Montag, 2. April 1917

      

Keine Lebensmittelsendungen ins Feld. Die Heeresverwaltung erläßt folgenden Aufruf: Die wärmere Jahreszeit naht. Doppelt ist damit die Mahnung am Platze: Sendet keine Lebensmittel nach der Front und den Etappengebieten. Warum? Einmal verderben sie zu leicht; sodann sind solche Sendungen überflüssig, da für die Truppen draußen durch die Heeresverwaltung reichlich gesorgt ist. Die Heimat braucht ihre Lebensmittel heute selbst; durch unnötige Feldsendungen wird sie geschädigt. Darum behaltet zu Hause, was ihr habt, und begnügt euch damit, euren feldgrauen Angehörigen nur Zigaretten, Tabak und dergleichen zu schicken. Draußen nützen Lebensmittel auch dem einzelnen wenig, im Heimatgebiete schmälert jede Versendung solcher die vorhandenen Vorräte erheblich. Darum noch einmal: Unterlaßt alle Lebensmittelsendungen ins Feld.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Warum die Engländer uns vernichten wollen? Nachstehender Aufsatz wurde von einer kleinen Achtjährigen, die die Südschule in Bonn-Kessenich besucht, selbständig als häusliche Aufgabe bearbeitet. In der Klasse hatte natürlich eine kleine Vorbesprechung des Themas stattgefunden.
Warum die Engländer uns vernichten wollen,
Früher hatten die Engländer nur allein Schiffe. Da konnten die Deutschen keinen Handel treiben. Da sagte der Kaiser, unsere Zukunft liege auf dem Wasser. Dann wollten wir auch Geld verdienen und Schiffe bauen. Die Sachen, die in Deutschland nicht verkauft wurden, haben sie mit den Schiffen nach Amerika gefahren. Die Deutschen Sachen waren viel besser und billiger. Als die Engländer mit ihren Schiffen angefahren kamen. Sagten die Leute wir haben schon Sachen. Woher denn? Von den Deutschen, die sind doch viel besser und billiger. Als die Engländer dies hörten wurden sie neidisch, und fuhren mit ihren Schiffen nach England zurück. Sie setzten sich an den Meeresrand und guckten mit dem Fernrohr ob ein deutsches Schiff käm. Als sie so guckten kam schon ein deutsches Schiff mit der schwarz-weiß-roten Flagge aufgesteckt. Da wurden die Engländer neidisch. Da ging der englische König Eduard in alle Länder, und sagte: wir wollen mit den Deutschen Krieg anfangen, und ihr sollt uns dabei helfen. Er ging auch bei den Oesterreichischen Kaiser Franz Joseph. Der wollte es um keinen Preis tun. Er sagte: wie kann ich den Deutschen untreu werden.
G.L.

