Freitag, 9. Februar 1917

     

Vaterländischer Hilfsdienst für Frauen in Bonn. Die von den Frauenvereinigungen Bonns unter Leitung des Herrn Dr. Krantz eingerichtete Anmeldestelle für den vaterländischen Hilfsdienst für Frauen im Saale Schmitz, Burbacherstraße 33, muß vorläufig geschlossen werden, da die Königliche Geschoßfabrik mitgeteilt hat, daß zurzeit keine weiblichen Arbeitskräfte für die Prüfungswerkstätte eingestellt werden können. So bald diese Verhältnisse sich geändert haben, wird die seinerzeit mit Genehmigung der Königlichen Geschloßfabrik eingerichtete Anmeldestelle wieder eröffnet und hierüber eine entsprechende Mitteilung gemacht werden. Denjenigen, die sich bereits für den Vaterländischen Hilfsdienst für Frauen zur Verfügung gestellt hatten, müssen die Papiere vorläufig leider zurückgesandt werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Die Kälte hat immer noch nicht nachgelassen. Heute früh wurden im Innern der Stadt noch 13 Grad Celsius unter Null festgestellt. Der von dem Mondwechsel erhoffte Umschwung der Witterungsverhältnisse ist doch nicht eingetreten. Es scheint, als ob die Meteorologen diesmal Recht behalten sollten, die für die ganze Dauer des Februar feststehende kalte Witterung prophezeit haben. Hoffentlich hat der Himmel trotzdem recht bald ein Einsehen und die Kälte nachlassen wird.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Eier. Leider blieben für die Nummern 3 und 4 keine Eier mehr übrig, sodaß es schon Dienstagmorgen früh überall hieß, Eier ausverkauft. Hoffentlich werden doch bei der nächsten Eierverteilung an erster Stelle die Nummern 3 und 4 berücksichtigt, welche diese Woche keine Eier erhielten. Eine Hausfrau.

Schutz den Ziehhunden. Trotzdem die Polizei vorschreibt, daß den Ziehhunden beim Anhalten des Fuhrwerks ein Brett als Unterlage dienen muß, kann man täglich beobachten, daß viele Ziehhunde, namentlich solche, die in Kohlenfuhrwerke eingeschirrt sind, ohne jede Unterlage auf der bloßen Erde liegen. Haben denn die Besitzer dieser Hunde, die ihnen doch helfen, ihr Brot verdienen, kein Herz für diese armen Tiere, die bei der starken Kälte fast zu Tode frieren? Wenn im Guten keine Aenderung in dieser Tierquälerei zu erreichen ist, dann kann nur rücksichtsloses Vorgehen der Behörde helfen. Ein Strafmandat hilft bei manchen Leuten mehr als alle Vernunftsgründe. Ein Tierfreund.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

     

Zur Aushülfe bei der Frühjahrsbestellung und der Ernte wird sich infolge der mangelnden Arbeitskräfte in landwirtschaftlichen und gärtnerischen Betrieben eine stärkere Heranziehung der städtischen Schuljugend empfehlen. Die durchweg anerkennenden Zeugnisse der Landwirte über die bisherige Mitarbeit der Düsseldorfer Ernte-Hilfskommandos im vergangenen Jahre haben gezeigt, daß die Verwendung der städtischen Jugend auf dem Lande durchaus möglich und für beide Teile, Landwirt und Städter, von großem Nutzen sein kann. Die Landwirte haben das anfängliche Mißtrauen gegen die Ausdauer und Arbeitskraft der jugendlichen Städter bald überwunden, als sie erkannten, daß die Städter den festen Willen zeigten, die einmal in Angriff genommene Arbeit beharrlich durchzuführen und sich auch überraschend schnell an die ungewohnten körperlichen Anstrengungen gewöhnten. Für die Schuljugend aber ist es von unschätzbarem Vorteil, auf einige Wochen der Stadt entronnen zu sein und in der gesunden Landluft zu leben. Vielen Eltern dürfte es in jetziger Zeit eine große Erleichterung sein, ihre Kinder 4 – 6 Wochen lang ohne besondere Kosten gut untergebracht und gesund beschäftigt zu wissen. Diese Beschäftigung mit landwirtschaftlichen Arbeiten wird auch in vieler Beziehung zur Förderung des Verständnisses zwischen Städter und Landwirt beitragen können, was bei vielen jetzt auf beiden Seiten bestehenden unbegründeten Vorurteilen nur von Wert für das gesamte Volk sein kann. Schließlich muß besonders darauf hingewiesen werden, da nur junge Leute für Erntearbeiten in Frage kommen, die in ihren Ansprüchen auf Verpflegung und Unterkommen bescheiden und sich des Ernstes und der Anstrengungen der Landarbeit bewußt sind und die genügende körperliche Kraft wie auch gute Gesundheit besitzen. Geschlecht, Größe und Alter spielen eine viel geringere Rolle, als der feste Wille und die körperliche Zähigkeit. Ueber Einzelheiten sind die Behörden zu jeder Auskunft gern bereit.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)