Sonntag, 8. April 1917

      

An den Ostertagen werden die üblichen Geschenke selten werden. An ihre Stelle treten am besten Kriegsanleihe-Zeichnungen oder kleine Anteilscheine, welche allerwärts willkommen sein werden und zugleich einer vaterländischen Pflichterfüllung dienen. In den Sparbüchsen ersetzen sie dort die ungenutzt liegenden Beträge, bieten Sicherheiten ersten Ranges und gute Zinsen. Die Städt. Sparkasse verausgabt Anteilscheine schon von 1 M. an.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 8. April 1917Auf die 6. Kriegsanleihe zeichneten die Köln-Bonner Kreisbahnen 100.000 Mark, bis jetzt zusammen 731.200 Mark.

Frauenhaar-Sammlung. Der Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe, nationaler Frauendienst, veranstaltet nach Ostern eine Sammlung von Frauenhaar, das in ganz Deutschland im Einvernehmen mit der Kriegs-Rohstoffabteilung des Kriegsministeriums zur Verwertung für Industriezwecke (Militärstoffe, Treibriemen usw.) gesammelt werden soll. Der vaterländische Zweck der Sammlung läßt hoffen, daß sich recht viele daran beteiligen, daß jede Frau, jedes deutsche Mädchen sich der kleinen Mühe unterzieht, das ausgekämmte Haar lose in eine Papierdüte zu sammeln (nicht über den Finger wickeln!). Alte Zöpfe u. dergl. sind auch sehr willkommen, alles wird entsprechend bezahlt.
   Der Ausschuß macht hier noch einmal auf die Kaffeesatz-Sammlung aufmerksam und bittet auch, sich schon auf eine neue Lumpensammlung zu rüsten, die bald nach Ostern, wenn die Hausfrauen beim Hausputz alles Ueberflüssige und Entbehrliche ausgesondert haben werden, gemacht werden soll.

Von der hiesigen Polizei wurde ein Fuhrunternehmer in der Sebastianstraße und dessen Sohn festgenommen, weil sie in dringendem Verdacht stehen, große Mengen an Getreide, Mehl und Futtermitteln eingeführt und wieder veräußert zu haben. Die Verhafteten stehen ferner im dringenden Verdacht, geheime Hausschlachtungen vorgenommen und das Fleisch verkauft zu haben. Einmal zogen sie sich dadurch aus der Schlinge, daß sie einen Transport von Schweinen, der bereits auf ihrem Gehöft angefahren war, im kritischen Augenblicke „verleugneten“ und die Annahme verweigerten, weil sie in unmittelbarer Nähe die Polizei bemerkten.

Bei einem hiesigen Metzgermeister wurden verschiedene Fleischteile und Fettmengen beschlagnahmt, weil diese vermutlich von einer heimlichen Schlachtung herrühren. Sie sind dem Lebensmittelamt bezw. dem Schlachthause überwiesen worden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 8. April 1917Zierrasen in Hausgärten. Jetzt, wo es der Ernst der Zeit fordert, mit dem Unscheinbarsten haushälterisch umzugehen, sei darauf aufmerksam gemacht, daß auch die als Zierrasen vorhandenen zahlreichen Flächen einen Nutzen bringen können, indem das Gras nicht so oft geschnitten wird, sodaß es höher wachsen kann, wodurch es zur Viehfütterung brauchbar wird. Hingewiesen sei hierbei auf unsere schönen Rasenflächen im Hofgarten und an der Poppelsdorfer Allee, die schon seit Kriegsbeginn diesen Zwecken dienstbar gemacht worden sind. Die Gartenbesitzer von Bonn werden daher gebeten, diesen Vorschlag im volkswirtschaftlichen Interesse in Erwägung zu ziehen und bei Geneigtheit der Erfüllung desselben, hiervon der Kriegswirtschaftsstelle in Bonn, Rathausgasse 10/12, Zimmer 19, alsbald Mitteilung zu machen. Der Abnehmer sind genug vorhanden und würden diese das Gras zu gegebener Zeit, wenn dies gewünscht wird, selbst schneiden und abholen. Besonders die Gerade in heutiger Zeit so wichtige Ziegenzucht würde durch das Entgegenkommen der Gartenbesitzer gute Förderung erfahren.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)