Sonntag, 15. April 1917

     

Jugendliche dürfen nach 6 Uhr abends nur in Begleitung ihrer Eltern Wirtschaften besuchen, nach 8 Uhr abends dürfen Jugendliche unter 16 Jahren sich auch nicht zwecklos auf den Straßen und Plätzen aufhalten oder umhertreiben. Wir verweisen auf die heutige Bekanntmachung des Oberbürgermeisters.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Aufruf des Bonner Oberbürgermeisters Spiritus, der am 15. April 1917 in allen Bonner Zeitungen erschien.Läuten der Kirchenglocken. Aus Anlaß des Nationaltages für die Kriegsanleihe findet Sonntag mittag von 12 bis 1 Uhr festliches Geläute von sämtlichen Kirchen Bonns statt.

Der Beginn der Sommerzeit. Es wird erneut darauf hingewiesen, daß am Montag, vormittags 2 Uhr, d. h. 2 Uhr in der Nacht von Sonntag auf Montag, die Sommerzeit beginnt. Die öffentlich angebrachten Uhren werden daher zu dieser Stunde von 2 auf 3 Uhr vorgestellt werden. Die Dienst- und Verkehrsstunden der Staats- und der städtischen Verwaltung sowie der Geschäftsschluß erfahren ziffernmäßig keine Aenderung, d. h., wenn der Dienst oder die Schule nach mitteleuropäischer Zeit um 8 Uhr begonnen hat, verbleibt es auch während der Sommerzeit bei dieser Stunde.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

       

Bonner Bürger-Verein. Zu einer glänzenden vaterländischen Kundgebung gestaltete sich die Versammlung des Bonner Bürger-Vereins, welche in Erinnerung des Gründungstages des Vereins (7. April 1863) am Freitag stattfand. In dieser Versammlung verband der Verein mit einer kräftigen Werbung für die 6. Kriegsanleihe die Ehrung seiner, vor kurzem mit dem Verdienstkreuz für Kriegshilfe ausgezeichneten 6 Mitglieder. Der Vorsitzende, Justizrat Dr. Schumacher, zeichnete mit kurzen Strichen die Geschichte des Vereins und wies alsbald darauf hin, daß die Feinde, insbesondere England, als Geschäftsführer G. m. b. H. der feindlichen Mächte, erkannt haben, daß sie Deutschland nicht mit den Waffen niederringen können und deshalb mit silbernen Kugeln und durch Aushungerungspolitik Deutschland vernichten möchten. An der Seite des gallischen Hahns, des britischen Löwen und des russischen Bärs und der anderen feindlichen Kämpen sei außer Amerika auch noch der chinesische Drache eingetreten und das Wort Kaiser Wilhelms habe sich in vollem Sinne bewahrheitet: „Wir werden zu kämpfen haben gegen eine Welt von Feinden.“ „Viele Hunde sind des Hasen Tod“, sagt der Zaghafte, „Viel Feind’, viel Ehr’“ der Mutige. „Wir fürchten nur Gott und sonst nichts in der Welt“, der Deutsche! „Auch wenn die Zahl der Feinde ins Unermeßliche gewachsen ist und auch mehrere Staaten Amerikas sich unseren Feinden angeschlossen, so können wir dennoch vertrauensvoll in die Zukunft blicken, eingedenk des Wortes: „Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott.“ Aber einig und treu, stark und opferwillig müssen wir sein; dann ist der Sieg uns sicher. Und da ist in diesen Tagen reichlich Gelegenheit gegeben, unseren Willen zum Sieg durch die Tat zu beweisen. Was verlangt das Vaterland von uns? Opfer, große Opfer an Gut und Blut und Leben, wie sie leider so zahlreich von unseren Vätern, Söhnen und Brüdern verlangt und gebracht worden sind, im Ausharren im höllischen Trommelfeuer, im mörderischen Kampfe, in Schnee und Schlamm, Eis und Sonnenbrand, in Gefangenschaft bei Qualen und Schmerzen körperlicher und seelischer Art! Das Opfer, das von uns verlangt wird, heißt: nach Kräften Kriegsanleihe zeichnen! Wahrlich, kein Opfer ist es, wenn wir dem deutschen Reiche, dem Vaterlande, Geld zu hohem Zins leihen, und des Vaterlandes Wehrkraft stützen und stärken.
    Die vielen lächerlichen Ein- und Ausreden, die man hier und da gegen die Kriegsanleihe vorzubringen wagt, sind nicht wert, erwähnt zu werden; einem denkenden Menschen gelten diese Gründe nichts. Deutsche Männer, die auf hoher Warte stehen, haben mit beredten Worten die Kriegsanleihe empfohlen, an der Spitze unser Hindenburg, der von dem Deutschen Volke sagt, daß es „im Vollbewußtsein seiner gerechten Sache den Willen und die Kraft zum endgültigen Siege habe und sich niemals englischer Herrschsucht beugen werde.“ Die zündenden Worte schlossen mit einem Kaiserhoch, in welches die Versammlung begeistert einstimmte. Den weiteren Verlauf des Abends, der durch gemeinschaftliche Gesänge und Liederspenden des Mitgliedes Herrn Borgmeyer verschönert wurde, gedachte Herr Direktor Bourdin der Mitglieder des Vereines, welchen das Verdienstkreuz der Kriegshilfe verliehen worden ist, besonders der betr. Mitglieder in Bonn, welche sich durch ihre tatkräftige und erfolgreiche Arbeit zum Zwecke der Lebensmittelversorgung der Stadt Bonn so durchaus verdient gemacht haben. Redner gedachte auch der vorbildlichen Tätigkeit des Leiters unserer Lebensmittelversorgung, des Herrn Beigeordneten Piehl und die Versammlung beschloß einstimmig die Absendung eines Dank- und Glückwunsch-Telegramms an Herrn Beigeordneten Baurat Piehl. Namens der durch das Verdienstkreuz ausgezeichneten Herren sprach Herr Reichtagsabgeordneter Chrysant den Dank für die Glückwünsche und die Ehrung seitens des Vereines aus. Redner wies in treffenden Worten auf die Bedeutung des U-Bootkrieges hin, der nach den Erklärungen des Staatssekretärs des Marineamtes einen vollen Erfolg haben werde. Die Rede klang aus in ein Hoch auf das weitere Blühen und Gedeihen des Bonner Bürger-Vereins. Der Zweck der Versammlung, die Mitglieder zu veranlassen, zu den bereits gezeichneten Beträgen noch weitere hinzuzufügen, hatte einen vollen und durchschlagenden Erfolg. Immer wieder wurden in der Versammlung neue Beiträge gezeichnet und die Summe der Zeichnungen stieg andauernd, bis sie zum Schlusse der Versammlung die überaus hohe Summe von 187,200 Mark erreicht hatte.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)