Freitag, 3. August 1917

     

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 3. August 1917Wucherische Auswüchse im Tabakhandel. Der erste Vorsitzende des Zentralverbandes deutscher Zigarrenfabrikanten, Herr Ludwig Korte in Bonn, schreibt uns: „Wenn in dieser Gegend zurzeit Rauchtabak zu 10 Mark das Pfund feilgeboten wird, so steht dies in keinem Verhältnis zum Herstellungswerte. Rauchtabak ist bei dem stark gewalzten Rippenzusatz mit Nutzen gut noch zu 3,50 Mark bis höchstens 4,50 Mark das Pfund zu verkaufen. Darüber hinausgehende Forderungen sind wucherische Auswüchse. Im Interesse des reellen Handels und zum Schutze des Gesamtgewerbes muß ich daher alle warnen, die entweder Schmugglerware bei Zollhinterziehung oder in Deutschland hergestellten Rauchtabak zu übermäßig hohen Preisen verkaufen.“

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

      

Warnung vor Ueberschreitung der Höchstpreise. Der Vorsitzende des Kreisausschusses Bonn-Land veröffentlicht in der vorliegenden Nummer unseres Blattes eine Warnung an die ländlichen Erzeuger vor Ueberschreitung der Höchstpreise im Obst- und Gemüseverkehr. Da alle Belehrungen an den Versandstationen des Landkreises nicht vermocht hätten, Ordnung zu bringen, sei der Revisor der Bezirkspreisprüfungsstelle mit Zustimmung des Landrats zu umfangreichen Beschlagnahmungen geschritten. In Zukunft würden die Versandt- und Höchstpreisvorschriften für Gemüse und Obst aufs Schärfste gehandhabt werden, ohne Rücksicht darauf, ob die Sendungen an Private oder an Kommunalverbände gingen. Ehrenpflicht der ländlichen Erzeuger sei es, die Ernährung der städtischen Bevölkerung nicht unnötig oder aus Eigennutz zu verteuern.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Wo bleibt die Kundgebung unserer Siegesfreude? Allabendlich versammelt sich vor den Geschäftslokalen unserer Zeitungen die Menge, um den Kriegsbericht entgegenzunehmen. In den letzten Tagen meldet er Sieg auf Sieg. Unsere verbündeten Heere tragen Waffenerfolge davon, wie sie einzig in der Weltgeschichte dastehen. Und doch zeigt sich an keinem Fenster eine Fahne. Mit nüchterner Alltagsstimmung bildet die Lebensmittelfrage den Gegenstand müßigen Geredes, läßt man die Schuljugend den Blick nicht aus den Büchern tun. Wenn je, gilt es jetzt, wo jeder Lichtblick am grauen Himmel begrüßt werden sollte: Heil und Sieg, die Fahnen heraus, der Jugend der freie Tag, den ihr löblicher Brauch bei viel kleineren Siegen bescherte! B. G.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

    

Festgenommen wurde eine 19jährige Witwe die im Verdacht steht, ein Verbrechen gegen § 218 Str.-G.-B. begangen zu haben.

Verhüteter Unfall. Um Haaresbreite wäre gestern nachmittag in der Sternstraße ein Herr von der Elektrischen überfahren worden, wenn nicht durch die Geistesgegenwart der Führerin der Wagen im letzten Augenblick zum Stehen gebracht worden wäre. Der Herr, welcher schon dicht vor den Rädern lag, bekam von dem Schrecken einen Ohnmachtsanfall und mußte in ein Haus gebracht werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Godesberg: […] Kriegskinderkrippe. Um möglichst viele Kräfte in dieser schweren Zeit für die so notwendige Arbeit frei zu machen, hat der hiesige Zweigverein des Katholischen Frauenbundes Deutschlands sich entschlossen, eine Kriegskinderkrippe für Tag- und Nachtpflege einzurichten. Es werden dort Kinder bis zu 2 Jahren aufgenommen und gegen mäßige Vergütung tagsüber, und wenn nötig, Tag und Nacht, gut verpflegt, da eine erfahrene, in der Säuglingspflege ausgebildete Schwester der Krippe vorsteht. Am Mittwoch den 1. August wird die Kriegskinderkrippe in Godesberg-Rüngsdorf, Kapellenstraße 2, ihre Tätigkeit beginnen und sind Anmeldungen hierzu möglichst bald dort erbeten von vormittags 8 – 12 und nachmittags 2 – 7 Uhr. Es wird aber darauf hingewiesen, daß nur solche Kinder aufgenommen werden, deren Mütter durch notwendige Arbeit verhindert sind, selbst für ihre Kleinen zu sorgen. Es wird diesen Müttern eine Erleichterung und ein Trost sein, ihr Liebstes in guter Hut zu wissen. Möge diese zeitgemäße Einrichtung viel Gutes wirken. […]

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Von Nah und Fern“)