Donnerstag, 3. Mai 1917

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 3. Mai 1917Für fettlose Wasch- und Reinigungsmittel sind am 1. Mai Höchstpreise in Kraft getreten. Bei Abgabe an die Verbraucher darf der Preis für Tonwaschmittel 1 Pfg. für je 25 Gramm, für Tonpulver 25 Pfg. für je 1 Kilogramm und 13 Pfg. für ein halbes Kilogramm nicht überschreiten. Bei Abgabe von fettlosen Wasch- und Reinigungsmitteln in Pulverform, die ausschließlich aus wasserlöslichen Stoffen hergestellt sind, darf der Preis für ein Kilogramm 60 Pfg. nicht überschreiten, ohne Rücksicht darauf, ob die Abgabe lose oder in Packung erfolgt.

Das Urteil in dem Prozeß Hohen Eich
entspricht nicht dem Empfinden der Bonner Bürgerschaft. Allgemein ist die Ansicht vertreten, daß einer solchen Brutalität gegenüber nur eine Gefängnisstrafe am Platz und der Antrag der Staatsanwaltschaft keineswegs zu hoch gegriffen sei.
   Erschütternd in seiner strengen Sachlichkeit wirkt das Gutachten des Geheimrats Ungar, und es ist befreiend zu hören, daß die Staatsanwaltschaft Revision einlegen wird.
   Nicht mildernd, sondern erschwerend wirkt der Umstand, daß die Einrichtung dem Vaterland dienen sollte. Dazu gehören sittlich hochstehende Persönlichkeiten, und wer den Namen unseres Vaterlandes in tief ernster Stunde so missbraucht, der schändet uns alle. Geschändet ist auch das Schwesternkleid, daß die Angeklagte trug, gefährdet und erschwert die treue selbstlose Hingabe edler Herzen an die Kinder unseres Volkes.
Wer möchte nach diesem Urteil, das die Angeklagte gar nicht straft, noch den Mut finden, einer Megäre in den Arm zu fallen, die ein schutzloses Kind misshandelt? Wenn die Hundepeitsche für Säuglinge keine Grausamkeit bedeutet, so kann nur der Totschlag noch in Betracht kommen. Wir alle wissen, daß in dieser schweren, ernsten Zeit die Kinder einen doppelten Anspruch auf unsere Liebe und Fürsorge, auf eine gedeihliche Entwicklung haben.
Helene Krüger

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

     

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 3. Mai 1917Die Frau nach dem Kriege. Ueber dieses Thema hielt gestern abend Herr Fortbildungsschuldirektor Vins in der „Lese“ einen Vortrag. Der Redner betonte zunächst die erfolgreiche Tätigkeit der Frau während des Krieges und führte dann weiter aus: Die Frauen aller Stände haben, als das Vaterland sie brauchte, sich ihm sofort zur Verfügung gestellt. Die gebildeten Kreise haben auf dem Gebiete der sozialen Fürsorge Hervorragendes geleistet, die Arbeiterfrauen in werktätiger Weise. Schwer werden sich aber nach dem Kriege die Verhältnisse ändern. In vielen Fällen werden die Frauen den aus dem Krieg zurückkehrenden Männern Platz machen müssen. Dies ist natürlich mit großen Umwälzungen verbunden, für die schon jetzt Maßnahmen getroffen werden müssen. Frauen, Gemeinde und Staat müssen hier Hand in Hand arbeiten. Besonderer Wert muß aber auf die Erziehung der deutschen Jugend gelegt werden. Es gilt vor allem der Schaffung einer Einheitsschule, wo jeder Tüchtige Gelegenheit hat, sich eine Stellung, die seinen Fähigkeiten entspricht, zu erringen. Sehr viel ist aber auch in3 der Erziehung unserer Mädchen nachzuholen. Für sie muß die Fortbildungsschulpflicht eingeführt werden. Es darf nicht wie bisher den Gemeinden überlassen werden, Fortbildungsschulen für Mädchen einzurichten. Ein Gesetz muß diese Frage regeln. Auch in hauswirtschaftlicher Hinsicht muß namentlich auf die den Arbeiterkreisen angehörigen Mädchen in stärkerer Weise als bisher Einfluß ausgeübt werden. Diese Erfordernisse, die besonders den vaterländischen Frauenvereinen ein wirksames Tätigkeitsfeld geben, lassen sich aber nur ermöglichen, wenn diese Vereinigungen mehr wie bisher darauf dringen, in den Kuratorien und Verwaltungskörpern der Schulen zugelassen werden. Sie sollen diesen nicht nur als beratende Mitglieder angehören, sondern auch als stimmberechtigte Mitglieder, die einen entscheidenden Einfluß auf die Fragen der Erziehung der deutschen Mädchen ausüben.

