr bildete den Gegenstand eines Vortrages, den gestern abend Dr. Schlittenbauer im großen Saale des Bonner Bürgervereins vor einer zahlreichen Zuhörerschaft hielt. Einleitend bemerkte Redner, daß die Armee hinter der Front sich immer noch nicht die kollossale Bedeutung klar gemacht habe, die sie für das Durchhalten hat. Das gewaltige Völkerringen habe als Endzweck, die Vernichtung der englischen Vorherrschaft zur See, weil damit die ganze englische Politik der letzten fünf Jahrhunderte in ihrem Ziele getroffen werde. Für England handele es sich darum, uns möglichst viele Feinde zu erwecken, um so deutsches Volkstum, deutsche Freiheit, deutsche Sitten, deutsche Sprache, deutsche Kultur, kurz alles Deutsche zu vernichten. England habe das Ziel des Krieges erfaßt, in Deutschland aber noch nicht alle. England habe das Ziel viel zu viel erfaßt, als daß es ohne eigenen Zwang genötigt werde, Frieden zu schließen. Demgegenüber gilt es für uns, unbedingten Gebrauch zu machen von den vier Arten der uns zur Verfügung stehenden Abwehrmitteln militärischer, finanzieller, wirtschaftlicher und moralischer Art. Unsere militärische Lage steht, darin dürfen wir den Worten Hindenburgs und Ludendorffs fest vertrauen, besser denn je. Unsere Fronten stehen fester denn je und der U-Bootkrieg, unsere große unbezwingbare Offensive gegen den Frachtenraum, wird England niederzwingen. Sodann wird auch bei der 7. Kriegsanleihe das deutsche Volk seine finanzielle Kraft beweisen, wie es bisher der Fall war. Noch bei jeder Kriegsanleihe wurden die Nörgeler davon überzeugt, daß die Finanzkraft Deutschlands ungeschwächt dastand, so wird es auch bei der 7. Kriegsanleihe sein. Auch in wirtschaftlicher Beziehung wird die Heimarmee ihre Pflicht im neuen Kriegsjahr wie bisher erfüllen. Trotz aller Schwierigkeiten hat sie bisher treu ausgehalten und die erkannten Fehler vergangener Zeit dienten zur Belehrung und führten zur Verbesserung der kommenden Zeit. Dies alles bildet die Grundlage zum moralischen Durchhalten, d. h. zum Willen des Durchhaltens bis zum endgültigen siegreichen ABschluß des gewaltigen Kampfes. Redner fand eine sehr aufmerksame Zuhörerschaft, die auch mit reichem Beifall ihre Zustimmung zu seinen Ausführungen dankbar bekundete.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)