Die vom Zentralkomitee der Katholiken Bonns auf gestern Nachmittag angeregte Versammlung im großen Saale des Bürgervereins war gut besucht. Anstelle des verhinderten Vorsitzenden, Herrn Justizrat Meyer, begrüßte Herr Pfarrer Stein die Versammlung und den als Redner erschienenen, in Bonn als bedeutender Kanzelredner bekannten Benediktinerpater Thimatheus Kranich, der über das Thema „Das Vaterland in Gottes Hand, Gedanken über der Heimat Heldentum im Weltkriege“ sprach. Redner zeichnete eingangs das Große unserer Zeit, die großen Menschen aus dem Stahlbade des Krieges hervorgehen und sich auswirken lasse auf dem Feld der Pflicht, Ehre und Liebe. Nur aus dem königlichen Kreuzesblute hole sich unser deutsches Heer seine Kraft für sein übermenschliches Ringen. Heute spreche Gott zu uns; wer da nicht seine Stimme höre, der sei nicht eines deutschen Grußes und seines deutschen Namens wert. Der Kampf könne und müsse erst Weihe erhalten durch die Religion, dann erst sei die Zukunft gesichert. Die hohe und volle Bedeutung des Begriffes Vaterland, dem alle persönlichen Interessen geopfert werden müßten, wäre vielen verloren gegangen gewesen und sei in ihrem wahren Wert erst jetzt wieder recht zur Geltung gekommen. Zivilisation einer Nation ohne wahre Kultur sei ein Unding, dies zeige sich in der gegenwärtigen blutigen, tragischen Ironie des Kriegstones Englands. Ein Lump könne hochzivilisiert aber nie mit Kultur erfüllt sein. Kultur sei Seele und echte Religion, die den Engländern vollständig abgingen und die ihre nationale Leidenschaft nur in den Dienst eines Geschäftes stellten. Glaube, Recht, Liebe und Treue sei die Kultur, die wir im Begriffe Deutsches Vaterland umschließen würden. Anders sei kein Fortschritt in der Kultur, als nur dann, wenn bewiesen werde, daß alles in Gottes Hand ruhe. Und dies sein bei uns der Fall durch die Majestät der Gesetze. Selbst die Himmelsriesen könnten ohne Gesetze ihr Dasein nicht führen. Gerade in der Organisation und Gesetzgebung ruhe die Kraft und Größe unseres Volkes. Der eiserne Gesetzesring schließt uns zur nationalen Zusammengehörigkeit zusammen. Ohne Gesetze hätten wir uns selbst aufgegeben und wären von Gott aufgegeben. Ein weiteres Einheitsband bilde die Wertschätzung und Pflege des Idealismus. Das Ideal der Einheitsschule, das unseren Vätern schon vor hundert Jahre vorgeschwebt habe, bleibe noch abzuwarten. [...] Wir brauchen ferner mehr Ideale des Christentums, dessen wahrer Zentralfaktor Christus sei. Die Höhe des Christentums bilde die Höhe der Menschheit. Jetzt sollen alle, die sich Christen nennen, zusammenfinden unter der Fahne Christi für die große Zukunft unseres Volkes, denn wir brauchen Kraftquellen aus der Höhe. Auch ergehe jetzt ganz besonders der Ruf: Ihr Mütter vor die innere Front! Damit ein christliches Haus gewahrt bleibe, als ein ebenfalls hoher Gewinn aus dem Kriege. Mutter und Religion gehörten zusammen. Eine Frau, die nicht fromm sein, sei widerlich und wirke wie ein Eisblock im Blumenbeet. In der deutschen Not tue ferner jetzt die Hilfe der deutschen Arbeit not. Der Vaterländische Hilfsdienst müsse sich als Gottesdienst gestalten, dann würden bleibende Werte geschaffen. Vor allem aber gebrauchten wir jetzt Kraft zum Opfer. Von oben her müßten wir die Erneuerung der Opferkraft spüren, die uns wie ein heiliges Feuer fähig mache zu großen Taten. Diese Kraft für das Märtyrertum unserer Zeit müßten wir uns holen aus den Höhe, damit als Frucht aller Erfüllungen unserer Pflichten eine große herrliche und christliche Zukunft uns und unserem Vaterland beschieden werde. Den ergreifenden Ausführungen des Redners wurde lebhafter Beifall gespendet.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Der gestrige offene Sonntag brachte einen ziemlich starken Verkehr in der Stadt, freilich war er entfernt nicht so groß, wie in Friedenszeiten. Die Geschäfte wurden, soweit nicht durch die Kriegsmaßnahmen Einschränkungen vorlagen, ziemlich von Käufern besucht. Sämtliche Schuhwarengeschäfte waren von 2 Uhr mittags ab – einige den ganzen Tag – geschlossen. In einer seitens des Schulhändlervereins in der vorigen Woche stattgefundenen Versammlung wurde beschlossen, wegen Waren mangels am gestrigen Sonntag von 2 Uhr ab zu schließen, ferner bleiben am 2. Osterfeiertage sowie während der Dauer des Krieges an allen Sonn- und gesetzlichen Feiertagen die Schuhwarengeschäfte ganz geschlossen, wie dieses schon seit längerer Zeit infolge des bestehenden Warenmangels in anderen Städten der Fall ist.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)