Der Frühling ist da. So lange hat er uns seit Jahren nicht warten lassen, wie dieses Jahr. Nun, da er endlich sich entschlossen, tritt er auch gleich mit Allgewalt auf. [...]
    Die schöne herrliche goldene Zeit in der Natur ist da. Der Mensch atmet auf, heller, freier geht sein Auge. So wird auch einmal die Zeit des Aufatmens nach harter sorgenvoller Kriegszeit kommen, wenn hell und strahlend die Sonne des Friedens über uns aufgegangen.
    Auch der Friede, ein gesegneter Friede, wird so sicher einmal kommen, wie dieses um viele Wochen verspätete Frühjahr. Möge er auch dann, wie dieser Lenz, sieghaft und beglückend in unser Vaterland und die Herzen seiner Völker einziehen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Das städtische Ersatzgeld, das nach dem Beschluß der letzten Stadtverordnetenversammlung ausgegeben werden soll, wird in Metall hergestellt werden. Es handelt sich dabei um 10-Pfg.-Stücke im Betrage von 30.000 Mark und 5-Pfg.-Stücke im Betrage von 20.000 Mark. Die Kreise Bonn-Land und Sieg werden sich auch an diesem Metallgeld beteiligen, ebenso wie an den 50.000 M. 50-Pfg.-Scheinen, die nach einem früheren Stadtverordnetenbeschluß durch Vermittlung der Handelkammer hergestellt werden sollen.

Der Hildegardis-Verein, Verein zur Unterstützung stud. kath. Frauen versendet seinen 9. Jahresbericht. Die Mitglieder und Freunde des Vereins werden sich freuen zu hören, daß der Verein dank ihrer Hülfe in dieser schweren Zeit bislang durchhalten konnte. Die Zahl der katholischen Studentinnen, die die durch den Krieg geschaffenen Verhältnisse (Vermögens- und Rentenverluste, Tod des Vaters, des unterstützenden Bruders oder sonstiger Verwandten, Geschäftsrückgang) in Not brachten, war im vergangenen Jahr besonders groß. – Der Hildegardisverein konnte den meisten helfen; er vergab 79 Semesterbeihülfen, gegen 63 im Vorjahre. Allerdings wurde dadurch seine Kasse sehr in Anspruch genommen, sodaß leider eine Reihe bisheriger Stipendiatinnen für das Sommersemester 1917 von der Beleihung mit einem Darlehen ausgeschlossen werden mußten. Der Vorstand hofft jedoch, daß durch Gewinnung neuer Mitglieder und Zuwendung besonderer Gaben die Kraft des Vereins in Kürzen wieder gehoben wird, damit seine segensreiche Wirksamkeit in der Hebung der katholischen Frauenbildung zur Sicherung einer gleichwertigen Zukunftsarbeit der katholischen Frau unserem katholischen Volksteil erhalten bleibt. – Der Jahresbericht bringt außer der geschäftlichen Uebersicht sehr lehrreiche statistische Angaben über das Verhältnis der Konfessionen der Studentinnen auf den deutschen Universitäten, sowie einige Gedanken über die Berufsaussichten der akademisch gebildeten Frau. [...]

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)