Mittwoch, 13. Juni 1917

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 13. Juni 1917Aerztliche Bescheinigungen für Zusatznahrungsmittel.
Es wird vielfach darüber geklagt, daß die ärztlichen Krankheitsbescheinigungen zur Erlangung von besonderen Zusatznahrungsmitteln nach vier Wochen, spätestens alle drei Monate erneuert werden müssen, dadurch entständen den Betroffenen Kosten, die bei längerer Krankheitsdauer recht beträchtlich werden könnten. Dem gegenüber sei bemerkt, daß das Lebensmittelamt auch in dieser Beziehung weitgehendst entgegenkommt. Unnötige Kosten sollen den Bürgern erspart werden, darum wird, wenn es sich um einwandfrei festgestellte chronische, langandauernde Krankheiten handelt, auf eine neue ärztliche Bescheinigung verzichtet. Das kann natürlich nicht geschehen, wenn es sich um Krankheiten handelt, bei denen der Hausarzt die Notwendigkeit der Zusatzlebensmittel für eine begrenzte Zeit, etwa zwei bis vier Wochen, bescheinigt hat; in solchen Fällen muß eine neue Bescheinigung gefordert werden, weil sonst der ungerechtfertigten Inanspruchnahme von Krankennahrungsmitteln Tor und Tür geöffnet wird zum Schaden der wirklich Kranken,

Die Kriegsküchen speisen rund 6000 Personen täglich. Die Teilnehmerzahl hat sich seit längerer Zeit auf der gleichen Höhe gehalten.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

      

Die neuen Fünfzig-Pfennig-Scheine sind jetzt in Umlauf gesetzt. Sie sind erheblich kleiner als die Einmark-Papierscheine, sind dadurch handlicher und brauchen nicht gesalzt zu werden. Der Schein ist in Zweifarbendruck gehalten; er zeigt auf der Vorderseite links als Leiste den Gott des Handels „Merkur“ und darunter die Aufschrift „Unter Gewähr des Kreises Bonn-Stadt, Bonn-Land und des Siegkreises. Als Zahlungsmittel gültig in diesen Kreisen.“ [...] Die Rückseite zeigt die Zahl 50 auf einem violetten Untergrund, der aus fortlaufenden Stempeln mit der Inschrift: „Gutschein der Handelskammer Bonn“ gebildet ist. Auch die Vorderseite zeigt diesen Stempel als Untergrund.

Der Bonner Wochenmarkt war gestern sehr gut beschickt. [...] Mit Erdbeeren wird der Markt gegenwärtig überschwemmt, ebenfalls kommen Kirschen in den letzten Tagen reichlicher auf den Markt und werden trotz der hohen Preise gerne gekauft. [...]
    Auch die während des Krieges eingerissene Unsitte, daß viele Waren offen oder versteckt stehend als „schon verkauft“ bezeichnet werden, nimmt in der letzten Zeit wieder größeren Umfang ein. Dies kann jetzt zum Beispiel bei Spargel, Rhabarber und gewissen Gemüsesorten beobachten. Der Grund ist wahrscheinlich darin zu suchen, daß bestimmte Liebhaber im Vertrauen höhere Preise dafür bezahlen. Sämtliche auf den Markt kommenden Waren müssen doch für jeden käuflich sein, und nicht nur für gewisse Ueberpreiszahler. Die ärmere Klasse Leute will doch auch leben, ihre Lage ist doch an und für sich schwer genug, ohne daß sie noch solche Liebhaberpreise bezahlen sollen. Hoffentlich wird unsere Marktpolizei, die noch immer ein waches Auge auf solche Unsitten hat, dafür sorgen, daß solche Mißstände nicht nur nicht weiter um sich greifen, sondern auch möglichst bald abgeschafft werden.

Zum Besten der U-Bootspende zu wirken, haben sich die höheren Schüler Bonns zusammengetan und gedenken Freitag, den 29. Juni im Stadttheater mit einer größeren Veranstaltung hervorzutreten. Durch Massenwirkungem, Vorträge der Schülervereine und Chöre der verschiedenen Anstalten wird der Rahmen des Abends gebildet. Die Landsturmkapelle wird mitwirken. Zu allseitiger Freude hat sich unsere berühmte Mitbürgerin, Frau Elly Ney, in selbstloser Weise bereit erklärt, durch ihre große Kunst der jugendlichen Veranstaltung ein starkes künstlerisches Relief zu geben. Die Leitung des Abends liegt in der Hand von Professor Ruhland.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Kartoffelverkauf. Für die Woche vom 18. bis 24. Juni werden von Donnerstag, den 14. Juni ab auf die Kartoffelkarte je 5 Pfund Kartoffeln abgegeben.

130 fette Schweine im Gewichte von 2 bis 3 Zentnern werden aus der Schweinmastanstalt der Stadt Bonn jetzt zum Schlachthof gebracht werden. Bei dem großen Mangel an Speck wird dies eine recht willkommene Bereicherung der städtischen Speckkammer darstellen, die der Bevölkerung im Winter sehr zu gute kommen wird.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Volksschulen. Es ist geradezu unverständlich, daß die Kinder der Altstadt gezwungen sind, bei 30 bis 33 Grad Hitze nachmittags die Schule zu besuchen. In den Vororten ist hitzefrei. Dort schien man nicht so ängstlich an dem Wortlaut der Verfügung zu kleben als in der Altstadt. Wenn morgens um 11 bis ½12 Uhr 23 bis 24 Grad im Schatten ist, dann steigt die Hitze nachmittags bis zu 30 Grad und dann gehört, zumal der Unterricht nach Sommerzeit um ½1 Uhr beginnt, kein Kind in den Schulsaal. Sieht man aber mit der Lupe auf das Thermometer und wartet ängstlich auf die 25 Grad punkt 11 Uhr, dann werden wohl unsere Kinder niemals hitzefrei bekommen. Möge also der betr. Herr Schulleiter, der in diesem Jahre die Bestimmungen über hitzefrei zu geben hat, in Zukunft nicht mehr so ängstlich sein, sondern etwas freigiebiger sein. Eine Hausfrau

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)