Donnerstag, 5. April 1917

      

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 5. April 1917Vaterländischer Frauenverein Stadtkreis Bonn. Am gestrigen 4. April hielt der Vaterländische Frauenverein Stadtkreis Bonn seine Jahreshauptversammlung ab. [...] Auch im letzten Jahr versorgte der Verein, wie früher, die Lazarette: Garnisonlazarett, Ohrenklinik, Collegium Albertinum, Collegium Leoninum, Beethovenhalle, Altes Friedrich-Wilhelm-Stift und das Vereinslazarett „Prinzessin Viktoria“ mit seinen Schwestern einschließlich Oberschwestern. Im Etappengebiet waren 82 Schwestern, im Vereinslazarettzug K. 1 Bonn drei Schwestern tätig. 28 Krankenpflegerinnen unterzogen sich der staatlichen Prüfung, die sie alle bestanden. Zurzeit verfügt der Verein über 162 Krankenpflegerinnen mit staatlicher Anerkennung, 16 Hilfsschwestern und 42 Helferinnen [...]. Wie vorher, so sorgte der Verein auch im letzten Jahre für Heeresnäharbeiten für bedürftige Bonner Frauen. Der Verein gab eine größere Summe zur Anfertigung von Hilfsprothesen im Collegium Albertinum unter Leitung von Assistenzarzt Nettekoven, die dann auf der Ausstellung in Köln-Deutz viel Beachtung fanden. Für 2034 Mann sandte der Verein Weihnachtsgaben an die Front. Die Kriegsküche der Stadt Bonn erhielt vom Verein 2000 Mk., außerdem spendete der Verein Mittel zur Beschaffung von Feuerung für Bedürftige und zur Speisung armer Kinder in der Maargasse. An den Kriegsanleihen beteiligte sich der Verein mit namhaften Summen, ein Zeichen, daß auch die geldliche Entwicklung weiteren Fortgang nahm. [...]

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Die Zeichnungen der Münsterschule zur 6. Kriegsanleihe weisen wiederum einen ansehnlichen Betrag auf, 21.562. Da die letzte Zeichnung dieser Schule 23.800 Mark betrug, so ist das Ergebnis der beiden letzten Kriegsanleihen zusammen 45.362 Mark.

Kein Osterei. Das Lebensmittelamt hatte die Absicht, in dieser Woche noch ein zweites Ei an jeden Bezugsberechtigten abzugeben. Dieser löbliche Vorsatz kann jedoch nicht ausgeführt werden, da offenbar die Hühner unsere Lebensmittelversorgungsstelle im Stich gelassen haben. Es gelangt daher auf jede für diese Woche bestimmte Eierkarte nur ein Ei zur Ausgabe.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Der Handel mit gebrauchten Möbeln. Eine segensreiche Einrichtung für die unteren Volksschichten ist zweifellos die von der Stadt eingerichtete An- und Verkaufsstelle von getragenen Kleidungsstücken. Dem Althändler sind diese Sachen entzogen. Wenn man weiß, mit welchen Gewinnen manche Händler arbeiten, kann man dies nur begrüßen, da nunmehr die Minderbemittelten vor Uebervorteilungen geschützt sind. Sicher sind ja diese Gründe nicht ausschlaggebend für diese Kriegsmaßnahmen gewesen. Aber einen Schritt weiter könnten die Behörden gehen, indem der Handel mit gebrauchten Möbelstücken auf ähnliche Weise geregelt würde. Freilich zu Zwangsmaßnahmen werden die Behörden nicht greifen können, da hier keine Kriegsnotwendigkeit wie bei den Kleidungsstücken vorliegt. Im Interesse der Minderbemittelten wäre es aber notwendig, daß Uebervorteilungen entgegengearbeitet würde. Schreiber dieses stellte fest, daß geradezu unerhörte Preise mit Rücksicht auf die Preissteigerung bei neuen Möbeln verlangt werden. So ist z. B. ein Vertikow, das neu früher 90 – 100 Mark kostete, mit 100-120 M. angeboten werden. Für ein Sofa mit zwei Sesseln verlangte man sage und schreibe 260 M. Diese Garnitur hat diesen Preis früher neu nie erreicht. Dieses Kapitel ließe sich endlos erweitern. Die Sachen werden etwas aufgefrischt und dann zu Preisen losgeschlagen, die der Arbeiter- und Mittelstand kaum erschwingen kann. Dabei weiß man doch, welche Preise die Händler zahlen. Umsonst liest man nicht immer bei Angeboten: Händler verbeten. Wie das umgangen wird, weiß man ebenfalls. Gewinne von 100 Prozent gelten noch als minimal. Hier fänden die Behörden dankbare Arbeit. J. B.

Zur Erhöhung der Gaspreise von 14 auf 18 Pfg. Da für Leuchtgas und Elektrizität Kohlen benötigt werden, ist die einseitige kolossale Verteuerung der Gaspreise, wenn auch nur vorläufig bis 1. Juli 1917, eine unnötige Härte für die schon ohnehin durch die teuren Preise des Lebensunterhaltes stark in Anspruch genommenen Bürger. Im Interesse der Gerechtigkeit ist es dringend geboten, daß die Abnehmer der Elektrizität die etwa vorhanden Mehrkosten des Werks mittragen oder daß wenigstens sofort Aufschluß gegeben wird, was den einseitigen Beschluß der Stadtverordneten-Versammlung veranlaßt hat. Anderenfalls beeilt man sich besser, beim Petroleummangel noch vorhandene Gasflammen im Haushalt mit elektrischen Glühkörpern zu vertauschen. Im übrigen sollte es seit Kriegsbeginn Pflicht von jedermann sein, mit der Benutzung von Licht- und Heizquellen größtmöglichst zu sparen, und es wäre endlich Zeit, daß überall dafür das dringende Verständnis herrscht. P. D.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

     

Die Rohmaterialien zur Fabrikation von Seife sind in letzter Zeit sehr knapp geworden, die Herstellung von Rasierseife vollständig eingestellt und nur solche zu 30-35fachen höheren Beträgen gegen den Friedenspreis aufzutreiben. Die Friseure können daher nicht mehr zu den bisherigen Preisen ihre Kunden bedienen, da auch die Reinigung und Beschaffung von Wäsche mit großen Kosten verknüpft ist. Eine Preissteigerung steht bevor, ebenso sollen den Zehnerkarten keine Vorzugspreise mehr eingeräumt werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)