Donnerstag, 2. August 1917

       

Anzeige im General-Anzeiger vom 2. August 1917Einschränkung des Gasverbrauchs. Eine Verordnung des Reichskommissars für Elektrizität und Gas, Professor Fiedler, verbietet neue Hausanschlüsse sowie das Aufstellen von Gasbade- und Gaszimmeröfen. Die öffentliche Beleuchtung ist weitestgehend einzuschränken. Die Vertrauensmänner, die bei jeder Gasanstalt zu ernennen sind, sind berechtigt, den Gebrauch von Gaszimmeröfen zu verbieten. Verboten wird ferner das Brennen von Leuchtflammen und Kocheinrichtungen zu Raumheizungszwecken. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen ziehen die Absperrung der Gaszuleitung nach sich, wie auch Gefängnisstrafen bis zu einem Jahre und Geldstrafen bis zu 10.000 M. oder eine dieser beiden Strafen. Es dürfen monatlich nur 80 v. H. der im gleichen Monat des Vorjahres verbrauchten Gasmenge bezogen, für den Mehrverbrauch soll ein Aufgeld von 50 Pfg. für jedes Kubikmeter gezahlt werden. Diese Einschränkung gilt auch für die kriegswichtigen Betriebe. Ausnahmen sind im allgemeinen nur für unmittelbare Kriegszwecke, Massenspeisungen, Lazarette, Krankenhäuser, Eisenbahnbetriebsmittel und Wasserwerke zulässig, und zwar auch zunächst nur bis zum 1. Oktober 1917.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

        

Vorträge. Am gestrigen dritten Jahrestage der Kriegserklärung veranstaltete der Liberale Bürgerverein im großen Saale der „Lese“ eine stimmungsvolle Gedenkfeier. In einer ernsten Ansprache legte der Redner des Abends, Geheimrat Professor Litzmann von der Universität, dar, daß es vor allem nötig sei, in dieser schweren sorgenvollen Zeit uns wieder zu uns selbst zu finden aus der Enge und den Nöten des Werktages, die Herzen emporzureißen und die Blicke und Gedanken auf das zu lenken, was uns allen gemeinsam ist und bleiben muß, auf die Ziele, die vor drei Jahren uns aufgingen als leuchtende, tröstende Gestirne, und zu erkennen, daß diese Ziele: fest geschlossene Einheit des ganzen Volkes vom Kaiser bis zum jüngsten Arbeiter, und der unerschütterliche Wille zu siegen noch heute dieselben sind, wie damals, als das Wort vom Throne klang: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche.“ Der Friede aber, den wir alle ersehen, darf kein Verständigungsfriede sein, wie der zu Münster und Osnabrück von 1648, sondern ein Friede und eine Verständigung auf unsere Art, für die unsere Heeresleitung die Richtlinien geben wird. Wir müssen im Hinblick auf unsere Kinder und die kommenden Geschlechter den äußeren Zwang dieser Zeit in eine innere Kraft verwandeln, dann werden wir einen Sieg und einen Frieden erringen, dessen wir uns aus ganzem Herzen und aus freier dankbarer Seele freuen dürfen.

Vereinslazarettzug K 1 Bonn. Der Bonner Lazarettzug hat die Verwundeten von der 72 und 73. Fahrt in Aachen, Bonn, Neuenahr und Ahrweiler ausgeladen. […]

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)