Montag, 18. Juni 1917

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 18. Juni 1917Die Ersparnis an Putztüchern. Die liebe alte Gewohnheit läßt heute in der Wirtschaft noch vieles geschehen, was sich mit der Knappheit an Stoffen nicht vereinbaren läßt. Ein Kapitel ständiger Sorge sind in jedem Haushalt die Putztücher, trotzdem doch in den meisten Fällen Zeitungspapier als Putzmittel die nämlichen Dienste zu leisten pflegt. Zum Putzen der Fenster zum Beispiel ist zusammengeballtes Zeitungspapier, da man vorher in lauwarmes Wasser getaucht hat, durchaus verwendbar. Sind die Fensterscheiben etwas getrocknet, so wische man sie mit lose geknülltem Zeitungspapier ab. Auf diese Weise können Spiegelscheiben gereinigt werden. Messinggegenstände aller Art behalten ihren Glanz bedeutend länger, wenn man sie mit Zeitungspapier säubert. Der noch warme Herd erhält, wenn er mit angefeuchtetem Papier abgewaschen wird, ein völlig sauberes Aussehen. Zinkgefäße, Spültische usw. bekommen einen sehr schönen Glanz, wenn man sie mit Zeitungspapier abreibt. Auch Messer und Gabeln sind nach dem Putzen mit Zeitungspapier zu reinigen. Heutzutage hat man eben die Pflicht, auch in den kleinsten Dingen des täglichen Lebens zu sparen, wo sich die Möglichkeit dazu bietet.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

      

Schwestern-Einführung. Am Freitag den 15. fand im Mutterhaus des Roten Kreuzes, das inzwischen in die Häuser Koblenzerstraße 87 und 87 a verlegt worden ist, die erste Schwesterneinführung statt. 18 Schwestern wurden nach mehrjähriger ethischer Erziehung, beruflicher Schulung und Probezeit in die Schwesternschaft aufgenommen und legten in der Kapelle, in welcher an diesem Tage die erste hl. Messe gelesen worden ist, das Gelöbnis ab, die Krankenpflege im Sinne des Mutterhauses auszuüben und sich in Treue, Opferwilligkeit und Gehorsam dem Dienst der Krankenpflege zu weihen. Die Feier fand nur im Kreise des Vorstandes, der Schwestern und der Verwundeten statt. Auch die Ehrenvorsitzende, Frau Prinzessin Karl von Hohenzollern, war mit beiden Töchtern zu dem Tage gekommen und überreichte den Einzuführenden die nur den Mutterhausschwestern zustehende Brosche mit dem Namenszug der Kaiserin und das Verbandsabzeichen. [...] Die Verwundeten wurden von der Frau Prinzessin mit Zigarren und Postkarten beschenkt. Auch das Mutterhaus wurde von der hohen Frau reich bedacht und erhielt an diesem Tage neben verschiedenen anderen Zuwendungen ein von dem Maler Fritz Reuter gestiftetes großes Oelbild der Prinzessin.

Frühkartoffeln. Im Landkreise Bonn ist das Ausheben und Abernten von Frühkartoffeln erst nach dem 25. ds. Mts. gestattet.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

       

Rheinischer Arbeitsmarkt. Gegenüber dem Vormonat zeigte der Rheinische Arbeitsmarkt im Mai eine Belebung, die sich besonders im starken Anschwellen der Meldung offener Stellen und in erhöhter Vermittlung zu erkennen gab. Hauptsächlich erfuhr die Anforderung weiblicher Arbeitskräfte für Fabrikarbeit jeglicher Art sowie für das Gast- und Schankwirtschaftsgewerbe eine starke Steigerung. Die Zahl der Arbeitssuchenden ist dagegen ziemlich auf dem alten Stand geblieben, wobei nicht unerwähnt bleiben darf, daß in dieser Zahl die Hilfsdienstsuchenden mit enthalten sind. Von der Gesamtzahl der offenen Stellen konnten 34,2 (im Vormonat 33,9) v. H. besetzt und von den Arbeitssuchenden 62,9 ( i. V. 55,8) v. H. untergebracht werden. In der Landwirtschaft machte sich der Mangel an gelernten Arbeitskräften weiter bemerkbar. Die berg- und hüttenmännische Industrie fordert nach wie vor gelernte und kräftige ungelernte Leute in großem Umfange an. Das gleiche Bild zeigt sich in dem Metallverarbeitungs- und Baugewerbe. Aus der Industrie der Steine und Erden kamen Klagen über mangelhafte Kohlenzufuhr und das Fehlen von Facharbeitern, wodurch Betriebseinschränkungen nicht zu umgehen waren. Im Spinnstoffgewerbe werden besonders Kräfte für Appretur, Spinnerei, Spulerei, Weberei und Zwirnerei, auch Färber verlangt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)