Freitag, 6. Juli 1917

      

Die Regimentsmusik unserer 160er wird nächste Woche aus dem Felde nach Bonn beurlaubt werden, um hier einige Konzerte zur Schaffung eines Hinterbliebenenfonds zu geben, der den Angehörigen verstorbener Unteroffiziere und Mannschaften des Regiments zu Gute kommen soll. Bisher bestand im Infanterie-Regiment Nr. 160 noch kein derartiger Grundstock. Um diesem fühlbaren Mangel abzuhelfen, ist der Regimentskommandeur bestrebt, einen solchen Grundstock durch freiwillige Beiträge von Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften zu schaffen und dabei die Musik mitwirken zu lassen. Die Bonner Bürgerschaft wird es als Ehrenpflicht ansehen, das dankenswerte Bestreben des Regimentskommandeurs durch regen Besuch der Konzerte zu unterstützen, um so unseren wackeren 160ern, die sich in Ost und West für uns tapfer geschlagen haben, ihren Dank abzustatten.

Der Obstverkauf wird in Bonn nicht beschränkt. Die Verordnung des preußischen Landesamts für Gemüse und Obst, wonach Erzeuger an Verbraucher nur in zwei Morgenstunden und nur je zwei Pfund abgeben dürfen und auch Kleinhändler nicht mehr als zwei Pfund auf einmal verkaufen sollen, ist für Bonn außer Kraft gesetzt worden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

      

Lederersparnis. Die herrschende große Lederknappheit macht es zur Pflicht, die Schuhsohlen möglichst zu schonen. Die Bevölkerung hat in richtiger Erkenntnis schon in großem Umfange von den bestehenden Mitteln für Sohlenersparnis Gebrauch gemacht. Die Stadtverwaltung beabsichtigt, die Schuhsohlen sämtlicher Schulkinder mit Eisenschonern versehen zu lassen. Das Nähere darüber wird den Rektoren und Lehrpersonen noch mitgeteilt werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 5. Juli. Der Kaplan Schopen schreibt uns. „Um mißverständlicher Auffassung Ihres Berichtes in gestriger Nummer zu begegnen, bitte ich Sie freundlich um Aufnahme folgender Berichtigung: In der von Herrn Falkenroth einberufenen Godesberger Versammlung ist die sofortige Gründung einer Ortsgruppe des Kriegsausschusses für Konsumenten-Interessen auf mein ausdrückliches Widerraten und zwar mit nur 32 Stimmen gegen 23 beschlossen worden. Ich habe nicht für, sondern entschieden gegen die Gründung gesprochen, weil Beschwerden und Massenpetitionen von Bürgerausschüssen , die unabhängig und ohne enge, organische Fühlung mit den Behörden arbeiten, keine hinreichende Orientierung über die Möglichkeiten, den inneren Betrieb und die schuldbaren Mängel der Nahrungsmittelversorgung besitzen können. Darum sind derartige Massenpetitionen von Bürgerausschüssen meist ebenso unnütz wie die zweifelhaften Augenblickserfolge wahnwitziger Straßenunruhen. Man sollte seitens der Bürgerschaft lebhafteren Anteil nehmen an den von den Behörden mehr und mehr durchgeführten beratenden und aufklärenden Konsumenten-Ausschüssen, die in Gestalt von Kriegsbürgerkunde-Konferenzen sowohl vom Regierungspräsidenten wie von den Landräten und Bürgermeistern einberufen werden. Ich beabsichtige mit diesen Zeilen selbstverständlich keine Polemik gegen die hoch ideell gesinnten Bestrebungen des Herrn Falkenroth.“

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)