Montag, 5. März 1917

       

Anzeigen im General-Anzeiger vom 5. März 1917Kriegsbettag am 11. März. Der Evangelische Oberkirchenrat in Berlin hat angeordnet, daß der Sonntag Oculi, der 11. März, in allen evangelischen Gemeinden als Kriegsbettag gehalten wird, bei dem in Predigt, Gebet und Fürbitte des Ernstes der Stunde und der Aufgaben, die sie an Heer und Flotte stellt, gedacht wird.

Kaninchen und Ziegen finden bei den Spitzbuben jetzt mehr denn je Liebhaber. In der Nacht zum Samstag sind in einem Stalle an der Esche zwei Ziegen und zwei Kaninchen geschlachtet, das Fleisch ist, weil die Diebe wahrscheinlich gestört wurden, aber liegen gelassen worden, und in der Nacht zum Sonntag sind in Grau-Rheindorf drei Rassekaninchen im Werte von 100 Mark geschlachtet und gestohlen worden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

        

Lebensmittelkarten. Wir müssen doch dringend bitten, daß das Lebensmittelamt nicht so hart verfährt und das eigene Ausschneiden der Lebensmittelkarten gestattet. Es bekommt doch keiner mehr oder weniger, wenn er die Kärtchen herausschneidet und es werden neben den schon an dieser Stelle gerügten Missstände auch andere beseitigt, z. B. wegen Butter muß man lange stehen, ich schicke mein Kind mit der Butterkarte ins Geschäft und besorge während der Zeit meine Einkäufe im Kolonialwarengeschäft, wo ich auf die Fettkarte Rüböl erhalte. Eines meiner Kinder verlor die ganzen Warenkarten, was bei einzelnen herausgeschnittenen Kärtchen kein so großer Verlust gewesen wäre. Ferner nimmt das Abschneiden in manchen Geschäften, z. B. beim Metzger, sehr lange Zeit weg, die man den Leuten doch ersparen kann. Und endlich ist es viel bequemer, sein Kärtchen schnell ins Portemonnaie stecken zu können, als man die Karten in der Hand halten oder dafür eine Tasche mitnehmen muß, zumal wenn es sich um Waren handelt, die vom Geschäft aus geschickt werden und man sonst nichts zu tragen hat. Einige Hausfrauen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

     

Das Städtische Bekleidungsamt ladet zu zwei wichtigen Versammlungen ein. Die Bekanntmachung der Reichsbekleidungsstelle über die Bestandsaufnahme von Schuhwaren und die Einführung neuer Bezugsscheine sowie andere seitens der Reichsbekleidungsstelle getroffenen Maßnahmen und Entscheidungen geben Anlaß, die Schuhwarenhändler und die Kaufleute der Web-, Wirk- und Strickwarenzweige im Stadtbezirk Bonn in gemeinsamer Besprechung aufzuklären. Zu diesem Zwecke sind die Schuhhändler des Stadtbezirks Bonn auf Dienstag, den 6. ds. Mts. und die Kaufleute der Web-, Wirk- und Strickwaren auf Donnerstag, den 8. ds. Mts., abends 8 Uhr nach dem Saal des Gasthofes Goldener Stern am Mark eingeladen.

Das Ende der Beschränkungen. Die zugunsten der Ersparnisse von Kohlen seit dem 8. Februar in Köln bestehenden Beschränkungen werden, wie die Kölner Blätter melden, durch eine Verfügung des Gouverneurs am Mittwoch, den 7. d. M., wieder aufgehoben. Es werden also demnächst die städtischen Theater und Museen wieder geöffnet werden können, namentlich aber auch die Beschränkungen, die noch für die privaten Theater, Lichtspielhäuser, sonstige Vergnügungsstätten, die Konzert- und Versammlungsräume bestanden, in Wegfall kommen. Ebenso wird die Polizeistunde dann wieder auf 11 Uhr abends ausgedehnt werden. Da Bonn zum Festungsbereich Köln gehört, werden die noch bestehenden Beschränkungen wohl auch hier mit dem gleichen Tage aufgehoben werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“