Mittwoch, 11. April 1917

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 11. April 1917Die Bonner Lichtspiele bringen diese Woche wieder einen neuen Maria-Carmi-Film: „Der Weg des Todes“. Gesellschaftsdrama in vier Akten. Der Spielplan nennt ferner die dreiaktige Künstlertragödie „Vater Sorge“ und außer kleineren Stücken das zweiaktige Filmspiel „Der Feldgraue“.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

       

Der Endenicher Gemüsezüchterverein hat am 2. Ostertage seine Mitglieder zu einer Versammlung in die Wirtschaft Nolden in Endenich eingeladen. Es handelte sich in der Hauptsache um Unterbringung von Großstadtkindern in ländlichen Familien. Herr Pastor, Dohm, der eine diesbezügliche Anfrage von einem befreundeten Pfarrer aus Essen erhalten hatte, stellte den Versammelten in eindringlichen Worten die traurige Lage der Kinder in den Großstädten vor Augen und forderte die Anwesenden auf, doch wenn irgend möglich für die nächsten Monate ein Stadtkind zu sich zu nehmen. Seine Mahnung war nicht vergebens. Während sich schon früher 12 Familien dazu bereit erklärt hatten, meldeten sich sofort noch 20 andere, denen in den nächsten Tagen gewiß noch manche folgen werden. Möge dieses Beispiel auch anderwärtig Nachahmer finden.

Zur Kartoffelversorgung im Stadtkreise Bonn macht der Oberbürgermeister in der heutigen Nummer unseres Blattes bekannt, daß in der Zeit vom 15. April bis zum 20. Juli 117 im Stadtkreise Bonn jede Person wöchentlich nicht mehr als fünf Pfund Kartoffeln verbrauchen darf. Schwerarbeiter und Kartoffelerzeuger sind von dieser Verordnung ausgenommen.

Anzeige im General-Anzeiger vom 11. April 1917Der Bonner Wochenmarkt war gestern wieder schlecht beschickt. Im ganzen waren etwa 8 bis 10 Verkäuferinnen erschienen, darunter aber nur eine vom Lande. Außer einigen Körben mit Spinat war an Gemüse nichts vorhanden. Die Preise für diejenigen Waren, für die keine Höchstpreise festgesetzt sind, waren im allgemeinen dieselben wie in der vorigen Woche. Der Verkauf war durchweg flott.
  
Der Großmarkt auf dem Stiftsplatz hatte gestern außer einem Korb mit Gemüsepflanzen überhaupt keine Zufuhr. Wahrscheinlich hat das seit ein paar Tagen herrschende ungünstige Wetter die Gemüsebauern von unserem Großmarkt ferngehalten.
   Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt erfreute sich gestern wieder eines lebhaften Zuspruchs, besonders in Fischen und Gemüse. Spinat war gestern wieder ziemlich reichlich vorhanden, ebenfalls Fische in großer Auswahl. Verkauft wurden außer Spinat noch rote Möhren, Karotten, ausländische Zwiebeln, Feldsalat, weiße Rüben, holländische Schwarzwurzeln und holländische Gurken zu 1 und 1,10 Mark das Stück. [...]

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

      

Kundgebung des Vereins Deutscher Zeitungs-Verleger im Volksmund vom 11. April 1917Universität. Der Rektor macht bekannt: Die Erledigung sämtlicher Angelegenheiten betreffend den vaterländischen Hilfsdienst der hiesigen Studierenden ist der Einheitlichkeit halber der Hilfsdienstmeldestelle bei dem Städtischen Arbeits- und Wohnungsnachweis (Kreishauptstelle für Bonn-Land) Friedrichsplatz 1 überwiesen worden. Die Studierenden haben sich daher wegen näherer Auskunft über Arbeitsvermittlung direkt an diese Stelle zu wenden.

Bonner Bürger-Verein. Eine originelle Einrichtung zur Förderung der Zeichnungen auf die 6. Kriegsanleihe hat der Bonner Bürger-Verein getroffen. Um die Mitglieder zu veranlassen, ihren bisherigen Zeichnungen noch weitere hinzuzufügen, erhalten die Mitglieder je nach Höhe ihrer neuen Zeichnungen bestimmte Mengen Wein zugeteilt und zwar mit einem Rabatt von 25 Prozent. In der heutigen Zeit der Weinknappheit und Weinverteuerung wird diese Einrichtung den Mitgliedern sehr willkommen sein und wohl noch manche Zeichnungen veranlassen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

     

Das Gewissen des Volkes
ist seine Presse. Noch nie haben die deutschen Zeitungen so einmütig nicht nur nach dem Inhalt, sondern auch nach der Form zum ganzen deutschen Volke gesprochen, wie in diesen Tagen. Das Gewissen des Volkes spricht in diesen Aeußerungen in jedem Einzelnen. Entziehe Dich nicht der Gewissenspflicht, diese Kundgebungen – es sind sechs an der Zahl – zu lesen. Es gilt jedem Stand und Beruf, Alt und Jung, Vornehm und Gering. Wer aber diese Kundgebungen gelesen hat, der ermahne Freunde, Nachbarn, Gesinnungsgenossen, seine ganze Umgebung, dieser Stimme des deutschen Volkes zu gehorchen und seine Pflicht zu tun gegen die Kämpfer draußen, gegen die Entsagenden daheim, vor allem aber gegen sich selbst.

(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)